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Kein erkennbarer Anstieg der Piraterie

Im April 2012  verabschiedete sich das Science-Fiction-/Fantasy- sowie Thriller-Imprint Tor/Forge von hartem Kopierschutz. Ein Jahr später bilanziert die in Großbritannien und den USA aktive Macmillan-Tochter (gehört zu Holtzbrinck) den Verzicht auf DRM.

Rückblick: Verleger Tom Doherty hatte vor einem Jahr angekündigt, die gesamte Backlist sowie alle Novitäten ab Juli 2012 ohne DRM anbieten zu wollen. Begründung: „Unsere Autoren und Leser haben sich dies seit langer Zeit gewünscht.“ Dies sei eine technologisch versierte Gruppe, „und DRM nervt sie permanent. Das hindert sie daran, legal gekaufte E-Books vernünftig zu nutzen, etwa sie von einem auf das andere Gerät zu übertragen.“ Im Interview mit buchreport führte der Verleger seine Argumente im Sommer 2012 aus.
Nach der aktuellen Einschätzung von Doherty hat es keinen erkennbaren Anstieg der Piraterie bei den DRM-freien Titeln innerhalb des einen Jahres gegeben. Die Leser und Autoren hätten zudem euphorisch auf die Nachricht zum DRM-Verzicht reagiert. So etwa der Autor Kay Kristoff („Stormdancer“), der den Schritt „visionär“ und „dramatisch“ zugleich genannt habe – ein „Sieg für den Verbraucher“ und Tag zum Anstreichen im Kalender der Geschichte des Verlagswesens.
Im Tor-Blog verweist der Verleger außerdem auf einen der wesentlichen Einwände gegen den Verzicht auf DRM: den Schutz des Urheberrechts. Und hält dagegen, dass auch Titel mit DRM-Schutz illegal verbreitet würden, „außerdem glauben wir, dass die große Mehrheit der Leser genauso gegen Piraterie ist wie Verleger, weil sie erkennen, dass Piraterie das Einkommen des Autors aus seiner kreativen Arbeit beschränkt“. 
Dohertys Einschätzungen decken sich mit den Ausführungen von Charlie Redmayne, Chef der Harry Potter-Community (mit angeschlossenem E-Book-Shop) Pottermore. Der Verzicht auf den harten Kopierschutz habe nicht die Piraterie verstärkt, erklärte Redmayne im Video-Interview mit buchreport.de.
Auch hierzulande bleibt der Verzicht auf DRM ein großes Thema. Auf der TOC buchreport sprach sich die auf dem E-Book-Markt erfahrene Beraterin Nina Kreutzfeldt massiv dagegen aus:
 
Und selbst im Buchhandel herrscht teilweise eine Anti-DRM-Stimmung. So etwa bei Susanne Martin (Schiller Buchhandlung, Stuttgart), die im Gespräch mit buchreport erklärte, dass der Wegfall des harten Kopierschutzes eine Voraussetzung dafür sei, dass das Sortiment im E-Book-Geschäft mithalten könne. Auch der Berliner Versandbuchhändler René Kohl (Kohlibri) hat den harten Kopierschutz im buchreport-Interview kritisiert: „Die Rechterestriktion stärkt Amazon, schwächt alle übrigen Marktteilnehmer und macht kundengerechte E-Book-Lösungen im Grunde unmöglich.“

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