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Es geht endlich aufwärts

Erleichtertes Aufatmen bei Gerry Johnson. Sein wegen einschneidender Sparmaßnahmen umstrittenes Strategiepapier scheint doch die richtige Medizin für Waterstone’s zu sein: Der britische Buchhandelsprimus hat im Geschäftsjahr 2007/08 (26. April) endlich die Kurve bekommen und mit 564,3 Mio Pfund (795 Mio Euro) ein Umsatzplus von 5% hingelegt. Vergleichbar lag das Wachstum immer noch bei ansehnlichen 3,3%.

Dass der operative Gewinn mit 16,4 Mio Pfund (20,5 Mio Euro) statisch war, bereitet Johnson keine schlaflosen Nächte, weil es dafür eine plausible Begründung gibt: Das neue Logistikzentrum in Burton-upon-Trent steht mit Gründungskosten in Höhe von 1,2 Mio Pfund in den Büchern; im Zuge der Übernahme von Ottakar’s im Sommer 2006 wurden außerdem weitere 4,6 Mio Pfund abgeschrieben.

Bonuskarte bewährt sich im Eiltempo

Zu den Höhepunkten des Geschäftsjahres zählt der CEO das Online-Geschäft, das der Marktführer nach der Trennung von Amazon.co.uk erst seit knapp zwei Jahren wieder in eigener Regie führt. Zahlen wurden nicht genannt, aber der Umsatz lag um 146% über dem Vorjahr. Maßgeblichen Anteil daran hatte laut Johnson die im September 2007 eingeführte Bonuskarte. 1,5 Mio Kunden besitzen die Plastikkarte zur Zeit, von denen 850000 regelmäßig online bestellen.

Das Strategiepapier, mit dem Johnson und Simon Fox, CEO der Konzernmutter HMV Group, Waterstone’s zu alter wirtschaftlicher Größe zurückführen wollen, wurde 2007/08 weiter umgesetzt. Im Berichtszeitraum wurden elf unrentable Filialen geschlossen und nur eine einzige Buchhandlung neu eröffnet. Weitere Ladenschließungen – insgesamt ist auf der Insel von bis zu 30 die Rede – sollen im Rahmen der konzeptionellen Neuordnung in den kommenden Monaten folgen. Derzeit betreibt der Marktführer noch 313 Buchhandlungen.

Logistikcenter wird später als erwartet fertig

Das neue Logistikcenter in Mittelengland sorgte im Rahmen der Bilanzpressekonferenz nicht nur als Kostenfresser für Schlagzeilen, sondern wird zunehmend zur unendlichen Geschichte. Verlage (und die sich um ihre Dividende sorgenden Aktionäre) haben mit großer Aufmerksamkeit Johnsons Ankündigung registriert, dass sich die hypermoderne, gemeinsam mit dem Logistikspezialisten Unipart betriebene Anlage weiter verspätet. Angekündigt hatte Waterstone’s das Logistikzentrum im Sommer 2007 und dabei einen Eröffnungstermin im ersten Quartal 2008 in den Raum gestellt. In den vergangenen Wochen war dann von September die Rede.

Innerhalb des Unternehmens und auch bei vielen Verlagen ist das Logistikcenter ungeliebt, weil es den Spielraum der Filialen, die bisher von Verlagen und Großhändlern überwiegend direkt beliefert wurden, noch weiter einschneidet. Stattdessen läuft das gesamte Bestell- und Lieferwesen der Buchkette künftig zentral über Burton-upon-Trent.

Damit es für den Fall von unvorhergesehenen Kinderkrankheiten keine Versorgungsprobleme (vor allem im Weihnachtsgeschäft) gibt – so die offizielle Lautart, inoffiziell wird von akuten technischen Problemen gemun-
kelt –, wird die Supply Chain voraussichtlich erst ab Frühjahr 2009 umgebaut. Die von Johnson angepeilten Kosteneinsparungen werden entsprechend nicht schon im laufenden, sondern erst im nächsten Geschäftsjahr voll durchschlagen.

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