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Wylie dient nicht dem Wohl der Autoren

Die digitale Mobilmachung des US-Agenten Andrew Wylie beschäftigt auch hierzulande die Branche. Im Interview mit buchreport.de ruft Frank Jakobs (bei der Agentur Eggers & Landwehr Experte für E-Books) die Verlage dazu auf, höhere Tantiemen auszuschütten.

Andrew Wiley geht selbst unter die Verleger und vertreibt mit Amazon E-Books. Ein Vorbild für die Agenten-Branche?
Nein, Verlage investieren viel in Lektorat, Marketing oder Layout und Satz, wovon auch das E-Book profitiert. Die Arbeit ist Aufgabe von Verlagen und nicht von Agenturen. Verlage sind zur Zeit noch vorsichtig, weil sie die Entwicklung im Printbereich noch nicht absehen können. Zudem ist die Preisgestaltung für den digitalen Markt noch nicht geklärt und das Produkt E-Book selbst technisch noch nicht ausgereift. Aber: Der Handelsrabatt beim Vertrieb von E-Books ist niedriger, zusätzlich fallen Druck-, Lager- und Lieferkosten weg. Deshalb sollten die Tantiemen für Autoren in Zukunft höher ausfallen, als es zur Zeit in Deutschland üblich ist.

Agiert Wylie zum Wohl seiner Autoren?
Die Bindung an nur einen Händler, wie von Andrew Wylie nun praktiziert, dient nicht dem Wohl der Autoren. Ihre Bücher sollten auf so vielen Kanälen wie möglich für ihre Leser verfügbar sein. Gerade das Medium E-Book stellt eine neue, weitere Zugangsform zu Buchinhalten dar. Eine Einschränkung widerspricht der Stärke von E-Books: Inhalte schnell, günstig und resourcenschonend so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.

Welche Perspektive sehen Sie im Streit um die Backlistverwertung / E-Book-Tantiemen?
Verlage und Agenturen haben das gleiche Ziel, die Bücher ihrer Autoren einem größtmöglichen Publikum zur Verfügung zu stellen. Die Verlage haben sich in letzter Zeit immer mehr darauf vorbereitet, gerade auf dem E-Book-Sektor dafür die passenden Strukturen zu schaffen. Das kommt dem Autor zu Gute. Noch ist der Markt in Deutschland sehr klein, das wird sich in nächster Zeit ändern. Bis dahin werden die Verlage einen Workflow für E-Books – insbesondere auch für Backlisttitel – etabliert haben und damit die Kosten genau einschätzen können. Die Bindung zwischen Autor und Verlag nützt beiden, und ich gehe davon aus, dass beide eine angemessene Entlohnung für ihre Arbeit anstreben. Wenn sich die Unsicherheiten geklärt haben, sollte sich hier eine einvernehmliche Lösung finden lassen.

Spaltet die Digitalisierung die Branche?
Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, es sind also eher die Einstellung dazu und der Umgang mit E-Books, was der Branche Sorgen bereiten könnte.

Von anderen deutschen Agenten ist zu hören, dass sich ihre Autoren kaum fürs E-Book interessieren. Aus welchem Grund?
E-Books sind im alltäglichen Leben noch nicht so präsent. Aber natürlich interessieren sich unsere Autoren dafür, gerade weil sie die Chancen sehen, dass ihr Werk eine noch größere und schnellere Verbreitung findet – aber auch die Gefahr, für ihr Werk nicht gerecht entlohnt zu werden.

Die Fragen stellte Daniel Lenz

Mehr über Andrew Wylie, seine Agentur und seine Art, Geschäfte abzuwickeln, im neuen buchreport.magazin, das am Freitag, 30. Juli, erscheint.

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