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Wir unterscheiden uns von Goodreads

Die Übernahme von Goodreads durch Amazon (hier mehr) schlägt weltweit hohe Wellen. Auch hierzulande könnte der Wettbewerb der Buch-Communitys verschärft werden. Sandra Dittert (Geschäftsführerin, Foto: li.) und Mirjam Mieschendahl (Projektleiterin, re.) vom hiesigen Marktführer Lovelybooks (Holtzbrinck) reagieren dennoch gelassen.  
Amazon hat Goodreads angeblich für einen dreistelligen Mio-Betrag gekauft. Sind Lesercommunities so wertvoll?
Sandra Dittert: Netzwerke wie Goodreads und LovelyBooks bieten Lesern die Möglichkeit, sich über Bücher zu unterhalten, sich gegenseitig Lesetipps zu geben und erleichtern so das Entdecken von neuem Lesestoff. Gleichzeitig finden Autoren, Verlage, Buchhändler und Bibliotheken bei LovelyBooks den direkten Kontakt zu ihren Lesern. Persönliche Leseempfehlungen zwischen Lesern spielen im Internet eine wichtige Rolle, wenn es darum geht das nächste gute Buch zu suchen und zu entdecken.
In Deutschland hat sich Social Reading noch nicht so durchgesetzt wie in den USA, wenn man sich die Zuwachsraten anschaut. Wo sehen Sie die Problemfelder?
Sandra Dittert: In den USA hat E-Reading schon eine weitaus größere Verbreitung als in Deutschland. Dies steht in direktem Zusammenhang mit der Nachfrage nach Social Reading-Angeboten. Wir stellen aber fest, dass auch die deutschsprachigen Leser zunehmend zum E-Book greifen und sich im Zuge dessen auch immer mehr für Social Reading-Angebote interessieren. Zudem wandern Leser auf der Suche nach neuen Büchern immer öfter ins Netz, finden dort z.B. die Buchempfehlungen anderer Leser bei LovelyBooks und entdecken dann die erweiterten Social Reading-Möglichkeiten für sich. Dies ist allerdings ein Prozess, der nicht von heute auf morgen stattfindet, sondern sich kontinuierlich weiterentwickelt. Aktuell werden im LovelyBooks-Social Reading Stream täglich über 3000 Beiträge zu Büchern und Autoren von Lesern verfasst und das mit Steigerungsraten von mehr als 12% pro Monat. Die Zunahme der Gespräche zeigt uns, wie das Bedürfnis der Leser wächst, sich über Bücher auch im Internet auszutauschen. Bei LovelyBooks ermöglichen wir nicht nur die klassischen Beitragsformen wie Buchbewertungen und Rezensionen, sondern fördern sehr stark den direkten Austausch zwischen Lesern und Autoren. Das kommt sowohl bei den Lesern, als auch den Autoren sehr gut an. 
Amazon dürfte mit Goodreads über kurz oder lang auch auf den deutschen Markt stoßen. Wie wappnen Sie sich?
Mirjam Mieschendahl: Deutschsprachige Leser nutzen auch jetzt schon Goodreads, es handelt sich also nicht um einen neuen Mitbewerber. Neben den vergleichbaren Grundfunktionen gibt es aber zwischen Goodreads und LovelyBooks sehr wichtige Unterscheidungsmerkmale. Der LovelyBooks-Social Reading Stream ist zum Beispiel so eine Funktion. Der Stream fördert nicht nur die Gespräche über Bücher und verbindet Leser mit Autoren, er macht die Gespräche auch auf den entsprechenden Buch- und Autorenseiten sichtbar und darüber hinaus zeitgleich in E-Books und Widgets auf anderen Webseiten. Im März haben 290 Autoren den LovelyBooks-Stream genutzt, um mit Lesern in direkten Kontakt zu treten und das Feedback zeigt uns, dass die Leser diese Form des Austausches lieben. Insgesamt sind bereits über 2300 Autoren bei LovelyBooks aktiv und die täglichen Anfragen von Autoren haben sich seit dem Relaunch verdoppelt. Diesen Vernetzungsgedanken über die Webseite hinaus und die Erschaffung neuer Kontaktmöglichkeiten zwischen Lesern, aber auch zwischen Lesern und Autoren, werden wir weiter verfolgen. 
Sie haben kürzlich das Konzept verändert, in Richtung Entdeckung von Büchern. Ist damit auch eine Änderung des Geschäftsmodells verbunden?
Mirjam Mieschendahl: Wir haben das Konzept von LovelyBooks nicht geändert. Auf LovelyBooks ging es schon immer darum, Bücher zu entdecken, sich mit anderen Lesern auszutauschen und Autoren und ihre Leser zusammenzubringen. Mit dem Relaunch der Plattform haben wir diese Möglichkeiten erweitert und erleichtern Stöbererlebnisse und persönliche Buchempfehlungen zwischen Lesern über die neue Followingfunktion. Großflächige Buchcover in Kombination mit prägnanten Kurzmeinungen (Quotes) von Lesern vermitteln die Stimmung und Thematik eines Buches auf den ersten Blick. Jedes einzelne Buch und jeder Autor wird in Szene gesetzt. Der emotionale Designansatz schafft dabei eine Atmosphäre, die zum längeren Verweilen einlädt und die Lust zum Stöbern weckt. Die ersten Auswertungen zeigen uns, dass das Konzept aufzugehen scheint, die Verweildauer auf den Buchseiten ist z.B. seit dem Relaunch der Seite um 71% gestiegen. Wir müssen dies nun weiter beobachten, aber es zeichnet sich ab, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Womit verdienen Sie Geld?
Mirjam Mieschendahl: Das Geschäftsmodell von LovelyBooks basiert derzeit überwiegend auf Affiliate- und Werbeerlösen. 
Es gab kürzlich eine Studie von Bowker, nach der die Entdeckung von Büchern weiterhin primär im stationären Handel stattfindet – und nicht zB bei Amazon. Was fehlt dafür im Netz?
Sandra Dittert: Der stationäre Buchhandel ist ein perfekter Ort für Leser, um sich inspirieren zu lassen und zu Stöbern. Online-Angebote für Bücher sind derzeit überwiegend auf eine gezielte Suche und einen schnellen, unkomplizierten Kaufvorgang optimiert. Die Atmosphäre im stationären Buchhandel, die Präsentation der Bücher und die persönliche Ansprache durch den Buchhändler bieten dem Leser ein Kundenerlebnis, das mit dem „Durchklicken von Bücherlisten“ im Netz nicht zu ersetzen ist. Wir wollen diese Lücke schließen und den Lesern auf LovelyBooks auch im Internet ein Stöbererlebnis bieten, das Spaß macht. Mit verschiedenen Einstiegspunkten machen wir es Lesern leicht, sich durch das Angebot treiben zu lassen, persönliche Kontakte zu knüpfen, sich informiert zu fühlen und dabei immer die Gelegenheit zu haben, etwas Neues und Unerwartetes in der Bücherwelt zu entdecken. 

