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Ohne den großen Nachbarn

Die angeschlagene Warenhaus-Kette Karstadt taumelt zwischen lauter Forderung nach Staatshilfe, dem forschen Werben des Wettbewerbers Kaufhof (Metro-Gruppe) für einen Zusammenschluss und einem womöglich fälligen Gang zum Insolvenzrichter am 12. Juni, wenn ein Großkredit fällig wird. Über die jeweiligen Konsequenzen für die 91 großen Warenhäuser gibt es unterschiedliche Szenarien, bei denen in jedem Fall Standorte auf der Strecke bleiben.

Viel schneller und konkreter werden die Auswirkungen von Warenhaus-Schließungen in Mittelstädten und Vorstadt-Lagen sichtbar, nachdem vergangene Woche die Gläubigerversammlung im Hertie-Insolvenzverfahren die Einstellung des Geschäftsbetriebs in allen 54 Hertie-Warenhäusern beschlossen hat. 19 Hertie-Filialen hatten bereits im Februar und März dichtgemacht.

Mit Hertie fallen in diesem Jahr auch insgesamt rund 70 Buchabteilungen fort, die in besseren Zeiten insgesamt ca. 25 Mio Euro umgesetzt haben, im Zuge des Insolvenzverfahrens (seit August 2008) aber bereits Marktanteile verloren hatten. buchreport hat Buchhandlungen in der Nachbarschaft der Hertie-Standorte nach den erwarteten Auswirkungen gefragt.

Wie verschieben sich die Gewichte im lokalen Einzelhandel?

Mit Hertie fällt in vielen kleineren Innenstädten der einzige großflächige Einzelhändler weg. An Standorten, in denen Hertie bereits geschlossen hat, glauben Händler bereits eine geringere Passantenfrequenz auszumachen:

  • „Niemand fand Hertie gut, aber jetzt kann man einige Dinge in Herdecke nicht mehr kaufen“, berichtet Inka Beermann (Buchhandlung Herdecke) und registriert: „Genau seit der Schließung gehen bei mir die Umsätze zurück.“
  • „Die Schließung in Mettmann liegt noch nicht weit genug zurück, um eine eindeutige Entwicklung auszumachen“, berichtet Buchhändler Alexander Rüger, „aber ein verkaufsoffener Sonntag ist zuletzt schlechter ausgefallen.“
  • In Kamen fürchten die Buchhändler, dass ohne Hertie die bisher auch mit kostenlosen nutzbaren Parkhäusern angelockten Kunden aus dem Umland fortbleiben. Auch Laufwege werden sich verändern, weshalb Ann-Kristin Hopp (Buchhandlung am Markt) froh ist, dass im Herbst ein ohnehin geplanter Umzug an die zentrale Kreuzung der Fußgängerzone ansteht.

Viel wird davon abhängen, welche neuen Mieter in die zwischen 1000 und 4000 qm großen Flächen einziehen und ob lange Leerstände drohen. Im Gespräch sind an einigen Orten Textiler, an anderen Supermärkte.

Mehr zum Thema und insbesondere zur Frage, wie sich Hertie-Kunden gewinnen lassen, im neuen buchreport.express 22/2009, der morgen erscheint (hier das Inhaltsverzeichnis).

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