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Leser ersticken an den Egotrips

Das von reichweitenstarken Portalen wie Amazon („Kindle Direct Publishing“) forcierte Self-publishing-Modell ändert nicht nur die Rahmenbedingungen von Verlegern, sondern auch von Agenten. Als Reaktion engagieren sich immer mehr Agenten selbst als Verleger. Nicht jedoch Peter S. Fritz, der im Interview mit buchreport.de vor Interessenskonflikten warnt.

Der erfahrene Literaturagent Peter S. Fritz (Paul & Peter Fritz AG)  tritt am 10. Oktober bei der E-Book-Konferenz Publishers Launch (hier das Programm) der Frankfurter Buchmesse auf, zu der buchreport.de als Medienpartner zwei Freikarten im Wert von je 599 Euro verlost. Außerdem können buchreport-Leser zu einem ermäßigten Preis an der Konferenz teilnehmen.

So nehmen Sie an der Verlosung teil:

Schicken Sie eine Mail mit Ihrem Namen und der Antwort auf die folgende Frage bis Freitag, 16. September, 14 Uhr, an info@buchreport.de:
Wie heißt der Titel der Diskussionsrunde, in der Peter S. Fritz ab 15 Uhr bei der Konferenz Publisher’s Launch auftritt?
Die beiden Gewinner werden zum Wochenende bekannt gegeben.

 So sichern Sie sich die 25%-Preisermäßigung und nehmen für 449 statt regulär 599 Euro an der Konferenz teil:

Gehen Sie unter http://www.buchmesse.de/launch auf „Anmeldung“ und geben dort den Promotioncode „PL2011buchrep“ ein. (Der ermäßigte Preis gilt nur bis Sonntag, den 18. September 2011)

Interview mit Peter S. Fritz

Self-publishing scheint für Autoren immer attraktiver zu werden. Machen Sie sich Sorgen um Ihren Berufsstand?
Nein, denn irgendwann werden die Leser ersticken an den ganzen Self-publishing-Egotrips. In dieser Kette zwischen Autor und Buch sind Agenten weiterhin ähnlich wichtig wie Verleger. Unter dem Strich gibt es sehr wenige Autoren, die auf eigene Faust erfolgreich sind.
 
Wie definieren Sie Ihre Rolle?
Meine Rolle sehe ich darin, dass ich meinen Autoren mit Rat und Tat auch in der digitalen Welt zur Seite stehe. Dort gibt es derzeit interessante Entwicklungen, zum Beispiel Start-ups mit einem reinen E-Publishing-Angebot. Die können Texte veröffentlichen, die bei den Print-Verlagen nicht mehr möglich sind, ein 60 bis 80-seitiges Essay etwa oder einen 1500-Seiten-Roman.
 
Als Reaktion auf die angebliche „Disintermediation“ (bezeichnet den Bedeutungsverlust innerhalb einer Wertschöpfungskette, vom Agenten Jason Allen-Ashlock von Movable Type Literary Group auf „Publishing Perspectives“ in dies Diskussion eingebracht) haben einige Agenten im Sommer ihr Portfolio ergänzt und digitale Verlags-Schienen gegründet. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?
Ich habe keine Absicht, einen Verlag zu gründen. In diesem Zeitalter werden viele Rollen verwischt. Ich kann als Agent nicht meine Kunden, das sind Verlage, konkurrenzieren. Da ergeben sich zu viele Interessenskonflikte.

„Verlag und Autoren verlieren bei Flatrate-Modellen“
 
Auch zu Autoren?
Sicher, zu beiden, Klienten wie Kunden. Auch in anderen Branchen ist diese Entwicklung zu beobachten, bei Banken, die auch Versicherung sein wollen. Amazon spielt mit Flatrates für E-Books herum – das kommt mir vor wie ein Buchhändler, der neben seinem Laden eine öffentliche Bibliothek startet. Der Buchhändler hat nichts davon. Verlag und Autor verlieren. Ich möchte nicht Verlage daran hindern, ein Geschäft zu machen, aber möglichst verhindern, dass geistiges Eigentum verschleudert wird. Gleichwohl gehe ich nicht davon aus, dass Bücher-Flatrates ähnlich erfolgreich werden wie in der Filmbranche. Leser wollen ein Buch besitzen, oder zumindest glauben sie würden besitzen, wie bei E-Books, statt Tracks herunterzuladen.
 
