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Abkehr vom Auflagendenken

In den USA wurden 2008 erstmals mehr Titel per Print-on-Demand gedruckt als auf klassischem Wege (buchreport.de berichtete). Im Interview mit buchreport.de erklärt Moritz Hagenmüller (Foto), seit 1. Januar 2006 Geschäftsführer der Books on Demand GmbH, den Digitaldruck-Trend und erläutert, warum PoD-Dienstleister von der Wirtschaftskrise profitieren.

Wie erklären Sie sich den rasanten Zuwachs des Digitaldrucks in den USA? 
Verlage und Autoren setzen immer mehr auf Printing on Demand als eine risikominimierte Form der Buchveröffentlichung, auch weil diese inzwischen dasselbe Qualitätsniveau aufweist wie die traditionelle Herstellung. Zudem spielen verstärkt innovative Geschäftsmodelle eine Rolle, beispielsweise solche, die internetbasierten Content in Buchform verfügbar machen und so zusätzlich zur Titelvielfalt beitragen.

Was muss geschehen, damit digital gedruckte Bücher auch in Deutschland einen Durchbruch verzeichnen?
Mehr Transparenz im statistischen Ausweis der lieferbaren BoD-Titel würde zeigen, dass auch in Deutschland das Modell bereits den Durchbruch geschafft hat. So hat sich das Titelvolumen von BoD im Zeitraum von zwei Jahren versechsfacht: Die Titelanzahl stieg von 17.000 im Jahr 2006 auf 100.000 im vergangenen Jahr. In den 100 000 über BoD lieferbaren Titeln sind rund 30.000 Neuerscheinungen aus 2008 enthalten.

Profitieren Sie von der Wirtschaftskrise?
Der ohnehin schon seit Jahren auf allen Wertschöpfungsstufen des Buchhandels stattfindende Strukturwandel erhält durch die Wirtschaftskrise zusätzlichen Schub. Positiv betrachtet, erzeugt dies mehr Offenheit für innovative Alternativen zu gewohnten Abläufen. Kostenvorteile, Long-Tail-Umsatzpotentiale durch dauerhafte Lieferbarkeit und Risikominimierung machen Books on Demand zu einer solchen Alternative. Darüber hinaus sind Books on Demand ein Schlüssel zur Wahrung verlegerischer und inhaltlicher Vielfalt in einem schrumpfenden Markt.

Wann ist PoD preislich so attraktiv, dass auch große Auflagen nicht mehr per Offset gedruckt werden?
Die Innovationsrate im Digitaldruck ist höher als im Offset, sodass u.a. auch größere Auflagen attraktiver werden. Der eigentliche wirtschaftliche Mehrwert liegt für PoD-Nutzer aber in der Abkehr vom Auflagendenken und in einer effizienteren weil verkürzten Wertschöpfungskette mit Druck und Versand ab Druckerei in Auflage 1.

Wann beteiligen Sie den stationären Buchhandel am Geschäft und lassen per Espresso Book Machine drucken, wie im Juli 2008 angekündigt?
Sobald ein entsprechender technischer Reifegrad erreicht ist, werden wir im Buchhandel auch per Espresso drucken.

Die Fragen stellte Daniel Lenz, Foto: BoD

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