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Weniger für hochwertige Geschenke, mehr für Bücher

Mit Blick aufs Weihnachtsgeschäft erwartet Ernst & Young eine „Krise unter dem Weihnachtsbaum“. Im Interview mit buchreport.de erklärt Thomas Harms, Partner und Leiter des Bereichs Retail & Consumer Products bei der Beratungsgesellschaft, warum die Verbraucher weniger für Geschenke ausgeben wollen – aber offenbar bei Büchern nicht sparen.

Anders als der HDE gehen die Unternehmensberater von Ernst & Young davon aus, dass die europäische Schuldenkrise dem deutschen Einzelhandel das Weihnachtsgeschäft verhageln könnte. Im Durchschnitt liege das Budget für Weihnachtseinkäufe pro Kopf nur noch bei 213 Euro – ein Rückgang um 9% (hier mehr).

Sie sprechen von einer Krise unterm Weinachtsbaum, der HDE geht von einem 1,5%-Plus aus, und auch die Versandhändler rechnen mit deutlichen Zuwächsen? Warum sind Sie so pessimistisch?
Ich bin ja gar nicht pessimistisch, aber wir haben Ende Oktober 2000 Verbraucher repräsentativ befragen lassen, und die waren zu dem Zeitpunkt so pessimistisch. Infolge der großen politischen Unsicherheiten rund um den Euro und den Krisenszenarien ist derzeit jedes Umfrageergebnis stark vom Zeitpunkt beeinflusst, welche Nachricht da gerade auf der Titelseite stand.

Worauf führen Sie den Rückgang bei den geplanten Ausgaben für Geschenke zurück?
Auf die Unsicherheiten durch die Euro-Krise. Objektiv ging es den Verbrauchern nie besser. Ich bin gerade in China, das den Menschen einen deutlichen niedrigeren Lebensstandard bietet. Trotzdem boomt der Handel, weil die Menschen glauben, dass es ihnen morgen besser geht als heute, und genau das ist in Deutschland gerade andersrum.

Zu den Ausnahmen zählen Bücher, für die Verbraucher in dieser Festsaison mehr Geld ausgeben wollen. Warum sind die offenbar krisenfest?
Dazu kann ich nur spekulieren. Der Anstieg des Anteils an den Nennungen ist meines Erachtens auf die Verluste bei den anderen, höherwertigen, Kategorien zurückzuführen. Bücher sind dann nach meiner Beobachtung erstens immer ein schönes Geschenk, wenn man zwar etwas über den Beschenkten weiß, aber nicht zu Persönliches schenken möchte, denken Sie an Geschäftsfreunde oder Mitarbeiter. Zweitens ist es doch gerade über die Feiertage schön, ein Buch erleben zu dürfen, das kommt dann eben auch gut an.

Fachgeschäfte verzeichnen Ihrer Studie nach deutliche Einbrüche, wandern diese Umsätze vorwiegend ins Netz ab?
Nach der Umfrage nicht. Am stärksten legen die Einkaufszentren und Kaufhäuser, die wir in einer Kategorie abfragen, zu.

Das Warenhaus-Konzept galt doch lange Zeit als tot…
Totgesagte leben ja häufig länger als gedacht. Aber objektiv gesehen ist es nun einmal so, dass der Marktanteil der Kaufhäuser von in der Spitze 14% des deutschen Handelsumsatzes auf unter 3% gesunken ist, und da wird er auch bleiben. Es gibt immer einen Bedarf an gut gemachten Kaufhäusern, aber nicht mehr in der alten Größenordnung. Für die Einkaufszentren gilt, dass sie den Kaufhäusern viel Potenzial abgejagt haben, sie bieten viele klassische Kaufhaussortimente einfach professioneller durch Spezialisten an. Mit Blick auf weiteres Wachstum bin ich hier skeptisch, dass der Anteil weiter wächst.

Die Fragen stellte Daniel Lenz

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