buchreport

Schiefer Dreiklang

Die Buchhändler in der Schweiz stehen in den kommenden Monaten vor einer ganz neuen Herausforderung: Sie müssen nicht nur Parlamentariern, sondern dem ganzen Volk erklären, was, wie und warum die Buchpreisbindung ist. Angesichts der polemischen Anwürfe der Preisbindungsgegner ist das sicher keine vergnügungssteuerpflichtige Angelegenheit (hier mehr zum Thema).

Es wäre nun allerdings ein Irrtum, zu glauben, abstruse Vorurteile gegen die Preisbindung seien eine Spezialität rechtsgerichteter Schweizer Parteien. Es gibt da einen Dreiklang, der auch diesseits der Alpen immer wieder angeschlagen wird, etwa in Meinungsbeiträgen von Handelsforschern und sogar in Keynote-Ansprachen auf den Buchtagen: Die Preisbindung verhindere Wettbewerb – und dadurch Innovation und besseren Service im Buchhandel.

Mit der Wirklichkeit haben beide Schlussfolgerungen nichts zu tun, wie ein flüchtiger Blick auf real existierende Buchmärkte zeigt. Die rund 80.000 Novitäten, die deutsche Verlage pro Jahr auf den Markt bringen, offenbaren eine enorme inhaltliche Innovationskraft und stehen ständig in einem schärfstmöglichen Wettbewerb um die Gunst der Leser. Und von dem Glauben an ein vermeintlich freisetzbares Servicepotenzial sollte ein Blick auf den britischen Buchmarkt nachhaltig kurieren, wo Buchhandelsketten reihenweise unter die Räder kommen. Dort floriert das Buchgeschäft der Supermärkte – nicht wegen überlegenem Service, sondern weil sie in einer auf Effizienz getrimmten Verkaufsumgebung ein Schmalspursortiment mitlaufen lassen.

Trotzdem: Der schiefe Dreiklang wird auch hierzulande immer wieder gern angeschlagen. Auch ohne drohende Volksabstimmung sollte man dagegen gelegentlich einen Kontrapunkt aus Sachargumenten setzen.

Kommentare

1 Kommentar zu "Schiefer Dreiklang"

  1. Ja, natürlich und die heilige Preisbindung ist auch gar kein Quasimonopol für die Verlage und dass in preisgebundenen Landen die Bücher im Schnitt teurer sind ist auch so eine Halu, weil wir ja so einen tollen Markt haben mit einem Monopol.
    Na dann viel Spass beim Erklären. Kleiner Hinweis: ‚1984‘ hat auch schon ganu genau erklärt dass Frieden Krieg ist. Da lassen sich bestimmt tolle Beweiführungen kompieren.

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