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Der Club kommt nicht aus der Krise heraus

Es geht wieder aufwärts: Dies ist die Botschaft, die Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski (li.) heute bei der Präsentation der Bilanz für 2009 den Aktionären und Journalisten vermittelt hat. Unter dem Strich steht dennoch bei Umsatz und operativem Ertrag ein Minus. Während Random House unter Markus Dohle (Mitte) den Umsatz international stabil halten und in Deutschland um 4% steigern konnte, brach der Umsatz bei der von Fernando Carro (Fotomontage: re.) geführten deutschen DirectGroup um 28% ein.

Zu den Konzernzahlen:

  • Nach Angaben von Bertelsmann sank der Konzernumsatz 2009 von 16,2 auf 15,4 Mrd Euro (-5,8%).
  • Der operative Gewinn sank um knapp 10% auf 1,4 Mrd Euro.
  • Unter dem Strich standen zwar mit 35 Mio Euro schwarze Zahlen. Doch im Vorjahr lag das Konzernergebnis noch bei 270 Mio Euro.

Nachdem im ersten Halbjahr 2009 ein konzernweites Kosten- und Effizienzprogramm gestartet und zudem „allen erkennbaren Risiken“ bilanziell Rechnung getragen worden sei, habe man im zweiten Halbjahr die Trendwende einleiten können, blickte Ostrowski zurück.

Random House stagniert bei Umsatz und Ertrag

Die Publikumsverlagsgruppe Random House stagnierte 2009 sowohl beim Umsatz (1,7 Mrd Euro) als auch beim operativen Ertrag (137 Mio Euro), bei einer ebenfalls gleichbleibenden Umsatzrendite von 8%. In Deutschland stieg der Umsatz der Random-House-Verlage um 4% auf 269 Mio Euro.

Weitere Zahlen zu Random House:

  • Die Zahl der Mitarbeiter in den rund 120 Verlagen sank 2009 von 5779 auf 5432 – wesentlich durch die Restrukturierung der US-Verlagseinheiten.
  • Der Marktanteil bei physischen und elektronischen Büchern sei in den meisten Märkten gesteigert worden.
  • Größter Erfolg des Jahres: „The Lost Symbol“ von Dan Brown; der Titel sei allein in Nordamerika 5 Mio und in Großbritannien knapp 3 Mio Mal als gebundenes Buch, Hörbuch oder E-Book verkauft worden.
  • Auch die „Millennium“-Trilogie von Stieg Larsson sei mit mehr als 7 Mio verkauften Hardcover- und Taschenbuchexemplaren in den USA und Deutschland erfolgreich gewesen.
  • In den USA sei es den Random-House-Verlagen gelungen, 238 Titel auf den Bestseller-Listen der „New York Times“ zu platzieren (darunter 28 Titel auf Platz 1). In Großbritannien hätten die Bertelsmann-Verlage 34 Nummer-1-Titel auf den Bestsellerlisten der „Sunday Times“ erzielt.
  • In Deutschland habe Random House „mehrere Bestseller mit Millionenabsatz“ auf den Markt gebracht.
  • Zum digitalen Geschäft: Die RH-Verlage hätten ihre E-Book-Verkäufe in den führenden Buchmärkten USA, Großbritannien, Deutschland und Kanada binnen Jahresfrist im dreistelligen Prozentbereich gesteigert – elektronische Bücher seien damit das am schnellsten wachsende Segment. Ihr Anteil am Gesamtumsatz liege jedoch nur bei knapp 2%.
  • Bei der Bilanzpressekonferenz hat Random House-Chef Markus Dohle von einem „stürmischen Wachstum“ des E-Book-Geschäfts in den USA berichtet, getrieben von der hohen Anzahl der E-Reader auf dem Markt (man rechne mit 10 Mio Geräten bis Ende 2010 in den USA) und „steigenden Convenience“ für Verbraucher (die also einfach E-Books herunterladen und lesen könnten). In den ersten beiden Monaten 2010 sei der Absatz um über 400% gewachsen.
  • In Deutschland sei das Geschäft jedoch weniger dynamisch: „Wir sind in Deutschland noch nicht so weit, wir liegen etwa zwei Jahre zurück im Vergleich zu den USA.“ Mit rund 50% aller deutschen E-Book-Titel, die von Random House stammen, habe die Verlagsgruppe die „klare Marktführerschaft“ übernommen.

Club-Betreiberin bricht beim Umsatz ein

Den stabilen Ergebnissen bei Random House steht ein deutliches Minus im Club- und Buchhandelsgeschäft entgegen: Der Umsatz der DirectGroup unter der Leitung von Fernando Carro – der anders als im vergangenen Jahr nicht auf dem Podium der Pressekonferenz saß – sank um 10,7% auf 1,2 Mrd Euro; der operative Ertrag sank um 3,4% auf 28 Millionen Euro.

Die Direct Group habe mit einem umfassenden Sparprogramm auf die angespannte Wirtschaftslage und die sinkenden Mitgliederumsätze in ihren Kernmärkten reagiert, meldet der Konzern rückblickend. Die Neumitgliederwerbung und das Marketing für Bestandskunden seien „konsequent auf Effektivität und Rentabilität zugeschnitten“ worden.

Speziell zum deutschen Club-Geschäft (das 16% der Direct-Group-Umsätze einbringt):

  • Der Umsatz sank um 28% von 287 auf 208 Mio Euro.
  • In Deutschland habe der Club Bertelsmann weitere Rückgänge bei den Mitgliederzahlen und -umsätzen durch Nebengeschäftserlöse nur teilweise auffangen können.
  • Mit neuen Club-Modellen und einer Ausweitung der Direktmarketing-Aktivitäten außerhalb des Mediengeschäfts wolle man künftig der sinkenden Bindungsbereitschaft der Club-Mitglieder entgegenwirken.
  • Das neue Konzept der drei Zeilenreich-Pilotfilialen (die allen Kunden und nicht nur Mitgliedern offen stehen, hier ein Blick in die Filialen) sei gut angenommen worden.
  • Die Zahl der klassischen Club-Filialen sei 2009 reduziert worden. Und auch 2010 werde es Schließungen geben, erklärte Ostrowski auf Nachfrage von buchreport.de.

Fotos: Bertelsmann AG, DirectGroup

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