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Finnischer Bestseller auf der Bühne

Eine Oper nach dem Erfolgsroman „Fegefeuer“ (finnischer Originaltitel: „Puhdistus“; dt. Übersetzung bei Kiepenheuer & Witsch) von Sofi Oksanen wird im April 2012 an der Finnischen Nationaloper uraufgeführt. Komponiert wurde das Werk, das sich mit der jüngeren Geschichte Estlands auseinandersetzt, von Jüri Reinvere.
Sofi Oksanens „Fegefeuer“ zählt zu den meistgelesenen finnischen Romanen überhaupt. Seine Übersetzungsrechte sind in 43 Sprachregionen verkauft worden. Bei der internationalen Kritik stieß der Roman auf einhelliges Lob. 
„Fegefeuer“ setzt die Schicksale einzelner Menschen mit dem Schicksal eines ganzen Volkes in Beziehung. Aliide, eine alte Frau, begegnet der jungen Zara, die vor ihren Zuhältern flieht. Dadurch kommt Aliides Vergangenheit, aber auch die Geschichte Estlands seit den 30er-Jahren ans Tageslicht. Aliide und ihre Schwester liebten einst denselben Mann, was zu einer persönlichen Tragödie führte. Gleichzeitig litt das ganze Volk unter der sowjetischen Besatzung und den Deportationen.

„’Fegefeuer‘ hat in Estland einen Schock ausgelöst, denn dort war man es gewohnt, nur auf eine bestimmte Art über die Vergangenheit zu reden“, sagt Komponist Jüri Reinvere. Der 1971 in Tallinn geborene Reinvere hat selbst das Libretto geschrieben, dessen Schwerpunkte vom Roman abweichen.
„Bei mir wird die Abrechnung der Esten mit ihrer Vergangenheit betont. Ich behaupte, dass man die Vergangenheit erst hinter sich lassen kann, wenn man ihr von Angesicht zu Angesicht begegnet ist.“ Jüri Reinvere hat ein Kompositionsstudium an der Sibelius-Akademie in Helsinki abgeschlossen. Sein Gesamtwerk enthält mehrere Kompositionen auf eigene Gedichte. In vielen seiner Arbeiten nutzt Reinvere Tonbänder und Naturgeräusche. Puhdistus ist Reinveres erste Oper. Trotz ihrer musikalischen Modernität hält sie der Komponist selbst für eine Oper im traditionellen Sinn. “Ich wollte keinen experimentellen Rekord aufstellen“, sagt er.
“Das Libretto ist gnadenlos, weil es die Schwächen und die Kleinheit des Menschen offenlegt“, meint Tiina Puumalainen, die Regisseurin von ‚Puhdistus‘. “Andererseits macht es sehr gut begreiflich, wie schwer es ist, richtige Entscheidungen zu treffen.“ Die erzählte Geschichte bewegt sich in der Zeit hin und her, zwischen den Dreißigerjahren und der Gegenwart. Teppo Järvinen hat sich für sein Bühnenbild von der Sowjetpropaganda, aber auch von den modernen Massenbewegungen inspirieren lassen. Neben großen, die gesamte Bühne einnehmenden Szenen bietet die Oper kleine, intime Momente. Die anspruchsvolle Hauptrolle von Puhdistus teilen sich zwei Sängerinnen. In der Rolle der jungen Aliide wechseln sich Helena Juntunen und Tove Åman ab, als alte Aliide werden Johanna Rusanen-
Kartano und Heli Veskus zu sehen sein.
Die dritte große weibliche Rolle des Werks gehört Zara, die sich auf der Flucht vor der Prostitution befindet. In dieser Aufgabe teilen sich die Mezzosoprane Niina Keitel und Melis Jaatinen. Die musikalische Leitung liegt bei dem estnischen Dirigenten Paul Mägi. Die Uraufführung findet am 20.4.2012 statt. Die letzte der insgesamt zehn Vorstellungen fällt auf den 25.5.2012.

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