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Susanne Martin: Börsenverein vertritt meine Anliegen nicht

Susanne Martin: Börsenverein vertritt meine Anliegen nicht

In unserer Branche brodelt es, es wird immer schwieriger, die verschiedenen Sparten unter einem Dach zu halten, weil sie immer stärker in Konkurrenz untereinander stehen. Und das ist doch die eigentliche Herausforderung, der sich der Börsenverein zu stellen hat. Die Integration eines weiteren Landesverbandes (wie Baden-Württemberg) würde von dieser Aufgabe nur ablenken.

„Was bringt uns Mitgliedern diese zusätzliche Mitgliedschaft im nur noch rechtlich selbständigen Landesverband an Mehrwert gegenüber der Mitgliedschaft im Börsenverein? Die wichtigsten Argumente: regionale Komponente, Vertretung gegenüber der Landespolitik, eigenständiges Profil des Landesverbandes, Kontrolle der Arbeit des Börsenvereins durch den Vorstand des Landesverbands.“

Das fragen die Initiatoren des offenen Briefes zur möglichen Fusion des Landesverbands Baden – Württemberg mit Frankfurt. Und genau das sind die Gründe, warum ich für einen Landesverband bin. Solange die Kultur- und Bildungspolitik noch Ländersache ist, halte ich es für sehr wichtig, dass unsere Branche in Baden – Württemberg gute Kontakte zur Landespolitik pflegt. Das kann ein überregionaler Verband nicht leisten. Genauso wenig kann ein überregionaler Verband den Bedürfnissen aller Mitglieder in der Weise gerecht werden, ganz einfach, weil die personellen Ressourcen dort nicht ausreichen. Ein Landesverband kann hier eine wichtige Funktion übernehmen – nicht umsonst gibt es auch in der Politik Landes- und Bundesvertretungen.

Was passiert mit meinem Mitgliedsbeitrag an den Bundesverband?

Es wird sehr viel über Geld geredet in diesem Brief. Das ist ohne Frage essentiell wichtig. Ich frage mich aber schon lange, was mit eigentlich meinem Mitgliedsbeitrag passiert, den ich an den Bundesverband abführe: Da wird in Immobilien investiert, da gibt es eine Datenbank, die von Verlagen bestückt wird, aber nicht von einer Redaktion professionell aufbereitet wird, so dass ich weitere Datenbanken bezahlen muss, die von Zwischenbuchhändlern professionell gepflegt werden, da gibt es einen E – Bookshop, der mir keine Umsätze bringt. Gremien mit ehrenamtlichen MitarbeiterInnen gibt es übrigens auch in Hülle und Fülle! Eines aber erlebe ich in diesem Bundesverband nicht: Die Gruppe des kleinen und mittleren Sortiments mit seinen Bedürfnissen wird in meiner Wahrnehmung dort nicht wirklich repräsentiert. Ich persönlich habe den Einruck, dass mein Mitgliedsbeitrag im Landesverband besser aufgehoben ist, als im Bundesverband.

Eines ist gewiss: Wir müssen uns auf die gravierenden Veränderungen einstellen, die uns bevorstehen. Ist es sinnvoll, das mit einer Konzentration auf einen Bundesverband zu tun, oder ist es nicht viel sinnvoller, darüber nachzudenken, welche Aufgaben besser von Landesverbänden und welche vom Bundesverband erfüllt werden können? Ich finde, das ist die Aufgabe, die wir haben!

Integration von Landesverbänden überfordert Börsenverein

Denn in unserer Branche brodelt es, es wird immer schwieriger, die verschiedenen Sparten unter einem Dach zu halten, weil sie immer stärker in Konkurrenz untereinander stehen. Und das ist doch die eigentliche Herausforderung, der sich der Bundesverband zu stellen hat. Die Integration eines weiteren Landesverbandes würde von dieser Aufgabe nur ablenken. Der Landesverband hingegen sollte sich damit beschäftigen, seine Projekte und Strukturen zu hinterfragen, eventuell liebgewordene Projekte neu überdenken und über Bord werfen bzw. neu gestalten.
Deshalb wünsche auch ich mir eine gut besuchte Mitgliederversammlung, in der darüber diskutiert wird, wie Gelder sinnvoll ausgeben werden können und in der nicht vorschnell etwas aufgegeben wird, nur unter dem Aspekt des Sparens.

Susanne Martin, Schiller Buchhandlung (Stuttgart) und als Twitter-Autorin äußerst aktiv im Internet.

Kommentare

3 Kommentare zu "Susanne Martin: Börsenverein vertritt meine Anliegen nicht"

  1. Ich finde es klasse, dass sich seitens der Mitglieder Widerstand regt – mein Eindruck ist nämlich, dass bei den Landesverbanden oft der Frust weggepuffert wird, den der Bundesverband auslöst und am Ende gibt es dafür noch die Belohnung des Vertrauensentzuges seitens einiger weniger, die aus nicht näher bestimmten, weil nicht näher bestimmbaren Kosteneinsparargumenten auf Fusionen drängen. Allein das Seminarprogramm, in dem ich selbst tätig bin und das für einige Mitarbeiter aus Verlagen und Buchhandlungen nur gerade wegen des regionalen Angebotes wahrnehmbar ist und die Kenntniss der Situation vor Ort schreien nur so nach Weiterführung wenn nicht gar Ausbau der Stellen in den LV. Toller Beitrag@Susanne Martin!

  2. Ich teile die Meinung von Frau Martin: Mitgliedernähe wird am besten durch Landesverbände gewährleistet. Der Hauptverband Börsenverein hat die Willensbildung seiner Mitglieder stark eingeschränkt, die Briefwahl wurde abgeschafft, die Hauptversammlung in Berlin findet seit Jahren ohne nennenswerte Beteiligung von „normalen“ Mitgliedern statt .Diese „Verschlankung“ der Vereinsdemokratie war eine Errungenschaft der Ulmer-Kommission.

  3. Wolfgang Tischer | 11. April 2011 um 16:14 | Antworten

    Irgendwie ist der erste Absatz hier doppelt reingerutscht. Und wo ist das buchreport Blog-Template?

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