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Jochen Krisch: Warum wir Alternativen zu Amazon und Ebay brauchen

Jochen Krisch: Warum wir Alternativen zu Amazon und Ebay brauchen

Momentan liefert sich der deutsche Online-Handel Amazon aus. Und es sieht ganz so aus, als ob Amazon über kurz oder lang den deutschen Markt bei den Marktplätzen ähnlich dominieren könnte wie Google den Markt für Suchmaschinen.
Der Online-Handel hat ein riesiges Marketingproblem. Wie bei Exciting Commerce immer wieder dargestellt, ist kaum ein Online-Shoppingkonzept für die Kunden so zugkräftig, dass es quasi ohne Marketinganstrengungen überleben könnte. Entsprechend entscheidet im E-Commerce zumeist die Höhe des Marketingbudgets über den Erfolg eines Online-Shops.

Neben Google als Traffictreiber haben sich im Online-Handel nach anfänglichem Zögern inzwischen vor allem die Marktplätze als weitere Umsatzbringer etabliert, allen voran Amazon und Ebay – mit den bekannten Effekten: Amazon, selber Online-Händler, entdeckt dort so manchen Bestseller fürs eigene Sortiment, während Ebay zwar bekannt ist, sich aber müht, sein Ramschimage los zu werden und im Geschäft mit Neuware kundenseitig noch „auf den Durchbruch wartet“.

Momentan liefert sich der deutsche Online-Handel Amazon aus. Und es sieht ganz so aus, als ob Amazon über kurz oder lang den deutschen Markt bei den Marktplätzen ähnlich dominieren könnte wie Google den Markt für Suchmaschinen.

Formal gibt es für Shopbetreiber zwar unzählige weitere Marktplätze und Shoppingportale, um Produkte einzustellen, allen voran Hitmeister, Tradoria und Yatego sowie jede Menge Newcomer wie zuletzt Meinpaket (DHL) oder Quelle (Otto). Doch das Marktplatzgeschäft ist schwierig, und welchem Marktplatz wird es auf Dauer gelingen, sich nicht nur einen Namen bei den Händlern aufzubauen, sondern sich auch als Consumerbrand einen Namen zu machen?

Speziell Tradoria hat unter Rakuten nun, einen entsprechend langen Atem vorausgesetzt, die besten Karten zu einer ernsthaften Alternative zu Amazon heranzureifen. Peter Höschl hat im Shopanbieter-Blog nochmals die spannendsten Entwicklungen und Initiativen zusammengefasst.

Die Chancen stehen für Rakuten aus mehreren Gründen gut. Zum einen propagiert Rakuten als wesentliches Differenzierungsmerkmal den shopbasierten Ansatz und baut auf Händlerkompetenz statt auf Produktschnäppchen alleine:

Rakuten

„Rakuten Ichiba ist ein Shop-basierter Online-Marktplatz. Im Prinzip kann man hier alles finden, was es zu kaufen gibt. Und wenn Sie etwas nicht bei Rakuten Ichiba finden, dann weil es das wahrscheinlich in Japan gar nicht gibt.

Mit seinem Shop-zentrierten Ansatz ist Rakuten Ichiba grundlegend anders wie Amazon. Die Plattform umfasst mehr als 40.000, sehr individuell gestaltete Shops. Ebay hat hier in den letzten Jahren eher eine Strategie eingeschlagen, die Rakuten kopiert.

Doch gibt es auch hier große Unterschiede: Die Ebay-Shops sind sich sehr ähnlich, was bei Rakuten nicht der Fall ist. Wir setzen lediglich auf minimale gemeinsame Standards, darüber hinaus können die einzelnen Shops alles ändern.“

Businessseitig ist das Faszinierende an Rakuten, dass es durch seinen Service-Ansatz mit einem weitaus ausgeklügelteren Geschäftsmodell operieren kann als Amazon oder Ebay, die im wesentlichen durch eine Umsatzprovision von der Händlermarge profitieren wollen. Rakuten setzt dagegen auf ein Bündel unterschiedlichster Erlösströme, die nicht nur beim Händler ansetzen.

Die entscheidende Frage ist also: Kann es einem Rakuten gelingen, in Deutschland eine Online-Marke aufzubauen, die es mit Amazon, Ebay oder Zalando aufnehmen kann? In Japan vereint Rakuten kleine wie große Händler. Spannend wird sein zu verfolgen, ob dies auch hierzulande möglich ist.

Wenn der deutsche Online-Handel schlau ist, wird er zusehen, dass es auf Dauer ernsthafte Alternativen zu Amazon gibt. Rakuten könnte so eine Alternative sein. In jedem Fall wird Rakuten die Marktplatz-Szene (und damit den Online-Handel als Ganzes) befruchten und wir werden in nächster Zeit auch hierzulande eine ganze Reihe von neuen Kundenservices sehen, die den Online-Einkauf für die Kunden einfacher und bequemer machen.

Offenlegung: Rakuten unterstützt in diesem Jahr die Exceed- und die K5-Konferenz als einer der Hauptsponsoren, was uns freut, was aber nicht der Grund ist für diese und andere Rakuten-Beiträge, zumal wir Rakuten schon seit längerem verfolgen.

Jochen Krisch ist Herausgeber des Weblogs Exciting Commerce, das die wichtigsten Entwicklungen im E-Commerce verfolgt.


Kommentare

1 Kommentar zu "Jochen Krisch: Warum wir Alternativen zu Amazon und Ebay brauchen"

  1. Tatsache ist, Amazon liefert schnell, ist einfach zu bedienen, schützt seine Kunden. Deshalb geht Ebay nun auch dazu über ein Zahlungssystem wie Amazon zu benutzen.

    Amazon ist hier in der Gegend sehr populär, denn in Koblenz bauen sie im Moment eine neue Amazon-Filiale, die 1000 feste und 1000 saisonale Arbeitsplätze schaffen wird.

    Ich persönlich kaufe jedoch auch viel in diversen Onlineshops. Preisvergleich machen und kaufen. Es gab noch nie Probleme.

    Ich als Autorin bin auch zu Amazon gegangen. Es bietet einfach die besten Konditionen. Als KDP Autor 5 kostenfreie Werbetage – niemand anders bietet das. Natürlich würde man sich über Alternativen freuen, aber die müssen dann auch bei Amazon mithalten können….

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