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Reader: Renner oder nur für Freaks?

Der Hype zur Leipziger Buchmesse hat sich ausgezahlt: Eine Woche nach dem Start des Sony Reader hat die Mayersche Buchhandlung eine positive Bilanz gezogen: „Wir sind mit dem Verkaufsstart des Sony Readers mehr als zufrieden“, erklärt Andrea Weiß, Projektleiterin E-Book, in einer Pressemitteilung – ohne genaue Verkaufszahlen zum „Renner“ zu nennen. „Wir freuen uns ganz besonders, dass wir den Reader nicht nur in unseren großen Häusern wie beispielsweise Düsseldorf oder Dortmund verkaufen, sondern ihn auch an kleineren Standorten anbieten können.“

Unter den Downloads seien derzeit besonders „Bis(s) zum Ende der Nacht“ von Stephenie Meyer, „Alle sieben Wellen“ von Daniel Glattauer und „Der Chinese“ von Henning Mankell beliebt. Somit scheinen die Aachener mit dem Sony-Modell mehr Glück gehabt zu haben als mit dem Lesegerät Iliad (iRex), von dem die Mayersche nach Medienberichten zuletzt nicht mehr als eine zweistellige Stückzahl pro Monat verkauft habe.

Ob sich die positiven Erfahrungen der Mayerschen mit denen im restlichen Buchhandel decken, bleibt abzuwarten. Ein Rückblick auf die Medienberichterstattung zum E-Book zeigt jedoch auch kritische Stimmen:

  • Titel, Technik: Spiegel Online hat bei einem Test der Verbandsplattform Libreka besonders die geringe Anzahl der E-Books, die mangelhafte Navigation und das komplizierte Kauf-Procedere moniert: Statt beim Online-Kauf bei Libreka einen Umweg über stationäre Buchhändler zu gehen, wäre es unkomplizierter, der Verband schüttete seinen Mitgliedern anteilig Tantiemen aus.
  • Monopolisierung: Im Deutschlandradio haben sich Agenten wie Peter S. Fritz über die Strategie von Amazon und Sony beklagt, den Verlagen unter Zuhilfenahme von Geheimhaltungserklärungen ihre Geschäftsmodelle aufzudrücken; wegen zu hoher Rabatte bleibe für die Autoren kaum etwas übrig.
  • Pricing, Beratung: Auch die Regionalpresse hat Stimmen eingefangen. Für Eduard Meyer, (Coppenrath & Boeser, Münster), sind E-Reader wegen des hohen Preises „nur etwas für Freaks“ (Neue Westfälische). In der Dorstener Zeitung erklärt Wolfgang Thönes, (Litfass, Dortmund) die Lesekultur werde zwar nicht untergehen. Gleichwohl ergäben sich neue Herausforderungen: „Diese Techniklastigkeit unseres Berufs hätte ich mir vor 25 Jahren nicht träumen lassen.“
  • Aus einer ganz anderen Richtung kommt eine Kritik an der Vertriebsstrategie, die Geräte über die Inhalteanbieter in den Markt zu bringen. Die Zeitschrift IT-Business hat in einer offenen Mail an Sony-Marketingchef Martin Winkler die exklusive Partnerschaft mit dem Buchhandel beim Vertrieb des Sony Readers kritisiert, statt die klassischen Anbieter von Unterhaltungselektronik einzubinden: „Dabei sind CE-Händler auch für die Verkäufe von MP3-Playern oder Musik-Handys eine tragende Säule, obwohl sie meist keine ausgewiesenen Experten für Content-Beratung und schon gar nicht Inhaber eines Musik-Fachgeschäftes sind.“ Insofern sei der Zusammenhang „Spezialist für Hardware + Spezialist für den zugehörigen Content = entscheidender Erfolgsfaktor“ kaum nachvollziehbar. In seiner Antwort-Mail erklärte Winkler, ein Vertrieb über den CE-Handel sei zwar nicht geplant, gleichwohl ziehe Sony weitere Distributionswege in Betracht.

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