Kommentare

3 Kommentare zu "Wir unterscheiden uns von Goodreads"

  1. Zitat: „Die ersten Auswertungen zeigen uns, dass das Konzept aufzugehen scheint, die Verweildauer auf den Buchseiten ist z.B. seit dem Relaunch der Seite um 71% gestiegen. Wir müssen dies nun weiter beobachten, aber es zeichnet sich ab, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
    Ja, das sind Sie! Als Autorin bin ich schon seit Jahren bei Ihnen registriert, aber die alte Seite hat mich persönlich wenig angesprochen. Es war alles too much, unübersichtlich, ungemütlich viel Information. Nach dem Relaunch hat sich das alles geändert! Man merkt der Seite an, dass sehr viel Arbeit, Überlegung und auch Begeisterung für Bücher dahintersteckt. Auch super: die umfassende Broschüre für Autoren. Nachdem ich so lange mehr oder weniger passives Mitglied war, habe ich nun die erste Leserunde angemeldet und bin über die gute Resonanz schon weit vor dem Start sehr überrascht.
    Ja, die neue Seite macht nicht nur Lesern, sondern auch Autoren richtig Spaß!
    Viele Grüße
    Nikola Hahn

  2. „Das Geschäftsmodell von LovelyBooks basiert derzeit überwiegend auf Affiliate- und Werbeerlösen.“ –> Wann ist die kritische Masse erreicht, dass im großen Stil selbst eCommerce, sprich: der Verkauf von eBooks auf LovelyBooks, gestartet wird?

  3. Sandra (Büchernische) | 5. April 2013 um 10:59 | Antworten

    Klasse Artikel und er spricht mit aus der Seele: Lovelybooks.de war schon vor dem Relaunch eine Buch-Wohlfühl-Community, nun hat sie noch mehr Wohlfühlfaktor hinzugewonnen ♥

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