Seitdem Amazon den Ex-Agenten Larry Kirshbaum an Bord geholt hat, sorgen sich einige Verlage angesichts der Konkurrenz durch die Amazon-Buchprogramme.
Da muss man differenzieren. Dass Amazon Bücher übersetzt, ist begrüßenswert, weil es die US-Verlage selbst nicht tun. Meinen Autoren empfehle ich das sogar, weil wenn sie erst übersetzt werden, kann man später vielleicht sogar eine Print-Ausgabe machen. Ich habe also nichts dagegen, dass Amazon auch verlegt. Mit Larry Kirshbaum haben sie sich einen tollen Mann geangelt, der die Gelegenheit bekommt, sein Mütchen an der Branche zu kühlen. Das ist amüsant. Was ich Amazon aber noch immer schwer anlaste, ist, dass sie den Markt für E-Books mit den 9,99-Dollar-Angeboten abgesteckt haben. Damit haben sie die Konkurrenz distanziert. Es erstaunt mich, wie willfährig die Verlage in diesem Prozess aufgetreten sind. Verlage müssen erkennen, dass sie eine unglaubliche Macht haben, wenn sie verein konsequent agieren – ohne die Inhalte kann selbst der größte Buchhändler nichts machen. Ein weiteres abschreckendes Beispiel ist Audible. Das Portal ist mit großem Abstand Marktführer bei Hörbuch-Downloads, aber honorarmäßig ist das großer Quatsch. Besonders wegen der Abo-Modelle verdienen Autoren kaum etwas. Diesen Moloch haben die Verlage wachsen lassen. Die gleiche Entwicklung befürchte ich auf dem Flat-rate E-Book-Markt.

„Verlage besitzen Autoren nicht“
 
Wie sollen Verlage auf die Online-Konkurrenz reagieren?
Gelassen. Wenn es darum geht, dass ein reiner Online-Verlag ein 80-Seiten-Essay publiziert, würde ich nicht in Panik geraten. Die Verlage müssen sich nur überlegen, ob sie solch einen Service nicht auch anbieten wollen. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass Verlage Autoren nicht besitzen, ich schaue, dass meine Autoren die Freiheit besitzen behalten, solche Projekte zu machen.
 
Die großen Verlage wollen aber digitale und Print-Rechte nicht splitten.
Dahinter stecken Verlustängste. Auch hier gilt es zu differenzieren: Wenn wir im Übersetzungsgeschäft sind, dann hat der Verlag die Übersetzung und ein wesentliches Mittel an der Hand, um sich dagegen zu wehren, die Rechte zu splitten.  Solange die Verlage den Autoren aber gute Bedingungen bieten, ist das auch kein Problem. Bei deutschen Autoren begründet der Unterschied zwischen dem vom Autor abgelieferten Manuskript und einem vielleicht erheblichen Aufwand im Lektorat grundsätzlich auch einen Anspruch des Verlags auf den digitalen Vertrieb. Bei Autoren, die druckfertige Manuskripe abliefern, sieht die Situation wieder anders aus. Unsere Agentur war schon immer zurückhaltend bei der Rechtevergabe. Es macht keinen Sinn, dass ein Verlag riesige Rechte-Halden pflegt. Wir wollen, dass ein Verlag nur die Rechte im Vertrag erhält, die er auch wahrnehmen kann. Dramatische Rechte haben wir beispielsweise immer ausgeschlossen, es sei denn, ein Verlag ist ausgesprochen kompetent dabei, Filmrechte zu verwerten. Ich sehe es aber nicht ein, dass ein Verleger eine hohle Hand macht, wenn ein Produzent, vielleicht sogar auf Vermittlung des Autors, anklopft. Verlage hätten nichts zu befürchten, wenn sie faire Bedingungen anbieten würden und für Transparenz sorgen würden. Noch immer werden zu sehr Entwicklungskosten miteingerechnet.

Die Fragen stellte Daniel Lenz

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