buchreport

Mindestsätze werden systematisch unterlaufen

Ein ernüchterndes Ergebnis bilanziert der Verband der Übersetzer (VdÜ) nach Auswertung einer Honorarumfrage unter seinen Mitgliedern. Der 1954 gegründete Verein, der zuletzt vor 15 Jahren eine Honorarumfrage durchgeführt hatte, registriert vor allem eine sehr unerfreuliche Entwicklung der Seitenhonorare: Das aktuelle Durchschnittshonorar pro Normseite der Übersetzung von 18,81 Euro sei zwar gegenüber dem Durchschnittswert des Jahres 2008 (Erhebung 2004-2008) von 17,83 Euro um 5,5% gestiegen, das decke aber bei weitem nicht die Inflationsrate, die nach Berechnung des VdÜ zwischen 2007 und 2016 insgesamt 13,9% betrug.
Die Seitenhonorare sind real gesunken, und die vom Bundesgerichtshof festgelegten Mindestsätze für Absatz- und Lizenzbeteiligungen werden systematisch unterlaufen, kommentiert Anne Emmert, Mitglied der Honorarkommission des VdÜ und Initiatorin der Umfrage. Die 2014 vom VdÜ und mehreren Verlagen aufgestellten gemeinsamen Vergütungsregeln haben sich branchenweit bislang nicht durchgesetzt. Die Ergebnisse der Umfrage belegen erneut, dass die Übersetzenden bei Vertragsverhandlungen insbesondere mit Konzernverlagen ihre Interessen nicht ausreichend durchsetzen können.
Hinrich Schmidt-Henkel, 1. Vorsitzender des VdÜ, appelliert vor diesem Hintergrund an die politisch Verantwortlichen, dass eine wirksame Novellierung des Urhebervertragsrechts dringend geboten ist, damit der Gesetzeszweck – Formulierung und Durchsetzung von angemessener Vergütung – erfüllt werden kann.

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Mindestsätze werden systematisch unterlaufen"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*