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China muss viel von der Außenwelt lernen

Die Frankfurter Buchmesse richtet den Fokus in diesem Jahr auf sieben internationale Märkte (mehr Infos am Ende des Artikels). Im Vorfeld präsentiert die Messe in Kooperation mit buchreport eine Serie, in der Experten aus den Ländern ihre Märkte vorstellen. Diesmal: Wuping Zhaoß, Vice President Shanghai Translation Publishing House (hier weitere Infos), über den chinesischen Buchmarkt.

Wie entwickeln sich die marktführenden Verlage in den wichtigsten Buchmärkten der Welt? Das „Global Ranking“ von buchreport fasst die wichtigsten Entwicklungen zusammen und nimmt 57 Verlagsgruppen unter die Lupe. Hier weitere Infos



Was sind die drei erstaunlichsten Fakten Ihres Buchmarktes?

1. Die Präsenz chinesischer Herausgeber in der internationalen Verlagswelt nimmt weiter zu, vier führende Verlagsgruppen wurden 2014 von Livres Hebdo & Co. auf deren Top-50-Liste gesetzt. Der Größe nach kommt die chinesische Verlagsindustrie an zweiter Stelle gleich nach den USA. 

2. Mit 332 Mio. jungen Menschen zwischen 16-30 Jahren (mehr als die Gesamtbevölkerung der USA) ist Chinas Markt einmalig und eng verknüpft mit dem Rest der Welt. 

3. China kauft jährlich 16.600 Buchtitel von anderen Ländern und ist damit der weltweit größte Abnehmer ausländischer Rechte. 

Was können andere Märkte von Ihrem Markt lernen?

Als sozialistisches Land hat China viele politische Instrumente und Fördermittel, um Verlage in ihrem Wachstum innerhalb wie außerhalb des Landes zu unterstützen. Und viele Verlage haben staatliche Leistungen auf allen Ebenen bezogen. Das sind möglicherweise besondere Aspekte, die für andere Märkte interessant sein können.

Wo liegen Ihrer Ansicht nach die Schwachpunkte Ihres heimischen Marktes?

Obwohl die Verlagsbranche Chinas weiterhin wächst, muss sie noch viel von der Außenwelt lernen. Erstens: Die Branche verfügt über kein starkes Team an Verlegern, das sich mit dem Verlagsmanagement in entwickelten Länder auskennt. Zweitens: Seit jeder chinesische Verleger und Buchhändler vom „Internet plus“-Konzept spricht, müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass wir keine akkuraten Informationen über Umsätze haben. Die Verlage und Buchhandlungen pflegen keine engen Verbindungen, was den Datenaustausch anbelangt. Und schließlich gibt es noch viel zu tun im Kampf gegen schwere Buchpiraterie, sowohl von gedruckten als auch von digitalen Büchern.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach der digitale Markt in Ihrem Land entwickeln?

Mit dem Konzept von „Internet plus“ im Hinterkopf glauben mehr und mehr chinesische Verleger, dass sich Digital Publishing auf mobile Endgeräte ausweiten wird.  

Wie lassen sich Beziehungen zwischen Verlagshäusern verbessern? Welche Veränderungen sind dafür nötig?

Ein Austausch-Programm für Lektoren könnte sehr hilfreich sein. Ich war Stipendiat der Frankfurter Buchmesse und habe 2001 als Praktikant bei Suhrkamp gearbeitet. Durch meine Erfahrungen in einem deutschen Verlagsunternehmen hat sich meine Sicht auf die deutsche Verlagsbranche stark verändert. Und ich weiß, dass Kodansha, Japans größter Fachverlag, ebenfalls ein Austauschprogramm anbietet, das chinesische Lektoren einlädt ein Jahr lang im Verlag mitzuarbeiten. Dagegen passiert es sehr selten, dass chinesische Verlagsunternehmen Gastlektoren anderer Länder derartige Möglichkeiten anbieten. Ich wünsche mir, dass es das weltweit mehr gäbe.

An welchem ausländischen Buchmarkt sind Sie persönlich interessiert und warum?

An Japan. Von den entwickelten Nationen ist es der engste Nachbar Chinas. Und die chinesische Jugend hat starkes Interesse an der japanischen Kultur. Ich hoffe, dass wir Chinesen an ihrer Erfahrung mit politischem und gesellschaftlichem Wandel teilhaben können.

Wenn es nach Ihnen ginge, welchem Autor Ihres Landes würden Sie internationalen Erfolg wünschen?

Han Shaogong, einem der besten zeitgenössischen Autoren chinesischer Kurzgeschichten. 

Das internationale Geschäft steht im Mittelpunkt der neuen Auftaktveranstaltung „The Markets – Global Publishing Summit“ am Vortag der Frankfurter Buchmesse (14.-18. Oktober 2015). Vorgestellt werden sieben internationale Buchmärkte, die von Branchenexperten vorgestellt und aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Ziel analysiert werden, Geschäfte vor Ort anzubahnen sowie potentielle Geschäftsfelder sichtbar zu machen. Aus jedem Buchmarkt wird jeweils ein Segment in den Fokus gerückt:

  • China – Internationale Kooperationen und Joint Ventures
  • Deutschland – Wissenschaftliches Publizieren und Fachinformationen
  • Indonesien – Publikumsverlage
  • Mexiko – Publikumsverlage
  • Südkorea – Bildung und Kinderbücher
  • Türkei – Gesamtmarkt
  • USA – Digitales Publizieren und Innovation

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