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Postskriptum: Diese alten Franzosen

Nach einem Bericht der Berliner „taz“ haben Jugendliche in „Kanzler lieben Gummistiefel“ (cbj) von Marietta Slomka einen Fehler gefunden: Ausgerechnet in einem Buch, das Jugendlichen die Grundlagen der Politik erklären soll, bezeichnet die ZDF-Moderatorin den Philosophen Jean-Jaques Rousseau (1712–1778) als Vordenker der Gewaltenteilung – mit der dieser aber nichts am Hut hatte. Liebe Frau Slomka, grämen Sie sich nicht. Man kann auch durcheinander kommen mit diesen alten Franzosen. Der mit der Gewaltenteilung war Montesquieu, aber verwechseln Sie den wiederum nicht mit Robbespierre: Der hatte es zwar auch mit Gewalt und Teilung, aber eher kopflos, wenn Sie verstehen, was ich meine.    


Silbermond: Sichernd

Angesichts der unklaren Zukunftsaussichten der Musikindustrie bricht die Pop-Band „Silbermond“ mit ihrem aktuellen Hit „Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit“ („…in einer Welt in der nichts sicher scheint.“) zu neuen Erlösquellen auf. Wie aus gewöhnlich gut erfundenen Kreisen zu hören ist, wird die Pop-Kapelle in Kürze in „Silbermond Sach- und Lebensversicherungen“ umfirmieren und ihren Fans Assekuranzprodukte anbieten. Wahrscheinlich sehen die Nachwuchsmusiker darin auch noch eine Hommage an die Kult-Band „Police“.   


Ideen: Innovativ

Komik in Krisenzeiten liefert „Freakonomics“, der Kuriositäten-Blog der „New York Times“: Eine englische Ladenbesitzerin kennzeichne die Verpackung von Süßigkeiten und Softdrinks neuerdings mit dem Namen der Kinder, die sie kaufen, um weggeworfenen Müll erkennen und die Übeltäter identifizieren zu können. Die Idee sei richtungsweisend, lobt „Freakonomics“: „Das nächste ideale Objekt für eine solche Kennzeichnung sind Hypothekenpfandbriefe.“

Backwerk: Beispielhaft

Rezensent Ernst Horst schreibt in der „FAZ“ zu „Der Ernst des Lebens. Und was man dagegen tun muss“ von Andreas und Stephan Lebert (S. Fischer): „Das ist ein Buch wie die Nuss-Croissants aus dem Laden neben der Apotheke, wo ich immer das Rezept für meine Betablocker einlöse. Eine Bagatelle, aber nicht schlecht. Kaufen Sie es ruhig, lesen Sie es oder schenken Sie es Ihrem Onkologen. Doch nehmen Sie es um Himmels willen nicht ernst!“ Danke, Herr Horst, machen wir. Beim nächsten Mal möchten wir aber auch die Adresse des Ladens, wo’s die leckeren Croissants gibt, bitteschön.


Lesereise: Lohnend

Zum Schluss ein Fundstück aus dem hinreißenden Buch „Streiflichter aus Amerika“ von Bill Bryson, wieder aufgelegt bei Goldmann. Darin schreibt er über eine Lesereise durch die USA: „Ein andermal flog ich wegen eines Dreißigsekundeninterviews von Denver nach Colorado Springs. Und – ich schwöre! – es verlief so: Interviewer: ,Heute ist unser Gast Bill Bryson. Sie haben also ein neues Buch rausgebracht, Bill, stimmt’s?‘ Ich: ,Ja.‘ Interviewer: ,Wunderbar. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Morgen ist unser Gast Dr. Milton Greenberg, der ein Buch über Bettnässen geschrieben hat…‘.“

aus: buchreport.express 13/2009

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