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Auch Spotify wurde nicht innerhalb eines Jahres etabliert

Librify, Byliner, Entitle, Oyster, Blloon – nach den zahlreichen Krisenmeldungen der vergangenen Monate haben viele die Anbieter von E-Book-Abos schon abgeschrieben. Doch das wäre voreilig: Neue Aktivitäten von Disney und Houghton Mifflin Harcourt sowie aktuelle Einschätzungen von HarperCollins und Nielsen zeigen, dass Abomodelle durchaus Potenzial haben – vielleicht mit anderen Vorzeichen und Zielen.
Neue Akteure

Vor wenigen Tagen haben mit Disney und Houghton Mifflin Harcourt gleich zwei große Medienhäuser neue Aktivitäten beim Thema Abo vorgestellt: 

  • Houghton Mifflin Harcourt startete Curious World, eine Plattform, auf der interaktive Medienformate (Games, Videos, E-Books) für die Bildung von Kindern eingesetzt werden. Die Preise: 9,99 Dollar pro Monat bzw 79,99 Dollar pro Jahr.
  • Disney will im November in Großbritannien ein Abo-Angebot einführen, das Filme, Fernsehserien, Bücher und Musik umfasst. DisneyLife (9,99 Pfund/Monat) soll z.B. den gesamten Pixar-Katalog sowie Marken wie „Die Eiskönigin“ beinhalten. Im kommenden Jahr soll der Service in Kontinentaleuropa eingeführt werden, u.a. in Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland.

In eine ähnliche Richtung steuert auch Oetinger. TigerBooks, die Plattform für Kindermedien, soll zum medienübergreifenden Content-Portal für Kinder ausgebaut werden, inklusive audiovisueller Inhalte, ebenfalls mit Abo-Ansatz.

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Aktuelle Marktzahlen/-Einschätzungen
Auf der Frankfurter Buchmesse hat Nielsen neue Zahlen zum Markt für E-Book-Abos präsentiert, die sich weitestgehend mit denen von Wettbewerber Codex decken.
  • Marktführer: Demnach liegt Kindle Unlimited in den USA mit großem Abstand vorne (Marktanteil laut Nielsen: 61%), gefolgt von Safari Books Online (O’Reilly), Scribd und gleichauf 24symbols und Blloon.
  • Peak: Der Abo-Markt habe in diesem Jahr den Peak erlebt. Laut Nielsen nutzen 5% der US-Buchkäufer kostenpflichtige Abomodelle (Codex geht dagegen von 15% aus).   
  • Vielleser: Abo-Nutzer sind für Verlage attraktiv, weil sie mehr Geld für Bücher ausgeben: Während Nicht-Abokunden in den USA monatlich im Schnitt 32 Dollar für Bücher ausgeben, liege die Summe von Abokunden bei 44 Dollar, zuzüglich rund 10 Dolar für das Abo selbst. 

Ebenfalls auf der Frankfurter Buchmesse bilanzierte Chantal Restivo-Alessi (Foto), Digitalchefin bei HarperCollins, ihre Erfahrungen im Abogeschäft. „Die Verbraucher lieben Abomodelle“, versicherte die Verlagsmanagerin. Ihr Verlag habe grundsätzlich positive Erfahrungen gemacht, die Umsätze stiegen rasant, es gebe keinen Hinweis auf eine Kannibalisierung des Kauf-Geschäfts.

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Weitere Einschätzungen von HC:

  • Backlist: Abomodelle seien ideal, um ältere Titel wieder ins Spiel zu bringen. So sei bei 80% des bei Aboangeboten eingespeisten Katalogs mindestens 1 Exemplar gelesen (gleich gekauft) worden – den Nutzern komme es nicht darauf an, die ganz neuen Titel zu haben.
  • Discovery: Bei einem Viertel der bei Oyster und Scribd gelesenen Titel der Verlagsgruppe seien die Nutzer durch die Empfehlungsmechanismen der Abo-Plattformen selbst (statt durch gezielte Suchen) auf die Bücher aufmerksam gemacht worden. 
  • Potenzial: Gerade in der Generation der „Millenials“ seien Abomodelle für News/Unterhaltung schon heute weit verbreitet (87%); insgesamt geben die Millenials in den USA laut einer Studie 2015 rund 62 Mrd Dollar für Medien aus.
  • Evolution: Gleichwohl änderten sich die Modelle der Aboanbieter aktuell. „Auch Spotify wurde nicht innerhalb eines Jahres etabliert, vorher gab es Angebote wie Rhapsody“, so Restivo-Alessi.
  • Ihre Bilanz: „Diese neuen Vertriebskanäle werden bleiben („are here to stay“) und bieten für unsere Backlist großartige neue Discovery-Möglichkeiten“. 
Fazit: Die Aktivitäten von Disney & Co. weisen darauf hin, dass solche Aboangebote längst noch nicht vom Tisch sind. Die Marktführer (in den USA Amazons Kindle Unlimited, hierzulande vermutlich neben Kindle Unlimited besonders Skoobe) bauen ihren Vorsprung aus. Der Fokus neuer Modelle – möglicherweise als Ausweichbewegung zu den etablierten Anbietern – könnte sich verlagern: Hin zu Services, die neben Büchern auch andere Medien umfassen oder stärker zugeschnitten sind auf bestimmte Zielgruppen.

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