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Kleineres Ensemble, kürzerer Auftritt

Es ist ein Erfahrungswert: Kurz vor dem Start werden auch in diesem Jahr ein paar Nachzügler aufspringen und die Ausstellerzahl der 61. Frankfurter Buchmesse über die 7000er-Marke heben. Noch ist der seit 2005 Jahr für Jahr klar überschrittene Pegel nicht erreicht, weil die Branche 2009 in vielen Weltregionen kürzer treten muss:

  • Aus den nach Deutschland größten Ausstellernationen Großbritannien und USA liegen bisher ca. 7% weniger Stand-Anmeldungen vor, wobei für alle wichtigen Verlage der Frankfurter Auftritt nicht zur Diskussion stand. Angesichts signifikanter Umsatzeinbrüche wird aber an der Kür gespart: Delegationen werden verkleinert und auf größere Effektivität getrimmt.
  • Auch aus der deutschsprachigen Branche, die (noch) nicht über Umsatzeinbußen klagen kann, liegen bisher weniger Buchungen vor. Zu den spektakulären Absagen gehört der Club Bertelsmann, der derzeit mit vielen Einzelmaßnahmen versucht, einen zweistelligen Millionen-Betrag zu sparen (buchreport berichtete).

Der Club und seine Konzernschwester, die Publikumsverlagsgruppe Random House, haben auch ihren repräsentativen Empfang gestrichen, der über Jahre zu den gesellschaftlichen Höhepunkten am Rande der Buchmesse gehörte. Man stoße in der internationalen Branche auf Verständnis, so der New Yorker RH-Sprecher Stuart Applebaum, schließlich würden derzeit auch in anderen Unternehmen derartige Entscheidungen getroffen. Für kommende Jahre werde man andere Buchmesse-Eventmöglichkeiten sondieren.

Auch der Weltbild-Konzern lässt diesmal keine Korken knallen: Aufgrund der mit Personalabbau verbundenen „Restrukturierungsmaßnahmen“ im Versandgeschäft wie in der Weltbild-Buchkette „halten wir eine Messeparty in diesem Jahr nicht für angebracht“, heißt es aus Augsburg.

Unauffälliger sparen Verlage bei den Autorenauftritten: Zwar wird wieder eine stattliche Zahl von Autoren nach Frankfurt kommen, aber es reicht oft nur für Stippvisiten. Man habe die Zahl der Übernachtungen deutlich reduziert, ist in vielen Publikumsverlagen zu hören. Besonders am Messesamstag wird das Autoren­­defilee kürzer, was auch die Medien spüren, die bei Autorenanfragen für Sendungen häufiger abschlägig beschieden werden.

Nutzensteigernde Strukturierung der Buchmesse

Dass die Buchmesse insgesamt von der Wirtschaftskrise nicht substanziell berührt wird, darf als Zeichen ihrer unumstrittenen Vormachtstellung als Branchen-Event gelten, der jeweils aktuell grundlegende Umbrüche der  Medienbranche reflektiert. Eine größere Neuerung ist in diesem Jahr die vorgeschaltete Konferenz „Tools of Change for Publishing“ (13.10.) als europäischer Ableger der New Yorker Veranstaltung über Trends und Innovationen im Verlagswesen.

Ansonsten gibt es Ansätze nutzensteigernder Strukturierung der Messe:

  • Themenareale und Marktplätze u.a. zu Kulinarik „Gourmet Gallery“, Foto- und Bewegtbildangebote „Zentrum Bild“, Fachinformation „Zentrum Fachmedien“ sowie digitale Kom­munika­tion/Drucktechnologie „weiss’raum“
  • Erweiterung des „Film & Media Forums“ um Games und Musik
  • Durchgehender Messeverkauf in einer Hörbuchhandlung  
  • Konzentration der Bildungsforen und -präsentationen in Halle 4.2
  • Neukonzeption von „Trendforum Nonbook“ und „Gemeinschaftsstand Spiele“.

aus: buchreport.express 37/2009

Foto: Frankfurter Buchmesse, Alexander Heimann

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