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Die nächste Generation digitalen Lesens

Digitales Lesen wird bunt, interaktiv und multimedial. Nach dem Vorbild anderer setzt auch der kanadische E-Book-Spezialist Kobo künftig auf ein multimediales Gerät mit Farb-Display. Zeitgleich öffnet Amazon das neue Kindle-Format für HTML5. Aktuelle Entwicklungen im Überblick:

„Die Stimme des Volkes“

In dieser Woche haben die kanadischen E-Book-Spezialisten von Kobo ihren neuen E-Reader für die USA und Kanada präsentiert. Der „Kobo Vox“ (Abb.) basiert auf dem Google-Betriebssystem Android und verfügt über ein 7-Zoll-Farbdisplay. Anders als das auf E-Ink basierende Vorgänger-Modell „Kobo Touch ist der Vox nicht mehr auf das Lesen beschränkt. Die Kunden können also auch multimediale Anwendungen nutzen: im Internet surfen, E-Mails abrufen, Musik und Filme abspielen und Fotos anzeigen – analog zu den neuen Geräten von Amazon und Weltbild/Hugendubel (s.u.). Diese Funktionen dürften auch das Lesen selbst beeinflussen, wird doch die Möglichkeit der Video-, Games- und Bildeinbindung damit deutlich erweitert.

Mit der Namensgebung bekräftigen die Kanadier erneut ihre Social-Reading-Strategie: „Kobo Vox“ leitet sich aus dem Lateinischen von „vox populi“ ab – die Stimme des Volkes. „Kobo Vox ist der E-Reader für vernetztes Leben und öffnet die Tür zur nächsten Generation von E-Reading – soziales E-Reading“,  wirbt Kobo-CEO Michael Serbinis für das Multimedia-Gerät. Kobo-Nutzer können jede Seite eines Buches bewerten und kommentieren, ihre Leseerfahrungen mit Freunden und Gleichgesinnten teilen und Bücher weiterempfehlen.

Hier der Trailer zum neuen Kobo:

Der „Kobo Vox“ zum Preis von 199 Dollar wird in Kanada und den USA ab dem 28. Oktober ausgeliefert. Der Erscheinungstermin für Deutschland wurde noch nicht bekannt gegeben.

Weitere Multimedia-Geräte auf dem Vormarsch

Zeitgleich startete in Deutschland die Werbekampagne für das neue Tablet von Weltbild und Hugendubel. Die DBH-Allianz verkauft ein Gerät von TrekStor mit 7-Zoll-LCD-Farb-Display für 59,99 Euro – „günstiger als alle bisherigen Geräte auf dem deutschen Markt“, wirbt Weltbild:

Die Zahl der verkauften Reader sei „beeindruckend“, lässt Weltbild-Online-Chef Klaus Driever im Video-Interview verlauten:

Noch vor Weihnachten bringt Weltbild mit Hugendubel einen Tablet-Computer auf den Markt.

Analog dazu bietet die Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB mit dem Trekstor Liro Color ein farbiges 7-Zoll-LCD-Gerät mit Touch-Bedienoberfläche (99,99 Euro, hier mehr) an. 

Auch der Vorverkauf des neuen Amazon-Tablets „Kindle Fire“ (das ebenso wie der „Kobo Vox“ 199 Dollar kostet) scheint gut anzulaufen, zumindest lassen dies die hohen Vorbestellzahlen vermuten, die durchgesickert sind, aber nicht verifiziert werden können.

Formate entwickeln sich Richtung World Wide Web

Analog dazu entwickeln sich auch die E-Book-Formate in Richtung multimedialer Leseerfahrungen: Amazon hat soeben verkündet, dass das neue Kindle-Format HTML5 und CSS3 unterstützen wird, entsprechend erweitern sich die Möglichkeiten der Formatierung und Gestaltung: Amazon verspricht 150 neue Formatierungsmöglichkeiten, feste Layouts, verschachtelte Tabellen, Legenden, Seitenleisten und Scalable Vector Graphics (hier ein Überblick der unterstützten Befehle).

 
Damit will der Online-Riese offenbar vor allem die Möglichkeiten des „Kindle Fire“ voll ausschöpfen. Auch wenn Amazon angekündigt hat, die E-Ink-Geräte für das neue Kindle-Format aufzurüsten, halten sich die Möglichkeiten der Darstellung mittels E-Ink in Grenzen.

Bereits Mitte Oktober wurde die Weiterentwicklung des offenen Epub-Standards offiziell abgeschlossen (hier mehr). Das E-Book-Format Epub 3.0 basiert auf HTML5, unterstützt Rich-Media (wie Audio- und Videodateien) und bietet erweiterte Styling- und Layout-Funktionen, E-Books können also deutlich interaktiver multimedialer gestaltet werden.

Trotz aller Multimedia-Euphorie: In den USA und in Deutschland stehen die hohen Investitionskosten bei der Programmierung von multimedial angereicherten E-Books bzw. Apps meist in keinem Verhältnis zur Erlösseite. Bleibt also abzuwarten, inwieweit neue Angebote – beispielsweise der digitale Webroman „Apocalypsis“ von Bastei Lübbe (hier mehr), das Epedio-Format von Kiepenheuer & Witsch und Ranga Yogeshwar (hier mehr) oder „E-Book plus“ von Random House (hier mehr) – angenommen werden und wie sich der E-Book-Markt mit dem Aufkommen neuer Geräte und Formate entwickelt.

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