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Die neue J.K. Rowling?

Das Fantasy-Romandebüt der jungen Engländerin Samantha Shannon (Foto) weckt weltweit Bestseller-Erwartungen. „The Bone Season“ wurde in 21 Länder verkauft; die Autorin wird in den Medien bereits als neue J.K. Rowling gefeiert. Die deutsche Übersetzung kommt als Herbst-Schwerpunkttitel im Berlin Verlag.

© Mark Pringle/Bloomsbury

Samantha Shannon ist eine 21-jährige Engländerin und hat geschafft, was vielen gestandenen Autoren versagt bleibt: Ihr Roman „The Bone Season“, der erste einer auf sieben Bände angelegten Serie, ist das Buch, über das die Buchbranche in diesem Sommer weltweit spricht.
Der Debütroman, der mit seiner Mischung aus fantastischen Elementen und dystopischer Spannung besonders die „Panem“-Fans ansprechen dürften, die nach dem Ende von Suzanne Collins’ Bestseller-Trilogie nach neuer Lektüre lechzen, ist gerade in Großbritannien und den USA erschienen und kommt demnächst in weiteren 21 Ländern heraus. Die deutschen Rechte hat sich der Berlin Verlag gesichert.
Die Karriere von Samantha Shannon, die gerade in Oxford ihr Literaturstudium abgeschlossen hat, beginnt im Frühjahr 2012 in London mit einem Telefonanruf bei Alexandra Pringle, der Cheflektorin von Bloomsbury. Anrufer ist der Literaturagent David Godwin, der sie um einen Gefallen bittet. Pringle möge doch das Manuskript einer Praktikantin seiner Agentur lesen, wobei fantastische Literatur eigentlich gar nicht sein Metier ist. O-Ton Godwin laut Pringle: „Ich habe da dieses Manuskript und weiß nicht, was ich davon halten soll; Sie werden es vielleicht nicht mögen, und das ist völlig in Ordnung, aber ich schicke es Ihnen trotzdem, weil ich glaube, dass es etwas Besonderes ist.“
Social Media mögen Claire Mahoney
Pringle liest die Geschichte der jungen Claire Mahoney, die Gedanken lesen kann, im Jahr 2059 in das ehemalige Oxford verschleppt wird, wo sie in einem totalitären Regime als Sklavin dienen soll. Was Pringle liest, gefällt ihr, sie sichert sich die englischsprachigen Weltrechte an den ersten drei Büchern; es ist von 100.000 Pfund die Rede.
Von der Qualität ihres Einkaufs ist sie von Anfang an überzeugt, doch der Hype, mit der Samantha Shannon in den vergangenen Wochen im Internet zur potenziellen Nachfolgerin von J.K. Rowling hochstilisiert wurde, hat auch die erfahrene Verlagsfrau überrascht. Facebook, Twitter und Co. haben maßgeblichen Anteil daran, dass Bloomsbury die Startauflage von „The Bone Season“ aufgrund der hohen Vorbestellzahlen aus dem Buchhandel mehrfach aufgestockt hat; in den USA auf jetzt immerhin 150 000 Exemplare.
Berlin Verlag zieht vor
Das Rauschen in den sozialen Medien schlägt auch auf die deutsche Übersetzung durch, schon weil immer mehr Leser hierzulande nach dem Original greifen, wenn (noch) keine Übersetzung verfügbar ist:
  • Der seit 2012 zu Bonnier gehörende Berlin Verlag zieht „The Bone Season – Die Träumerin“ als Schwerpunkttitel in den Herbst vor.
  • Zum Einstimmen hat der Verlag eine digitale XXL-Leseprobe der ersten drei Kapitel online gestellt. 
  • Ab 1. Oktober ist das von einer Social-Media-Kampagne begleitete E-Book lieferbar.
  • Die gebundene Ausgabe ist für den 12. November terminiert; auf der Frankfurter Buchmesse werden Leseproben verteilt, um auf die Printausgabe einzustimmen.
  • Zeitgleich mit dem digitalen Buch erscheint im Bonnier-Schwesterverlag Hörbuch Hamburg auch die Audioversion.
Auf Samantha Shannon aufmerksam geworden ist Berlin-Lektorin Jana-Maria Hartmann eher zufällig. Das war im April 2012 auf der London Book Fair, zu einer Zeit also, als der Berlin Verlag und sein ehemaliger Eigentümer Bloomsbury schon getrennte Wege gingen. Sie war zu einer Party auf dem Hausboot von Alexandra Pringle eingeladen, bei der auch über die junge Debütautorin gesprochen wurde. Neugierig geworden forderte sie das Manuskript an und war wie vorher Pringle begeistert.
Gleichwohl musste Hartmann zunächst im Verlag „einige Überzeugungsarbeit“ leisten, bevor sie grünes Licht für ein Gebot bekam. Vorerst hat sie nur den ersten Band „günstig“ eingekauft („Wir waren international die Ersten und niemand sonst hatte in Deutschland Interesse“), aber Berlin hat eine Option auf die Folgebände.

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