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Wenn Amazon die Preisbindung kippt

Wird die Krise des stationären Buchhandels zum Wahlkampfthema? Der Chef der CDU-Bundestagsfraktion Volker Kauder (Foto: CDU) spricht sich in der „Welt am Sonntag“ für den Erhalt der „geistigen Basis unserer Gesellschaft“ aus. Und untermauert dies mit einer Verteidigung fester Preise auch für digitale Bücher.
Angesichts des Booms von E-Books und des florierenden Onlinehandels verzeichneten stationäre Buchhändler deutliche Umsatzeinbußen. „Das Buch muss eine Zukunft haben“, hält Kauder dagegen und verweist auf eine eigene Veranstaltung, die die CDU/CSU-Bundestagsfraktion dem Thema Ende April widmen werde.
Die Buchpreisbindung, so Kauder, schütze vor allem die kleineren Buchhändler – stehe aber unter Druck: „Wir hören Berichte über angebliche Bestrebungen eines großen Onlinehändlers, die Buchpreisbindung bei E-Books unterlaufen zu wollen. Dies muss verhindert werden.“ Kauder nennt an dieser Stelle zwar nicht Amazon, aber die Diskussion in der Branche, auf die sich Kauder bezieht, ist aktuell eindeutig auf Amazon fokussiert.
Während Kauder in der Preisbindungsfrage dem Börsenverein aus der Seele spricht, nimmt er mit Blick auf die Mehrwertsteuer eine konträre Position ein: Der Wunsch, dass E-Books nur noch mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz belastet würden, sei zwar nachvollziehbar, würde aber langfristig die öffentlichen Haushalte „nicht unerheblich belasten“. 

Kauders Ausführungen passen zu den Forderungen von Verleger Helge Malchow, der im SPIEGEL die Bundesregierung auffordert, die Buchpreisbindung auch für E-Books zu definieren. Und Alexander Skipis, der die Amazon-Steuervorteile in Luxemburg thematisiert.

Kommentare

5 Kommentare zu "Wenn Amazon die Preisbindung kippt"

  1. Verstehe ich nicht: Das E-Book floriert, der Online-Handel boomt. Und Herr Kauder „hält dagegen“, das Buch müsse eine Zukunft haben. Um das Buch muss man sich aber doch offensichtlich keine Sorgen machen; anders sieht es möglicherweise mit dem Buchhändler aus. Wenn das gemeint ist, dann muss man es aber auch sagen – und nicht vom Kulturgut Buch schwafeln. Solange es Menschen gibt, die schreiben, werden sich auch welche finden, die lesen. Das, was die beiden miteinander verbindet, ist der Text – und der kann als gebundenes Buch oder als Datei daherkommen. Die Tatsache, dass sich die Zahl der Mittler, die zwischen Autor und Leser erforderlich sind, vielleicht aufgrund technischer Innovation und – damit einhergehend – geänderter Produktionsweisen verändern wird, kann ich nicht schrecklich finden. Ich schreib jetzt mal was ganz Provokatives: Auf der E-Lok braucht man keinen Heizer.

    • aber jemand muß die Schienen verlegen und gegebenfalls die Oberleitung. Zu glauben, ein Buch sei fertig und bereit für den Leser, wenn der Autor den Stift, respektive Laptop aus der Hand legt, zeigt die Unkenntnis eines komplexen Enstehungsprozesses.

      • Keine Sorge, ich weiß ein kompetentes Lektorat und einen kundigen Verleger durchaus zu schätzen. Aber so mancher andere Mittler zwischen Autor und Leser ist eben doch im Laufe der Zeit überflüssig geworden, oder vermisst hier jemand für die Massenproduktion den Bleisatz? Und meine vorsichtige Prognose wäre, dass dieser Prozess noch nicht zu Ende ist.

  2. Man braucht doch nur zu lesen, wie der Gigant amazon die Aushilfskräfte bezahlt und behandelt hat! Und wo ist amazon gemeldet? Natürlich in Luxenburg, also Steuerabgaben Deutschland, Pustekuchen! Wenn nur noch die Giganten unterwegs sind, dann bleibt auch ein Stück der Vielfalt auf der Strecke in den Städten und in unserem Land. Ich finde es gut, dass Bücher bei uns eine Preisbindung haben. Auch bei den ebooks sollte es so sein. Und Buchhändler vor Ort sollten erhalten bleiben. Ich finde es wichtig auch mal mit Menschen umgehen zu können und nicht nur mit Automaten.

  3. Kleine Sortimenterin | 25. Februar 2013 um 14:51 | Antworten

    Nicht nur die fehlenden Einnahmen aus der Mehrwertsteuer entgehen
    dem Staat, sondern auch alle Folgeeinnahmen, wie wegfallende Mieten und deren Besteuerung,Gewerbesteuern, Lohnsteuern der Angestellten, Einnahmen bei den Sozialversicherungen…die Digitalierung und die
    Verlagerung in ausländische Konzerne ruinieren einen nicht unwesentlichen Teil des Handels. Wo sollen die Menschen dann arbeiten, hat der Staat das Geld für die Sozialleistungen – nein.
    Gebt dem Buchhandel – und zwar dem papierenen einen Chance,
    wir geben der Gesellschaft viel zurück: Helfen Kindern mit Büchern
    den Start ins Lesen, bedienen die älteren, die keine e-books lesen,
    bereichern die Innenstädte mit Urbanität. Warum dieses alles aufgeben,
    auch das sollten sich die großen Amazon-affinen Verlage fragen.
    Seit 30 Jahren arbeite ich jeden Tag im Buchhandel und habe viel
    bewegt, selbst am Wochenende bei vielen – gerade Parteiveranstaltungen Büchertische angeboten – alles nichts mehr wert?

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