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Die Briten kommen (zurück)

Nachdem die Partner Penguin und Random House seit der Fusion hauptsächlich damit beschäftigt waren, ihre internen Strukturen weltweit aufeinander abzustimmen, setzt die Megaallianz jetzt auch in Deutschland öffentlich neue Akzente: Im kommenden Jahr startet die Verlagsgruppe Random House mit dem Verlag Penguin Deutschland – ein Neuanfang, kein Debüt.  

Die Koordinaten der heute vorgestellten Pläne:
  • Die verlegerische Verantwortung übernimmt der ohnehin viel beschäftigte Thomas Rathnow (Verleger und Geschäftsführer der Verlagsgruppe Random House).
  • Zum Programm sollen Belletristik und Sachbücher gehören, Originalausgaben und deutschsprachige Erstausgaben.
  • Der Fokus liegt zunächst auf Taschenbuch- und Paperback-Ausgaben von Büchern, die zuvor in den Verlagen C. Bertelsmann, Carl’s Books, DVA, Knaus und Manesse sowie Adeo, GVH, Kösel, Pantheon und Siedler erschienen sind. Einer der Pioniere ist die Taschenbuchausgabe von Jonas Jonassons Bestseller „Die Analphabetin, die rechnen konnte“.
  • Profil: Geplant sind „attraktiv gestaltete Bücher mit hoher Wiedererkennbarkeit, die unterhalten und anregen, überraschen und neugierig machen und einen die Welt mit anderen Augen sehen lassen.“ Rathnow will „im Wechselspiel mit unseren Hardcoververlagen“ mit Penguin schnell und flexibel auf Bedürfnisse von Autoren,  Handel und Leser reagieren, und zwar im Print und digital.
Schultert jetzt auch das deutsche Penguin-Programm: Thomas Rathnow.

So ganz neu ist der Deutschland-Auftritt von Penguin hierzulande allerdings nicht. Denn schon Anfang der 80er-Jahre hatten die Engländer im Rahmen ihrer weltweiten Wachstumsplanung weitsichtig den deutschsprachigen Markt mit einbezogen. Als damals einzige der großen angloamerikanischen Publikumsverlagsgruppen gründete die damalige reine Pearson-Tochter 1983 ein Büro in Frankfurt, wo allerdings keine Programme entstanden, sondern vertrieblich gearbeitet wurde. Das Exportbüro brachte die Titelproduktion aktiv in eigener Regie in den Handel, nicht nur für den deutschen Markt, sondern auch in Spanien, Italien und den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Das Frankfurter Vertriebsbüro wird in diesem Monat (Mai 2015) geschlossen, die langjährige Geschäftsführerin der Penguin Books Deutschland GmbH Edith Strommen verabschiedet sich nach 30 Jahren bei Penguin Germany in den Ruhestand.

Die deutsche Verlagsgruppe Random House ist aktuell zumindest laut Organigramm nicht Teil von Penguin Random House, kooperiert aber eng mit dem Publikumsverlagsriesen. Markus Dohle, CEO von Penguin Random House und Vorstandsmitglied von Bertelsmann. „Ich freue mich, dass uns der Zusammenschluss von Penguin Random House auch die Möglichkeit gibt, die renommierte Marke Penguin nach Deutschland zu bringen und unter der Verantwortung der Münchner Kollegen ein eigenständiges Programm zu entwickeln.“
Tom Weldon, CEO von Penguin Random House in UK: „Ich freue mich sehr, dass unter der Marke Penguin demnächst auch deutschsprachige Bücher erscheinen werden, und ich wünsche dem neuen Verlag und den Kollegen der Verlagsgruppe in München viel Erfolg.“

Der Schachzug der Bertelsmann-Strategen erinnert an den jüngsten Vorstoß von HarperCollins hierzulande. Die US-Verlagsgruppe hatte im Frühjahr 2014 den kanadischen Verlag Harlequin Enterprises gekauft und wurde somit auch Mutter des Hamburger Verlags Cora. Dieser wurde anschließend in HarperCollins Germany umgetauft. Im Herbst 2015 startet das erste Programm. Dann wird sich zeigen, ob solche Verlagsmarken, die im Ausland Lesern wohlbekannt sind, auch hierzulande Leser ködern.

Kommentare

1 Kommentar zu "Die Briten kommen (zurück)"

  1. Fabian Neidhardt | 21. Mai 2015 um 14:20 | Antworten

    Penguin ist auch jetzt schon in deutschland als Marke bekannt. Ich kann mir vorstellen, dass der Verlag besonders im Bereich Fuß fassen kann, in dem die Reclam UTB gut verankert ist, also im Bereich klassischer Romane.

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