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Piraterie ist bei E-Books kein Thema? – Und ob!

Am vergangenen Samstag versammelten sich anlässlich des eBookCamps in Hamburg eine Reihe von Interessierten, um sich über das Thema Piraterie auszutauschen. Referentin Dr. Maike Prehn (Kontor New Media) gab einen Überblick über aktuelle Studien und versuchte, Denkanstöße und Hilfen für den Umgang mit illegalen Downloads zu bieten. Rege diskutiert wurde vor allem auch die Frage, warum Nutzer in die Illegalität gehen. Der Beitrag eines Teilnehmers, seines Zeichens Programmierer und begeisterter Konsument einger hundert legal gekaufter E-Books, traf den Nagel auf den Kopf. Dadurch, dass seine englische Wunschlektüre nicht in Deutschland als E-Book käuflich zu erwerben war, gab es keine andere Möglichkeit, als sich die Inhalte illegal zu beschaffen – zumal auch Downloadversuche in internationalen Shops keinen Erfolg gebracht hatten. Ein Fall, der sich derzeit leider noch beliebig oft reproduzieren lässt, wie vor allem auch Leser von Backlist-Titeln und origanlsprachlicher Lektüre wissen.

Der einzige Verleger in der Runde reagierte prompt: „Wenn es das E-Book nicht legal zum Downloaden gibt, warum kaufst Du dann nicht einfach das physische Buch?“ Eine Reaktion, die sicher reflexartig vielen, vielen Verlagsmenschen auf der Zunge liegt. Und dennoch am Ziel, sprich dem Kunden, vorbeischießt. Der potenzielle Käufer schwenkt ja auch nicht einfach auf Kirschen um, wenn gerade keine Rotebeete zum Verkauf stehen. Ergo: Die Gleichung [E-Book Käufer = Printbuchkäufer] ist nicht zutreffend.

Auch der Preis wurde als ein nicht unerheblicher Faktor für die Nutzung illegaler Angebote identifiziert. Es ist eben schwierig, den Kunden stichhaltig zu erklären, warum der Erwerb einer potenziell eingeschränkten Nutzungslizenz dem Kauf eines in Produktion und Logistik erheblich kostspieligeren physischen Buches preislich gleichgestellt sein sollte.

Neben der legalen Verfügbarkeit von digitalen Inhalten wurde noch ein weiterer Punkt als potenziell Piraterie fördernd ausgemacht: das DRM alias Kopierschutz. So berichtete eine Mitarbeiterin eines namhaften Barsortiments, dass einige Verlage mittlerweile auf weiches DRM, also die Verwendung von digitalen Wasserzeichen, umschwenken. Diese Nachricht sei im Unternehmen sehr postiv aufgenommen worden, eine entsprechende Pressemitteilung habe es allerdings auf Drängen der Verlage nicht geben dürfen. Offenbar würde ein Aufschrei aus der Autoren-Riege erwartet. Hier bedarf es sicherlich noch einiger Kommunikation und Aufklärung. Denn – schmerzlich aber wahr – kein DRM ist unknackkbar.

Die bisherige Einstellung vieler (sicher nicht aller!) Verlage und Autoren á la [Kunde = potenzieller Pirat] müsste dringend revidiert werden. Es stellt sich schlicht die Frage, warum man seine Geldgeber (also die Kunden) mit zusätzlichen Hürden wie hartem DRM verärgern und abschrecken sollte?

Dass die Buchbranche aus den Fehlern der Musikindustrie gelernt hätte, wie Herr Skipis immer wieder betont, muss vor diesem Hintergrund leider mehr als nur ein bisschen fragwürdig erscheinen.

Dabei gibt es gute Gründe eher davon auszugehen, dass [Pirat = potenzieller Kunde] gilt – insbesondere wenn wir den obigen Fall zur originalsprachlichen Lektüre betrachten. Ein Schluss, zu dem auch die Teilnehmer der Piraterie-Session kamen.

Sicher, Kriminalität wird es immer geben und eine Quote von 0% illegalen Downloads bleibt damit schöne Utopie. Es gibt allerdings relativ einfache Möglichkeiten, selbst eine Flutwelle wie sie die Musikindustrie erfasst hatte und wie sie derzeit auch der Buchbranche droht, etwas einzudämmen. Legale, einfach händelbare Angebote zu attraktiven Preisen schaffen – das ist die Zauberformel.

Und das hat auch schon in der Musik funktioniert.

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