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Bilanz unter Beschuss

Der börsennotierte Publikumsverlag Bastei Lübbe kommt nicht zur Ruhe: Das Unternehmen muss den Ende Juni veröffentlichten Konzernabschluss 2015/2016 ändern und die britische Blue Sky Tech Ventures inklusive der darunter gebündelten Beteiligungen rückwirkend voll konsolidieren. Anfang August hatte der Aufsichtsrat von Bastei Lübbe seinen Rückzug angekündigt, nachdem die „WirtschaftsWoche“ der Unternehmensführung „fragwürdige Deals“ und eine „kreative Bilanzierung“ vorgeworfen hatte. Anwürfe, die vom Vorstand als haltlos zurückgewiesen wurden.

Nun muss doch neu gerechnet werden: „Diese Anpassungen fußen auf einer geänderten Einschätzung der Wirtschaftsprüfer der KPMG in Bezug auf die Beteiligungen Daedalic Entertainment und Oolipo und der Beziehung zur britischen Blue Sky Tech Ventures“, teilt Bastei Lübbe mit. KPMG bewerte die Beziehung zu Blue Sky, die mit Wirkung zum 31. März 2015 insgesamt 55% der Anteile an Oolipo (vormals Beam) und mit Wirkung zum 17. September 2015 3% der Anteile an der Daedalic Entertainment (mit einer Option auf weitere 5%) erworben hatte, neu, heißt es in der Pressemitteilung.

Aufgrund diverser Rechte, die sich aus dem Kaufvertrag zwischen Bastei Lübbe und Blue Sky ergeben, habe Bastei Lübbe wirtschaftlich die Verfügungsgewalt über Blue Sky. „Die Änderung der Einschätzung, die KPMG in zwei aufeinanderfolgenden Prüfungen der entsprechenden Konzernabschlüsse unabhängig voneinander testierte, hat uns völlig überrascht“, so Thomas Schierack, Vorstandsvorsitzender von Bastei Lübbe, gegenüber buchreport.

KPMG begründet die Neueinschätzung mit der Komplexität der Bilanzierungsregeln: „Die Transaktionen weisen eine Reihe von Sachverhaltsmerkmalen auf, die eine bilanzielle Würdigung schwierig machen. Die einschlägigen Rechnungslegungsvorschriften hierfür sind durchaus komplex“.  Die Prüfer kommen  zu dem neuen Schluss, dass Bastei Lübbe wirtschaftlich die „Verfügungsgewalt über Blue Sky“ besitze – und zwar ab dem Zeitpunkt der Anteilsveräußerung Oolipo – also seit dem 31. März 2015. Bastei Lübbe beherrsche Blue Sky und habe daher diese selbst sowie auch die von Blue Sky gehaltenen Beteiligungen voll zu konsolidieren.

„Selbst wenn es für uns unverständlich bleibt, warum die Prüfer nun zu einem anderen Ergebnis kommen als in beiden Prüfungen zuvor: Am Ende müssen wir den Experten in der Frage der internationalen Bilanzierungsregeln vertrauen und sehen uns durch diese Neueinschätzung aufgefordert, die Bilanzierung entsprechend zu ändern, auch wenn das einen erheblichen administrativen Aufwand zur Folge hat und sich unsere Ergebnissituation im Geschäftsjahr 2015/2016 dadurch ändert“, so Schierack. Das Unternehmen behalte sich Schadensersatzforderungen vor.

Die Neuberechnung wird sich nach Einschätzung von Bastei Lübbe wie folgt auf die Abschlüsse auswirken:

  • Das Ergebnis (EBITDA) für die betroffenen Geschäftsjahre 2014/2015 und 2015/2016 dürfte insgesamt um etwa 13-15 Mio Euro niedriger ausfallen.
  • Für das Geschäftsjahr 2014/2015 bliebe ein EBITDA von schätzungsweise 10-11 Mio Euro (statt bisher 17,7 Mio Euro) und in 2015/2016 ein geschätztes EBITDA von 7-9 Mio Euro (statt 14,9 Mio Euro).

„Damit weist die Bastei Lübbe trotz der Konsolidierungskreisänderungen in beiden Fällen klar positive Ergebnisse aus“, wird beruhigend in Richtung Aktionäre signalisiert. Die für den 15. September einberufene Hauptversammlung des Unternehmens ist abgesagt. Sie wird voraussichtlich am 30. November stattfinden.

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