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Andreas Köglowitz: Vorsicht kostenlose Ebook-Dienstleister!

Andreas Köglowitz: Vorsicht kostenlose Ebook-Dienstleister!

Dieser Blog entstand sehr kurzfristig, nachdem ich in der Post einen Brief von libreka! zur „kostenlosen“ Konvertierungsaktion gefunden habe, der mich emotional mitgerissen hat. Ein anschließendes Telefonat hat meinen Ärger nur verstärkt.

Dort steht zu lesen:

„Sehr geehrter Herr Köglowitz,

libreka! bringt Schwung in den E-Book-Markt und konvertiert in diesem Sommer kostenlos 10.000 Titel in das E-Book-Format EPUB.“

Soweit, so gut, doch zwei Absätze später steht da:

„Für jeden kostenlos konvertierten Titel behält sich libreka! die Erlöse von jeweils 15 Verkäufen über alle Verlagstitel ein.“

Ach so, ja klar, ist kostenlos, wir geben dir nur nicht deine erzielten Verkaufserlöse von 15 Büchern, aber zahlen musst du nix, ne ne.

Bei so etwas frage ich mich dann schon, für wie naiv man uns Verleger halten muss, um so etwas zu schreiben. Denken die, wir können  nicht rechnen? Denken die, deutsche Verleger brauchen keine Qualität, sondern nur alles kostenlos (was ja hier gar nicht so ist)? Hat sich dort mal jemand die Mühe gemacht das Wort kostenlos in einem Lexikon nachzuschlagen? Ich mache das hier mal für die viel beschäftigten Vertriebsleute von libreka! (immer wichtig: das Ausrufezeichen).

„kostenlos“ (Definition):
Eine Ware oder Dienstleistung ist kostenlos, wenn sie ohne Entgelt angeboten wird. Unter anderem gibt es auch in Deutschland eine Familie die diesen Namen trägt. Um den unbedachten Verbrauch von bestimmten Waren zu vermindern, wird trotzdem teilweise ein symbolischer Preis gefordert (vgl. Schutzgebühr). (Quelle: www.definero.de)

Was haben wir hier? Die Dienstleistung wird gegen ein Entgelt angeboten, das höher ist als eine symbolische Schutzgebühr, das ist es schon mal nicht. Ein Familienname ist es auch nicht. Somit kann man, meiner Meinung nach sagen, dass es sich hier um eine  Irreführung von Verbrauchern handelt. Wer Zeit und Lust hat, kann so etwas auch mal juristisch beleuchten, mich macht es einfach nur wütend, wenn man versucht, mich mit so billigen Tricks hinter das Licht zu führen.

Vielleicht dient das Ausrufezeichen im Namen auch nur dem Hinweis: „Vorsicht, Finger weg!“ In diesem Sinne, suchen sie sich einen seriösen E-Book-Dienstleister, der sie nicht für naiv hält.

Nachspiel:

Nachdem mich der Brief von libreka! so verärgert hat und  ich darüber geschlafen hatte, wollte ich doch noch mehr wissen. War es vielleicht ein Fehler, hier vorschnell zu urteilen? Vielleicht hat ja ein übereifriger Vertriebsmitarbeiter diesen Brief geschrieben und der ist dann irgendwie durch alle Instanzen gerutscht bei libreka!, weil gerade Ferienzeit ist. Also am besten mal nachgefragt.

Auf dem Brief war freundlicherweise eine Telefonnummer abgedruckt, an die man sich bei Fragen wenden kann. Also angerufen und …
Hier der Inhalt des Gesprächs zusammengefasst, wobei ich mir jeden der Punkte mehrfach habe bestätigen lassen, weil ich es nicht glauben konnte:

1. Die Verkäufe werden angeblich nur von den konvertierten Büchern abgezogen, obwohl im Schreiben eindeutig steht: „über alle Verlagstitel“. Laut der etwas genervten Mitarbeiterin am Telefon, geht das eindeutig aus dem Schreiben hervor, was aber nach meinen Deutschkenntnissen nicht der Fall ist. Das Ganze passiert aber kostenlos (man kann ein Wort auch totreiten).

2. Man behauptet weiterhin, dass es kostenlos ist, denn wenn man gar nichts verkauft, muss man auch nichts zahlen (Das erinnert mich an Sätze von Druckerkolonnen, die einem Abos für irgendwas verkaufen wollen).  Auf eine Diskussion, was denn nun kostenlos bedeutet, wollte man nicht eingehen. Antwort: „Sie müssen es ja nicht machen, wenn sie nicht wollen! Wir bieten es ihnen nur an, und zwar kostenlos“

3. Der Text des Anschreibens sei von der Rechtsabteilung von libreka! genau so abgesegnet worden, es liege hier kein Versehen oder eine falsche Formulierung vor.

Sprachlos ist ein zu schwaches Wort um meine Verwunderung über dieses Telefongespräch zu beschreiben, aber mir fällt auch kein Besseres ein, da ich in solch einer Situation bisher noch nicht war.

Jeder kann sich gerne ein eigenes Bild über das Angebot bei libreka! machen und dort selbst anrufen. Vielleicht handelt es sich ja nur um einen dummen Scherz der Praktikanten bei libreka!,  die in der Urlaubszeit die Macht übernommen haben. Jaja, ich weiß, ich glaube zu sehr an das Gute im Menschen, aber die Hoffnung stirbt wie immer zuletzt.

P.S.: Das ist keine Glosse, sondern Realität und genau so passiert.

Andreas Köglowitz, Verleger von Unsichtbar.

Kommentare

3 Kommentare zu "Andreas Köglowitz: Vorsicht kostenlose Ebook-Dienstleister!"

  1. Vielleicht ist als Ergänzung interessant, was im Impressum auf der Webseite zu finden ist:

    http://www.libreka.de/impressum
    „Gesellschafter der GmbH ist die Börsenverein Beteiligungsgesellschaft GmbH.“

  2. Vedat Demirdöven | 14. Juli 2011 um 12:47 | Antworten

    Ja das Schreiben, habe ich auch erhalten und kenne es.
    Auch ich habe unter der angegebenen Telefonnummer angerufen, jedoch mit einem ganz anderen Interesse. Wenn man eine „Dienstleistung“ angeboten bekommt, möchte man ja nicht die Katze im Sack kaufen. Auf die Frage „welche Firma die Konvertierung der ePub übernimmt“, um Rückschlüsse auf den Workflow und die Qualität schließen zu können, gab es nach mehrfachen Nachfragen die Antwort „dieser ist noch nicht bekannt“. Da bedarf es keiner weiteren Worte.

  3. Das erinnert ja ein bisschen an Kaffefahrtmethoden.

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