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Draht nach München gekappt

Die Mannheimer Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG (BIFAB) versucht ihre Neuausrichtung ganz still und leise zu vollziehen, weshalb in diesem Jahr auch auf die traditionelle Bilanz-Pressekonferenz im Juni verzichtet wird. Dabei tut sich bei dem Unternehmen mit der Wertpapier-Kennnummer 522700 einiges:
Nachdem die Cornelsen Beteiligungsgesellschaft mbH gemäß Aktiengesetz mitgeteilt hatte, dass sie eine Mehrheitsbeteiligung an BIFAB hält, reichte der bisherige Aufsichtsrat unter Vorsitz von Andreas Langenscheidt Mitte Mai seinen Rücktritt ein. Mit ihm haben die Rechtsanwälte Hubertus Brockhaus und Claus S. Hass, die Verleger Claudia Baumhöver und Klaus G. Saur sowie der Publizist Florian Langenscheidt ihr Amt niedergelegt.

Neue Aufsichtsratsmitglieder sind die Cornelsen-Geschäftsführer Alexander Bob und Hubertus Schenkel, der Kronberger Unternehmensberater Mathias H. Hlubek, die beiden Berliner Rechtsanwälte Stefan Mäger und Wolfgang Meincke sowie der Stuttgarter Verleger Wulf D. v. Lucius. Den Aufsichtsratsvorsitz hat Bob, bis 2007 Vorstandsvorsitzender bei BIFAB, übernommen, der damit als Einziger für Kontinuität sorgt. Auf der für den 22. Juli angesetzten BIFAB-Hauptversammlung soll der neue Aufsichtsrat für drei Jahre gewählt werden, was intern als Formsache gesehen wird.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf der diesjährigen HV-Tagesordnung ist TOP 5, in dem es um die künftige Firmierung geht: Wie buchreport bereits Ende März berichtete, soll das Unternehmen künftig Bibliographisches Institut AG heißen, weil die Marke „Brockhaus“ mit den zugehörigen Nachschlagewerken an Wissenmedia verkauft wurde.

Vorstand soll im Amt bleiben

Anders als der Aufsichtsrat bleibt der BIFAB-Vorstand auch nach der Filetierung der Mannheimer AG durch den bisherigen Mehrheitsaktionär Langenscheidt KG komplett an Bord und wird sich, so Bob, wie bisher aus Hans-Jörg Düllmann, Ulrich Granseyer und Marion Winkenbach zusammensetzen. Allerdings seien, so heißt es, „kleinere Ressortverschiebungen denkbar“.

Einigung mit dem Betriebsrat bis Ende Juni angestrebt

Auf der Leitungsebene gibt es hingegen bereits einige Veränderungen:

  • Hans Huck-Blänsdorf, seit 1991 in verschiedenen Positionen bei BIFAB tätig, zuletzt als Geschäftsführer der Brockhaus Duden Neue Medien GmbH, ist aus dem Unternehmen ausgeschieden; er bleibt aber weiterhin Sprecher des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren (AKEP).
  • Gesamtprokura mit einem Vorstandsmitglied haben die Leiterin des Kinder- und Jugendbuchprogramms Ulla Behrendt-Roden, Vertriebsleiter Carsten Hiller, die seit 2006 für Sonderprojekte (u.a. „Zeit-Lexikon“) zuständige Ilka Wesche sowie der Personalchef Wolf-Peter von Zobeltitz erhalten.

Der weitere Personalabbau in Mannheim – zwischenzeitlich war von 70 gefährdeten Arbeitsplätzen die Rede – ist noch nicht abgeschlossen. Mehrheitsaktionär Cornelsen hofft, „dass der Mannheimer Vorstand in den nächsten 14 Tagen zu einer einvernehmlichen Regelung mit dem Betriebsrat kommt“. In der vergangenen Woche standen mehrere Verhandlungstermine an, bei denen versucht werden sollte, Mitarbeiter durch „attraktive Angebote“ für Aufhebungsverträge  zu gewinnen.

Wie aus Mannheim zu hören ist, wurden einzelnen Mitarbeitern auch freie Stellen in anderen Unternehmen der Cornelsen-Gruppe angeboten. Dies findet jedoch geringe Resonanz, da die neuen Arbeitsplätze meist an einem anderen Standort sind, beispielsweise beim Studienkreis in Bochum.

aus: buchreport.express 25/2009

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