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Koordiniertes Vorgehen fehlt

Der Handel mit Raubkopien belastet weiterhin die Hörbuchbranche. Eine Studie der Agentur P4M hat ermittelt, dass mehr als die Hälfte der von amazon.de erhobenen Top-25-Hörbücher illegal im Netz erhältlich sind. Betroffen seien fast alle Genres: Von Krimi über Fantasy bis hin zu Comedy. Gleiches Bild bei E-Books: Rund ein Drittel der auf der „Spiegel“-Bestsellerliste genannten Sachbücher und 44% der Romane seien als Raubkopien im Internet verfügbar. Im Interview mit buchreport appelliert Petur Agustsson, technischer Leiter bei P4M, an die Verlage, die Piraten flächendeckend im Netz zu verfolgen.

Ist der Aktionsradius oder das Vorgehen der Piraten größer geworden?

Das Vorgehen der Piraten verändert sich insofern, als sie die illegalen Hörbuchkopien über die jeweils beliebtesten Verbreitungstechnologien vertreiben. Die Verbreitung nimmt dabei in gleichem Maße zu, wie der legale Hörbuchmarkt wächst. Neue, einfach zu verwendende Technologien wie Sharehoster geben dabei der Piraterie einen neuen Auftrieb, da hier die technologische Barriere der Nutzung sehr niedrig ist.

Warum liegen Sharehoster im Trend?

Wir beobachten diese Portale seit fast zwei Jahren: Die weltweite Entwicklung in diesem Markt ist beeindruckend. Der größte Anbieter dieser Art (Rapidshare) liegt auf Platz 12 der weltweit meistbesuchten Webseiten. Ausschlaggebend für die Beliebtheit von Sharehostern ist, dass Nutzer keine besondere Software zum Herunterladen benötigen, sondern lediglich einen Webbrowser. Aufgrund der äußerst einfachen Bedienbarkeit werden Sharehoster als illegale Quelle von allen Online-Usern genutzt, auch von denjenigen, die über keine großartigen technischen Vorkenntnisse verfügen.

Sind Verlage in Deutschland zu zaghaft bei der Verfolgung?

Die Verlage gehen nur gegen Teilbereiche der Piraterie vor, wenn überhaupt. Dies ist schade, da vor allem bei Sharehostern messbare Ergebnisse erzielt werden können. Wünschenswert wäre ein gemeinsames koordiniertes Vorgehen der Verlage.

Wie gehen Sie vor, um Raubkopien im Internet aufzudecken?

Im Auftrag der Rechteinhaber verschiedener Branchen decken wir Raubkopien mithilfe unseres Media-Monitorings auf. Mit einer eigens entwickelten Software überwachen wir alle Verbreitungstechnologien, d.h. Sharehoster, P2P-Filesharing-Netzwerke und Usenet-Server, aber natürlich auch Online-Auktionsplattformen. Über Downloads und IP-Tracking können wir für unsere Kunden die Quellen der illegalen Dateien ermitteln. Bei Sharehostern können wir illegale Inhalte, auf die wir bei unseren Recherchen stoßen, direkt löschen.

In den Bereichen der Piraterie, in denen keine zentralen Suchfunktionen angeboten werden, überwachen wir eine eigens recherchierte Liste relevanter Websites. Diese Datenbank wurde durch Informationen zusammengestellt, die wir aus szenetypischen Quellen recherchiert und zusammengetragen haben. Dabei sind einige der genutzten Quellen der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Wie gelingt es Ihnen, illegale Inhalte bei Sharehostern zu löschen und damit die Verbreitung von Raubkopien einzudämmen?

Wir ermitteln zurzeit etwa 1 Mio illegale Sharehoster-Links pro Monat. In Branchen, in denen wir eine große Abdeckung haben (Film), gelingt es uns, die Anzahl der verfügbaren Links erheblich einzudämmen. So können wir in einem Zeitraum von weniger als drei Wochen 90% der Angebote entfernen. Dies ist jedoch nur möglich durch das kontinuierliche – tägliche – Suchen und Melden der illegalen Links. Diese positiven Ergebnisse haben wir auch in den Bereichen Software und PC-Spiele erzielt.

Die Fragen stellte Daniel Lenz

aus: buchreport.magazin 1/2009

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