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Ystad ist überall

2010 soll der letzte Wallander-Roman erscheinen, hat Henning Mankell bei der Entgegennahme des Ripper-Awards in Unna erklärt. Im Interview mit buchreport.de beschreibt Mankells Lektorin bei Zsolnay, Tatjana Michaelis, wie der Krimiautor das Genre verändert hat und wie es nach Wallander weitergeht.

2010 soll der letzte Wallander-Roman erscheinen, hat Henning Mankell unlängst bei der Entgegennahme des Ripper-Awards in Unna erklärt. Wie hat der Autor mit seinem Kommissar die Krimi-Szene bzw. das Genre verändert? 
Kommissar Wallander hat eine richtige Fangemeinde. Als Henning Mankell bei der Preisverleihung in Unna bekanntgab, dass noch ein weiterer Wallander-Roman erscheint, gab es einen Riesenbeifall. Das liegt sicher daran, dass dieser Kommissar einerseits Fälle bearbeitet, die für den Zustand unserer Gesellschaft symptomatisch sind, andererseits aber ein Mensch ist wie Sie und ich. Mankell nennt es das Diabetes-Syndrom. Nach dem dritten dieser Romane, erzählt er, habe er eine befreundete Ärztin gefragt, an  welcher Krankheit Kurt Wallander wohl erkranken werde. Und wie aus der Pistole geschossen antwortete sie: Diabetes. Seither ist der Kommissar noch berühmter, Diabetes ist eine Volkskrankheit. Aber es ist natürlich nicht nur die Krankheit, die uns mit ihm verbindet, sondern auch seine ständige Überarbeitung, seine Probleme mit dem anderen Geschlecht, sein Hang zum Grübeln. Wallander hat ein großes  Identifikationspotential.

Wie erklären Sie sich den weltweiten Erfolg von Wallander? 
Als Schweden über den Beitritt zur EU abstimmte, wurde Mankell gefragt: Und wofür votiert Kurt Wallander? Wallander ist sozusagen zum Vorzeige-Schweden avanciert. Und Ystad ist überall. Die Themen, die Mankell in seinen Kriminalromanen behandelt, von der Fremdenfeindlichkeit über die Gewalt in der Gesellschaft bis zur Kriminalität im Cyberspace sind ja nicht auf Schweden und auch nicht auf Europa begrenzt. Außerdem sind diese Romane echte Pageturner, die einem um die Nachtruhe bringen können, und auch das ist eine universelle Erfahrung.

Für Zsolnay könnte mit Wallander eine wichtige Umsatzsäule wegbrechen. Wie können Sie diese Lücken schließen?
Wenn das so wäre, dann hätte die Lücke längst auftreten müssen, schließlich liegt der letzte „Wallander“ über sechs Jahre zurück. Man darf aber nicht vergessen, dass Henning Mankell auch mit anderen Romanen eine ähnlich große Leserschaft erreicht, ich nenne nur „Die Rückkehr des Tanzlehrers“, „Der Chinese“ und „Die italienischen Schuhe“, wobei der letztere nicht einmal zum Genre der Spannungsromane gehört. Und dann gibt es bei Zsolnay ja noch eine ganze Reihe anderer Kriminalschriftsteller von Veit Heinichen und Friedrich Ani bis zu Richard Stark, den wir im letzten Jahr sehr erfolgreich aufgebaut haben. Es besteht also kein Grund, pessimistisch in die Zukunft zu sehen, aber natürlich freuen wir uns auf den letzten „Wallander“.

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