buchreport

Kahlschlag trotz florierender Umsätze

Das Bundeswirtschaftsministerium hat gestern eine Studie zur Kulturwirtschaft vorgelegt (Links zum Download unten). Fazit: Musik-, Buchwirtschaft & Co. sind ein Schwergewicht der Gesamtwirtschaft, das künftig besser gefördert werden muss. Das Geschäft der Verlage, Buchhändler und Autoren haben sich die Berliner bereits genau angeschaut: Demnach haben die Verlage trotz hoher Umsatzzuwächse seit 2003 radikal Personal abgebaut. Verwundert sind die Autoren darüber, dass die Autoren nicht dem Börsenverein angehören.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Die Kulturwirtschaft trägt demnach 2,6% zum Bruttoinlandsprodukt bei, mehr also als die Chemische (2,1%) und etwas weniger als die Automobilindustrie (3,1%).
  • 43% sind Kleinst- und Klein-, 40% große Unternehmen.
  • Zur neu definierten Kultur- und Kreativitätsindustrie gehören Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt und die Software/Games-Industrie.
  • Ziel der Anstrengungen von Wirtschaftsministerium und Kulturstaatsminister: die Kreativen der verschiedenen Disziplinen bündeln und als ökonomisches Gewicht wahrnehmen.
  • Empfehlungen aus der Studie: Bestehende Förderprogramme sollen geöffnet, neue kleinteilige geschaffen und auf die spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten werden.
  • Als konkretere Maßnahmen haben die Experten Beratung, Prämiierung, Messeförderung und der Aufbau einer bundesweiten Branchenplattform zusammengetragen.

Zahlen zur Buchbranche

Die spezifischen Anforderungen der Teilbranchen werden derzeit in Hearings zusammengetragen – am kommenden Mittwoch wird die Buchbranche im Frankfurter Literaturhaus unter die Lupe genommen. Doch schon vorab haben die Forscher den Buchmarkt analysiert. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Autonomie: Die Buchbranche könne sich nach wie vor unabhängig von den Print- und Medienmärkten als eigenständiger Teilmarkt behaupten – Buchverlage und Buchhandel verfügten noch immer über eine hohe eigene Marktidentität.
  • Verband: Erstaunlich sei dabei, dass die Gruppe der Schriftsteller und Autoren nicht ebenso selbstverständlich wie Handel und Verlage Teil des Börsenvereins sei.
  • Umsatz: Mit einem Volumen von rund 15,2 Milliarden Euro in 2008 (inklusive Autoren) habe der Buchmarkt einen Umsatzanteil von 10% an der gesamten Kultur- und Kreativwirtschaft; wichtigster Wirtschaftszweig seien Buchverlage (10,8 Mrd Euro), die mehr als zwei Drittel des gesamten Umsatzes erzielten (Buchhandel 26%, Schriftsteller 3%).
  • Umsatztrend: Die Entwicklungslinie des Umsatzvolumens zeige nach einem Rückgang bis zum Jahr 2004 einen stetig ansteigenden Verlauf und erreiche zum Jahr 2008 ein Plus von 9% gegenüber 2003; bei den Verlagen sei das Plus mit 12% noch höher ausgefallen, während der Umsatzzuwachs im Handel bei mageren +1% liege.
  • Konzentration: Die 95% der Kleinstunternehmen in der Branche schafften einen Marktanteil am Umsatz von 16,7%, während die wenigen Großunternehmen (durchschnittlicher Umsatz: 231 Mio Euro) einen Marktanteil von 55% erzielten.
  • Personal: Der Buchmarkt beschäftige mit 78 900 Erwerbstätigen rund 7% aller in der Kultur- und Kreativwirtschaft Aktiven. Stärkster Arbeitgeber seien die Buchverlage (39 900). Doch trotz konstanter Umsatzzuwächse hätten die Verlage von 2003 bis 2008 17% der Stellen abgebaut.
  • Während jedoch Jahr für Jahr immer mehr Autoren auf den Markt drängten (plus 5%), schrumpfe die Zahl der Händler konstant pro Jahr um mehr als 1%.

Hier die komplette Studie zum Download, hier die Kurzfassung

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Kahlschlag trotz florierender Umsätze"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*

Dossier

Aktuelles aus dem Handel

  • Mediengruppe Stein übernimmt weiteren Fachinformationshändler  …mehr
  • Supermilf-Pilotprojekt: »Viele Erkenntnisse«  …mehr

  • SPIEGEL-Bestseller im Blick

    Der SPIEGEL-Bestseller-Newsletter gibt Ihnen jede Woche kostenlos einen Überblick zu den Aufsteigern der neuen SPIEGEL-Bestsellerlisten.

    » Melden Sie sich hier kostenlos an.

    Wollen Sie sich darüber hinaus schon vorab und detailliert über die Toptitel von morgen informieren, um frühzeitig disponieren zu können?

    » Bestellen Sie das SPIEGEL Bestseller-Barometer ab 8 Euro pro Monat.

    Wenn Sie die SPIEGEL-Bestesellerlisten z.B. in Ihren Geschäftsräumen präsentieren wollen oder online in Ihren Web-Auftritt integrieren möchten, hat buchreport weitere Angebote für Sie.

    » Weitere Angebote zu den SPIEGEL-Bestsellerlisten