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Der Deal schadet dem Wettbewerb

Die Kampfansage von Andrew Wylie an die US-Verlage findet ein lautes Echo. Nicht nur bei Random House hat die Ankündigung des Agenten, mit einem eigenen rein digitalen Imprint direkte E-Book-Deals mit Amazon abzuschließen, für Verstimmung gesorgt. Auch Macmillan kritisiert den Schulterschluss.

Hintergrund: Wylies Imprint Odyssey Editions startet mit 20 Titeln von renommierten Autoren. Hier die Liste der Titel, die zwei Jahre lang exklusiv über den Kindle-Store von Amazon vertrieben werden sollen (hier die Übersicht bei Amazon):

  • „London Fields“ von Martin Amis
  • „The Adventures of Augie March“ von Saul Bellow
  • „Ficciones“ (Spanish Edition) von Jorge Luis Borges
  • „Junky“ von William Burroughs
  • „The Stories of John Cheever“ von John Cheever
  • „Invisible Man“ von Ralph Ellison
  • „Love Medicine“ von Louise Erdrich
  • „The Naked and the Dead“ von Norman Mailer
  • „Lolita“ von Vladimir Nabokov
  • „The Enigma of Arrival“ von V.S. Naipaul
  • „The White Castle“ von Orhan Pamuk
  • „Portnoy’s Complaint“ von Philip Roth
  • „Midnight’s Children“ von Salman Rushdie
  • „The Man Who Mistook His Wife for a Hat“ von Oliver Sacks
  • „Fear and Loathing in Las Vegas“ von Hunter S. Thompson
  • „Rabbit Run“ von John Updike
  • „Rabbit Redux“ von John Updike
  • „Rabbit is Rich“ von John Updike
  • „Rabbit at Rest“ von John Updike
  • „Brideshead Revisited“ von Evelyn Waugh

„Willkommen, Andrew“, begrüßt Macmillan-Chef John Sargent in einem Blogpost den Agenten ironisch als Neu-Verleger – und kritisiert unmittelbar im Anschluss daran die Tatsache, dass Wylie die E-Books seiner Autoren exklusiv Amazon zur Verfügung stellt.

Dieses Ansinnen sei zwar aus Sicht von Amazon verständlich – aber ein schlechter Deal für Autoren, Illustratoren, Verleger und andere Buchhändler sowie diejenigen, die daran glauben, dass Bücher möglich breit verfügbar sein sollten.

Es seien unter anderem die unabhängigen Buchhändler und Filialisten gewesen, die Bücher in der Vergangenheit zu Bestsellern gemacht hätten. „Dieser Schritt stärkt den ohnehin schon dominanten Spieler auf dem Markt, zum Schaden der Wettbewerber, und führt zu einem unausgewogenen Handelsmarktplatz.“

HarperCollins-Chefin Victoria Barnsley erklärte laut „Bookseller“, dass ihr Verlag „energisch“ die Rechte des Verlags und der Autoren verteidigen werde, indem die Werke dem größtmöglichen Publikum zugeführt werden. „Der einzige Gewinner ist Amazon“.

Auch Random House hatte sich in der vergangenen Woche kritisch zum Wylie-Deal geäußert. Man habe einen Brief an Amazon geschickt und darin erklärt, dass die Rechte zum Vertrieb der E-Titel bei Random House lägen, erklärte ein RH-Sprecher gegenüber dem „Bookseller“. Auch rechtliche Schritte werden dabei angedeutet. Das Branchenmagazin berichtet, dass vier der Odyssey-Debütautoren, John Cheever, Philip Roth, Rushdie und Amis, bei der britischen Dependance von Random House veröffentlichen; es sei unklar, welche Titel international verfügbar seien. „Publisher’s Weekly“ zitiert aus einem Statement von RH, nach dem die Verlagsgruppe weltweit die Geschäfte mit Wylie auf Eis legen werde.

Auch Penguin ist laut „Bookseller“ von Wylies Offensive betroffen, weil mit Saul Bellow, Jorge Luis Borges, William S Burroughs, Ralph Ellison, Nabokov, Updike und Waugh gleich sieben Autoren des ersten Programms bei Penguin UK erschienen.

Weder für Penguin noch für Random House oder Macmillan dürfte Wylies Vorstoß jedoch überraschend kommen. Im Juni hatte der „Schakal“ den Verlagen angedroht, notfalls die Verlage zu umschiffen, um in Kooperation mit seinen 700 Autoren direkt mit Apple, Amazon, Google & Co. zu verhandeln – sollten die E-Tantiemen für seine Autoren so niedrig bleiben wie aktuell üblich. Auch hierzulande hatte das Säbelrasseln für Diskussionen gesorgt.

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