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Herrjeh, was soll denn schlüpfrig sein?

Wie ein kleiner Verlag mit größerem Risiko einen Coup leistet, hat Kein & Aber in der vergangenen Woche vorgemacht. Um das in der Schweiz schon sehr erfolgreiche Büchlein „50 Erfolgsmodelle – ein kleines Handbuch für strategische Entscheidungen“ auch in Deutschland zum Erfolg zu führen, hat der Verlag u.a. am Freitag eine doppelseitige Anzeige in der „FAZ“ geschaltet, die rund 950.000 Leser erreichte; Kosten laut Mediadaten rund 80.000 Euro. Wegen des mitunter anstößigen Inhalts der Anzeige (hier mehr) bejubelte „Bild“ am Samstag die Anzeige („Die geilste Anzeige des Jahres“) und sie Anzeige außerdem auf bild.de zum Download an – womit der kleine Verlag über 11 Mio Leser erreichte. 

Durch die breite Berichterstattung könnte das Buch auch in Deutschland zum Verkaufsschlager werden. Die ersten beiden Auflagen (je 10.000 Stück) hat der Verlag bereits vor der Werbekampagne abverkauft, die dritte Auflage ist im Druck.

Im Interview mit buchreport.de erklärt Verlagsleiter Peter Haag (Foto) die Hintergründe und Ziele der Kampagne.

Welche Reaktionen haben Sie seit der FAZ-Anzeige erhalten? Sind Sie darüber erstaunt?

Es gab haufenweise positive Reaktionen, was uns sehr erfreut, denn etwas besseres kann sich Werbung gar nicht wünschen. Wer Werbung macht, will gehört werden, ansonsten kann man sich das Geld sparen.  Wir erhalten massenweise Anfragen aus dem Buchhandel und von Privatpersonen, ob es die Anzeige auch als Plakat gibt.

Wie viel Exemplare müssen Sie von dem Buch zusätzlich verkaufen, um die Kosten der großen Anzeigen wieder einzuspielen?

Im Verlagswesen können sie praktisch keine Anzeigenkosten einfach so 1:1 mit den Titelverkäufen verrechnen. Die Anzeige ist auf Massen zugeschnitten, wir kommen schon auf unseren Schnitt.

Mit schlüpfrigen Begriffen in die Bild-Zeitung vorzustoßen und die Aufmerksamkeit von Lesern zu wecken, ist eine Sache. Wie wird daraus eine tragfähige Marketing-Strategie auch für künftige Novitäten?

Ach Herrjeh, was soll denn daran schlüpfrig sein? Schauen Sie sich doch mal um, unsere Anzeige ist geradezu harmlos und augenzwinkernd, sich darüber aufzuregen hat was bigottes. Wir haben eine Anzeige in der FAZ geschaltet, und BILD hat diese kommentiert. Dahinter steckt kein Kalkül von uns, aber wir haben uns natürlich gefreut. Der einzige Existenzgrund für Werbung ist aufzufallen.

Wir müssen daraus jetzt nicht gleich eine „tragfähige Marketingstrategie“ zimmern, das wäre langweilig. Für andere Titel werden wir uns wieder was anderes einfallen lassen, nur was überrascht fällt auf.

Was ist danach an Marketing für andere Titel konkret geplant?

Lassen Sie sich überraschen, auf jeden Fall werden wir neue Wege einschlagen.

bild.de, ecolot.de (Serie zum Buch), Blog zum Buch

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