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Fachverlage arbeiten vielgleisiger

Der Verlag Neue Wirtschafts-Briefe stellt die Ergänzungslieferungen für die Loseblatt-Zeitschrift „BBK“ ein. NWB-Chef Ludger Kleyboldt im Interview über Perspektive und Probleme bei Loseblatt-Produkten.

Ist Loseblatt ein Medium von gestern?
Nein, aber es gibt einige Formen, die keinen Sinn mehr machen. Ein solcher Fall war die „BBK“ als Loseblatt-Zeitschrift, deren Lieferungen nach dem Lesen in ein Nachschlagewerk einsortiert wurden. Dieses Konzept war genial in Zeiten, als es keinen Computer gab, wird aber heute von den Kunden in dieser Form nicht mehr benötigt. Stattdessen bieten wir jetzt die „BBK“, wie übrigens auch unsere „NWB“, als Zeitschrift mit Lesecharakter und daneben eine Recherche-Datenbank an. Wir haben aber zum Beispiel im Buchbereich weiterhin klassische Loseblatt-Nachschlagewerke.

Sehen Sie für diese klassischen Loseblatt-Werke eine langfristige Perspektive?
Diese Produkte haben ein Problem: Sie suggerieren dem Leser, immer aktuell zu sein, was aber gerade bei umfangreicheren Werken überhaupt nicht der Fall sein kann. Das Versprechen der vollständigen Aktualität wird Print-Produkten vom Kunden heute generell nicht mehr abgenommen. Einen in sich aktualisierten Inhaltsbestand wird man in Zukunft eher in einer Datenbank suchen und nicht mehr auf Papier.

Verläuft diese Entwicklung bei verschiedenen Zielgruppen unterschiedlich schnell?
Es fällt auf, dass Steuerberater seit vielen Jahren gewohnt sind, am Computer zu arbeiten. Es gibt kaum eine Kanzlei in Deutschland, die nicht mit einer oder mehreren elektronischen Datenbanken arbeitet; ganz anders als bei Rechtsanwälten, die viel weniger computerorientiert sind. Von daher dürfte sich der Wandel bei den Steuerberatern auch viel schneller vollziehen.

Wollen Sie also Ihre klassischen Loseblatt-Werke mittel- oder langfristig ersetzen?
Wir bieten ohnehin alle unsere Inhalte auch elektronisch an. Insofern ist unsere Devise: Hauptsache der Kunde nutzt unsere Inhalte, und wir stellen sie ihm auf dem Medium zur Verfügung, das er haben will. Wir stellen schon fest, dass der Neuverkauf von Loseblatt-Werken schwierig ist, die Auflagen folglich zurückgehen. Aber solange eine relevante Nachfrage nach dem Papier-Produkt besteht, fahren wir eben zweigleisig.

Bedeutet das Aufkommen mobiler Internet-Anwendungen, dass Sie auf lange Sicht dreigleisig fahren werden?
Die Fachverlage müssen in Zukunft generell vielgleisiger werden. Wir transportieren unsere Inhalte ja jetzt schon auch auf Audio-CDs, Internet-TV und als iPhone-App. Und es ist gut vorstellbar, dass Geräte wie das iPad mit ihren Multi-Touch-Funktionen ganz neue Formen der Aufbereitung erfordern werden.
Die Fragen stellte David Wengenroth

Zur Person: Ludger Kleyboldt

ist Geschäftsführer des Verlags Neue Wirtschafts-Briefe in Herne, der mit einem Jahresumsatz von rund 32 Mio Euro einer der führenden Fachverlage für Steuer- und Wirtschaftsrecht ist. Der promovierte Jurist übernahm die Leitung des Familienunternehmens 2006 von seinem Vater Ernst-Otto Kleyboldt.

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