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Lese-Impulse werden offline gesetzt

Der digitale Markt entwickelt sich schneller, als so manchen Verlegern und Buchhändlern recht sein mag. Nicht nur die aktuellen Zahlen der Bitkom zum E-Reader-Absatz dürften in der Branche für Diskussionen sorgen.
Schon in der vergangenen Woche hatte die Bitkom erste Zahlen einer neuen Studie vorgelegt. Nach Schätzungen des Technologie-Verbands (auf Basis von GfK-Zahlen) werden in diesem Jahr rund 832.000 Reader verkauft – rund 600.000 Geräte weniger als ursprünglich angenommen. Erklärung für die flacher werdende Absatz-Kurve:  die stärker werdende Konkurrenz der immer günstiger angebotenen Tablets. Deren Absatz werde 2013 bei 8 Mio Geräten liegen. „Nach unserer Einschätzung werden Tablets das wichtigste Mediengerät, auch für E-Books“, prognostiziert Achim Berg, Bitkom-Vizepräsident.
Weitere Ergebnisse der Studie: 
  • Lektüremix: 74% der befragten Deutschen (2528 Personen) lesen gedruckte Bücher, 21% lesen E-Books (Mehrfachnennungen möglich), und 25% lesen weder Print noch Digital. 
  • E-Skeptiker: Unter den Nicht-E-Lesern sagen 72%, dass sie auch in Zukunft keine E-Books lesen wollen – diese Zielgruppe zu erschließen, könnte die härteste Nuss für die Digital-Strategen der Branche werden. „Die Beharrungskräfte beim Kulturgut Buch sind offenbar immer noch groß“, erklärt Berg.
  • Hauptgründe der E-Book-Skeptiker: Die sinnliche Wahrnehmung von Büchern fehle (48%), zu hohe E-Reader-Preise (47%) und die Skepsis gegenüber Bildschirm-Lesen (43%).
  • Geräte-Vorlieben: Überraschend ist außerdem, dass die Liste der bevorzugten Lesegeräte weiterhin deutlich von PCs/Laptops (77%) beherrscht  wird, gefolgt von Smartphones (58%), Tablets (21%), erst auf Platz 4 folgen die E-Reader (18%, Mehrfachnennungen möglich).
  • Bezugsquellen: 49% der E-Book-Leser nutzen neben dem Kauf alternative Quellen zum Bezug von E-Books, allen voran die Onleihe-Angebote der Bibliotheken (17%) und kommerzielle digitale Ausleihen à la Skoobe (15%) sowie frei verfügbare Titel (15%). 
  • 6% der E-Book-Leser räumen ein, dass sie illegale Quellen nutzen, um an E-Books zu kommen – weitere 26% geben „Das bleibt mein Geheimnis“ an.
  • Entdeckungen: Selbst bei den (regelmäßigen und gelegentlichen) E-Book-Lesern werden die Impulse zum Lesen offline gesetzt. Auf die Frage, wie sie auf Bücher aufmerksam werden, verweisen 65% auf persönliche Empfehlungen durch Freunde/Bekannte, 45% auf Stöbern im Buchhandel und 30% auf Empfehlungen von Buchhändlern.
  • Demgegenüber liegen automatisierte Empfehlungen basierend auf den Käufen anderer Kunden (25%) oder den eigenen Käufen (16%) weit hinter den Offline-Tipps. Dass die Lesetipps durch soziale Netzwerke empfangen wurden, gaben nur 11% an.
  • Frequenz: Während Amazon seit Jahren behauptet, die eigenen Kindle-Kunden hätten ihre Bücher-Käufe deutlich ausgeweitet, erklären 86% der befragten E-Book-Leser, dass sie genauso viel lesen wie vor dem Erstkontakt mit digitalen Büchern.

Die Bitkom schließt aus der Studie mehrere Folgerungen:

  • Tablets würden zum wichtigsten Mediengerät, auch für E-Books.
  • Aus der Aktualisierbarkeit von E-Books ergäben sich neue Nutzungs- und Geschäftsmodelle, z.B. Bücher-Abos.
  • Alternative Nutzungsmodelle würden weiter wachsen, nach dem Spotify-Prinzip könnten künftig Flatrate- und Leihmodelle zunehmend Akzeptanz finden.
  • E-Books werden multimedial, dies sei insbesondere für Schul- und Lehrbücher interessant. „Aus unserer Sicht sollten digitale Bücher in Schulen die gedruckten Ausgaben besser früher als später ersetzen.“
  • Lesen werde sozialer, das Teilen von Textstellen oder ganzer Leselisten im Social Web nehme zu.
  • Das Lesen werde transparenter. „Verlage und Autoren wissen, wann Leser ein Buch abgebrochen haben oder wann sie ein Kapitel übersprungen haben. Das bringt ganz neue Möglichkeiten, die Plots von Romanen oder auch Sachbücher zu gestalten.“

Kommentare

5 Kommentare zu "Lese-Impulse werden offline gesetzt"

  1. Ich lese ja sehr gerne gedrucktes – aber auf Reisen ist das eBook einfach unschlagbar. Wasserdicht müsste der eBookreader noch sein.

    Was ich nicht verstehen kann, ist, dass Leute eBooks auf dem PC lesen.

    • Es gibt halt Leute, die Ebooks nicht als vergnügliche Reiselektüre verwenden, sondern auch damit arbeiten, und das natürlich dann am PC. Will ich zitieren, wurschtel ich doch nicht mit einem Reader rum.

  2. Persönliche Empfehlungen müssen keine Offline-Empfehlungen sein. Gerade die eBook-Leser sind oft in Lese-Communities vernetzt und haben „Online-Freunde“, die z.B. interessante Bücher bei Facebook posten.

  3. Der letzte Punkt hinterlässt doch eher einen schalen Nachgeschmack: Schreiben in vorauseilendem Gehorsam? Ich dachte immer, es genügt, wenn ein Autor sein (Schreib-)Handwerk beherrscht. Und als Leser würde ich mich fragen, ob jemand die Geschichte nur erzählt, damit ich sie kaufe?

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