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Preisbindung gründlich durchleuchten

Der Schweizer Branchenverband SBVV beleuchtet das Thema Preisbindung beim Symposium „Vielfalt statt Einfalt“ in Solothurn von allen Seiten. Ein Jahr zuvor hatte die Schweizer Regierung die Buchpreisbindung gekippt. Ob eine parlamentarische Gesetzesinitiative Erfolg hat, ist völlig offen. Das Symposium soll die Gesetzesinitiative stärken.

Unerwartete Unterstützung bekommt der SBVV von dem britischen Ökonomen und Buchpreisexperten Frank Fishwick, der den Fall der britischen Preisbindung seit 1995 verfolgt. Noch 2005 hatte Fishwick als Gutachter gegenüber der Schweizer Regierung von undramatischen Auswirkungen eines Falls der Preisbindung gesprochen. Mittlerweile sieht der 71-Jährige auf Nachfrage von buchreport die Situation nach Auswertung neuerer Daten kritischer: „Der Handel hat sehr langsam auf die veränderten Bedingungen reagiert. Inzwischen sind die Auswirkungen schon beträchtlich. Das Discounting, die Preisnachlässe haben deutlich zugenommen und sind sehr viel aggressiver geworden: 40% bei den 100 meistverkauften Büchern.“

buchreport: Hat der Fall des Net Book Agreement (so hieß die britische Preisbindungsvariante) die Branche geschwächt oder gestärkt?
Fishwick: „Das ist nicht einfach zu beantworten. Bestseller haben eine größere Verbreitung erfahren. Es gibt jetzt weitaus mehr Buchverkaufsstellen. Die Markterweiterung über den Preis durch Supermärkte und Internetanbieter hat die Stellung des Buches im Wettbewerb mit anderen zunehmend populären Unterhaltungsangeboten wie DVD und Computerspielen gestärkt. Alles in allem ist die Nachfrage nach Büchern in einer Phase gestiegen, in der eher mit einem Rückgang gerechnet werden musste. Anbieter von Literarischem oder eines sehr breiten Buchangebots haben allerdings Marktanteile verloren. Dagegen kann man natürlich argumentieren, dass das Buchangebot in der ganzen Breite jetzt im Internet zur Verfügung steht. Verloren geht dabei allerdings die Möglichkeit, das Buch vor dem Kauf in die Hand zu nehmen.“

Viele kleine Buchläden haben ohnenhin inzwischen aufgegeben. Die größeren Buchhandlungen, namentlich die Ketten, haben Fishwick zufolge in Großbritannien ihre Marktstellung zunächst verbessert: „Seit 2004 aber verlieren sie, was ich darauf zurückführe, dass sie von den Supermärkten und vom Internethandel in die Zange genommen werden.“

Das komplette Interview und Hintergrund: buchreport.express 18/08

  

  

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