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Honorarfreie Zonen unerwünscht

Knapp drei Wochen vor dem erstmaligen Start reißen die negativen Schlagzeilen über die Linzer Buchmesse Litera nicht ab: Nachdem die „Oberösterreichischen Nachrichten“ die finanzielle Tragfähigkeit der Messe in Zweifel gezogen hatten (buchreport berichtete), legt das Blatt jetzt nach: Die Messeleitung habe das Programm stark kürzen müssen, die geplanten Literaturpreise fänden nicht statt und die Türen des Design Centers, dem Veranstaltungsort, drohten gar geschlossen zu bleiben, weil die Raummiete noch nicht gezahlt sei.

Im Gespräch mit buchreport äußert sich Litera-Präsident Berthold Greif:(auf dem Foto links neben Projektleiterin Andrea Zöbl):

  • Geplant sind 150 Veranstaltungen; mit den Lesungen an den Ständen der Verlage insgesamt eine Zahl zwischen 180 und 200. Zugesagt haben u.a. Martin Walser, Robert Schneider, Christoph Ransmayr und Emil Steinberger.
  • Mit Ausnahme des Sonderpreises „Freies Wort in der Presse“ werden die übrigen fünf Literaturpreise wie angekündigt vergeben.
  • Der Messekatalog geht in dieser Woche in Druck, in den nächsten Tagen soll das Veranstaltungsprogramm auch im Internet zugänglich sein.
  • Bei der Raummiete sei bereits eine hohe Anzahlung überwiesen, der Rest folge vor Messebeginn. (Auf Anfrage bestätigt Thomas Ziegler, Direktor des Design Centers, er habe Greif mitgeteilt, das Haus „geschlossen zu lassen, wenn er das Geld nicht bald überweist“. Aber: „Ich habe keine Zweifel, dass die Zahlung vor Aufbaubeginn am 21. April erfolgen wird.“)
  • Greif rechnet mit 25000 Besuchern; in der Kalkulation sind „aus Gründen der Vorsicht“ nur 6000 zahlende Messegäste berücksichtigt.
  • Die Gesamtkosten betragen 522000 Euro, 254000 Euro werden als Eigenleistungen des Litera-Teams veranschlagt, der Rest für Technik, Miete etc. Der Verkauf der Messestände hat 125000 Euro eingebracht.

IG Autoren fordert Honorargarantie für Autorenlesungen

Für Aufregung sorgte die Bemerkung Greifs, dass viele Autoren ihre Lesungen auch ohne Honorar leisten würden, sollten Fördergelder des Landes ausbleiben. Harsche Kritik übt Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autoren: „Teile der Messeplanung sind dilettantisch. Kurz vor Beginn liegen weder ein Ausstellerkatalog noch ein Veranstaltungskalender vor.“ Angesichts dieser Unwägbarkeiten fordert die IG Autoren eine Honorargarantie für die auftretenden Autoren: „Sollten die Honorare nicht durch die Litera geleistet werden, so sind sie von den Ausstellern zu tragen.“

Laut Greif seien von dieser Diskussion jedoch nur ein kleiner Teil der oberösterreichischen Schriftsteller betroffen, „das Honorar für die internationalen Autoren ist fix“. Sollte die Förderung durch die Literaturabteilung des Landes abgelehnt werden, will Greif die betroffenen Autoren sofort informieren.
Kritik an honorarfreien Lesungen hatte die IG Autoren auch bei der Buch Wien geübt, die von Reed Exhibitions in Kooperation mit dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) im November (20.–23.11.) ausgerichtet wird. Nach einem klärenden Gespräch steht für Ruiss nun fest, dass bei der vom HVB organisierten „Lesefestwoche“ Honorare gezahlt werden.

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