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All you can read

Noch zögern die meisten Verlage, ihre E-Books für Flatrate-Modelle freizugeben, doch mit zwei neuen US-Diensten kommt Bewegung in die Diskussion. Die Konzepte von Oyster und eReatah sind auf den ersten Blick überzeugend, aber bis zum Erfolg gibt es noch große Hürden zu bewältigen.
Details zu Oyster:
  • Start: Der US-Anbieter ist zurzeit nur auf Einladung verfügbar, soll aber demnächst für die breite Öffentlichkeit verfügbar sein. 
  • Preis: Die Nutzer können für eine Monatsgebühr von 9,95 Dollar unbegrenzt auf ein Sortiment von aktuell rund 100.000 E-Books zugreifen. 


  • Geräte: Noch ist Oyster nur für iPhone und iPod touch verfügbar, im Laufe der kommenden Monate soll eine iPad-Version folgen. Eine Android-Lösung ist vorerst nicht geplant.
  • Verlagspartner: Zum Start konnte das Start-up von den fünf größten US-Verlagen nur HarperCollins gewinnen, wartet aber mit Houghton Mifflin Harcourt, Workman, dem Selfpublishing-Anbieter Smashwords, OpenRoads und Melville House bereits mit einem recht ansehnlichen Titelangebot auf. 

  • Titelangebot: Zwar sind keine aktuellen Bestseller im Angebot, berichtet Laura Hazard Owen in einem ausführlichen Test für „Gigaom. Doch bekannte Titel wie „Wasser für die Elefanten“ von Sara Gruen, „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ von Tolkien oder „Alles ist erleuchtet“ von Jonathan Safran Foer sind durchaus zu finden.


  • Social Reading: Die Nutzer können den Lektüre-Status und die Buchempfehlungen von Freunden verfolgen. Außerdem gibt es einen Empfehlungs-Algorithmus, der mit der Zeit die Vorlieben des Nutzers erlernt.
  • Abrechnung: Zur Bezahlung der Verlage und Autoren will sich das US-Unternehmen nicht äußern und verweist gegenüber „Gigaom“ lediglich darauf, dass man von den Fehlern der anderen Flatrate-Modelle habe lernen können. 
  • Offline-Lektüre: Eine Internet-Verbindung ist nur erforderlich, wenn man neue Titel herunterladen will. Bereits heruntergeladene E-Books lassen sich im Offline-Modus lesen. 
Der Flatrate-Dienst eReatah setzt auf ein ähnliches Modell:
  • Preis: Die Nutzer können wählen, ob sie 16,99 Dollar pro Monat für zwei neue Titel, 25,50 für drei E-Books oder 33,50 Dollar für vier Titel pro Monat bezahlen wollen. Der Preis für ein E-Book liegt somit bei stolzen 8,50 Dollar. 
  • Damit ist das Modell deutlich teurer als das von Oyster – insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass das Konkurrenzmodell die Zahl der Titel nicht einschränkt. 
  • Angebot: Rund 80.000 Titel sollen zum Start angeboten werden, darunter auch einige Titel vom US-Großverlag Simon & Schuster.
  • Geräte: Verfügbar ist bereits eine App für iPhone und iPad:

Der Erfolg der Plattformen wird wesentlich davon abhängen, wie attraktiv das Angebot für die Leser ist und welche Titel und Verlage sie noch gewinnen können. Bisher sind die meisten Verlage und Autoren eher skeptisch, ob sich mit Flatrate-Modellen tatsächlich Geld verdienen lässt und wie die Honorare für Autoren abgerechnet werden sollen. 
Die im „Wall Street Journal“ zitierten Branchenexperten und Analysten fragen sich, ob sich das in der Film- und Musikindustrie erfolgreiche Flatrate-Modell tatsächlich auf den E-Book-Markt übertragen lässt. Auch die Überzeugungsarbeit bei den Verlagen sei eine schwierige Aufgabe, weil diese seit über 100 Jahren auf ein anderes Geschäftsmodell setzten und die Auswirkungen von Flatrate-Modellen außerdem schwer abschätzbar seien.  
Auch die deutschen Verlage wagen zaghafte Versuche, ihre Titel zu vermieten – bei folgenden Anbietern:
  • Amazon: Seit Oktober 2012 können „Prime“-Kunden von Amazon jeden Monat ohne zusätzliche Kosten ein Kindle-Buch ausleihen. Das Angebot beschränkt sich vor allem auf die hauseigenen Amazon-Titel sowie die Titel der Selfpublishing-Autoren („Kindle Direct Publishing“). Mit Bastei Lübbe, Oetinger, Emons und dtv sind auch einige deutsche Verlage mit im Boot.
  • Skoobe: Beim Flatrate-Modell von Holtzbrinck und Bertelsmann sind zurzeit vorwiegend Backlist-Titel zu finden; auch beschränkt sich das Angebot auf Titel der beteiligten Verlage sowie Bastei Lübbe. Skoobe kostet – ebenso wie Oyster – in der Basis-Version 9,99 Euro, allerdings ist die Lektüre aber auf 3 gleichzeitig ausleihbare Bücher beschränkt. Bei dem teuersten Abo-Modell für 19,99 Euro pro Monat sind 15 Regalplätze verfügbar.
  • PaperC: Das Fachportal bietet seit dem 6. Juni Buch-Pakete zu bestimmten Themen an, die von PaperC zusammengestellt werden und von den Nutzern wahlweise für einen Monat, drei oder sechs Monate gemietet werden können. Durch das Mietmodell spare der Nutzer mehr als 60% des ursprünglichen E-Book-Preises, wirbt das Unternehmen.

Zudem gibt es einige Vorstöße für den Vermietung einzelner Titel:

  • MVB: Die Börsenvereins-Tochter testet seit Herbst 2012 die Miete von Einzeltiteln über „Libreka“. Das geplante Flatrate-Modell wurde erst einmal zurückgestellt.
  • Google: Offenbar bereitet auch Google die Vermietung von E-Books vor – allerdings nicht als Flatrate, sondern auf einzelne Titel beschränkt. 
  • Ciando: Auch Ciando plant ein ähnliches Angebot. Der Starttermin wurde vorerst verschoben.

Des Weiteren werden E-Books  in Deutschland über die Bibliotheken für den Verleih angeboten, zur Verfügung gestellt werden die Titel der „Onleihe“ über die Ekz-Tochter DiViBib

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