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Wort für Wort, Bild für Bild

Jetzt suchen die gezeichneten Bilder ihre Macht. Nach kleinen Anläufen, mit denen sich Publikumsverlage dem Comic widmeten, wird es in diesem Herbst bunter. Unter dem werbewirksamen Begriff der Graphic Novel haben mittlerweile einige Buchverlage Comic-Romane als mehr oder weniger festen Bestandteil ins Verlagsprogramm genommen, wie Eichborn, der auf Bildbände spezialisierte Knesebeck Verlag oder Atrium.

Suhrkamp nimmt Graphic Novels fest ins Taschenbuch-Programm

Ein Blick in die Vorschauen zeigt, dass neben hochgelobten Independents wie Reprodukt und Edition Moderne sowie größeren Comic-Verlagen wie Carlsen zunehmend auch Literaturverlage den Markt für Graphic Novels testen:

  • Das bereits 2009 vom Suhrkamp Verlag angekündigte Engagement konkretisiert sich. Im Herbst startet ein erster Titel als Auftakt einer neuen Reihe: Auf 180 Seiten hat der preisgekrönte Comic-Zeichner Nicolas Mahler den Roman „Alte Meister“ von Suhrkamp-Autor Thomas Bernhard als Graphic Novel adaptiert. Künftig sind pro Halbjahr drei Titel für das Graphic-Novel-Programm geplant: Einer wird extra für die Reihe gezeichnet und geschrieben, weiter werden je ein Literaturklassiker (im Frühjahr 2011: Herman MelvillesBartleby“) und ein Suhrkamp-Roman (als nächstes Marcel BeyersKaltenburg“) als Vorlage genommen. Bei der Auswahl steht „FAZ“-Redakteur Andreas Platthaus der Suhrkamp-Taschenbuch-Abteilung beratend zur Seite.

Potenzial für illustrative Bearbeitung von Bestsellern

  • Während bei den Novitäten (s. Liste am Ende des Artikels) die Mehrzahl der Verlage auf die Zugkraft des Zauberworts „Graphic Novel“ setzt, verzichtet der Knaus Verlag bei seinem ersten Comic bewusst auf dieses Etikett. „Nietzsche“, das Comic-Porträt, das der französische Philosoph Michel Onfray mit dem Zeichner Maximilien Le Roy verfasst hat, will Verleger Wolfgang Ferchl auch als Sachbuch platzieren. Generell sieht er für Graphic Novels durchaus Potenzial auf dem Buchmarkt: „Wenn die Qualität stimmt, gebe ich vor allem der illustrativen Bearbeitung von geeigneten Bestsellern eine gute Chance.“
  • Die DVA hat zuletzt eine Graphic Novel zu dem mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichneten Roman „Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski“ vorgelegt und will auch künftig grafische Werke ins Programm nehmen. „Mit großer Begeisterung prüfen wir seit gut zwei Jahren Graphic Novels“, berichtet Programmleiterin Marion Kohler. „Jedoch scheitert die Realisierung zumeist an den Produktionskosten, die von den erwartbar geringen Auflagen nicht gedeckt werden können.“
  • Bloomsbury Berlin will mit einer Graphic Novel zu seinem Weltbestseller „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini erste Erfahrungen auch im Vertrieb sammeln: Neben stationären Buchhändlern sollen die einschlägigen Comic-Sortimenter erreicht werden (vgl. das Interview zum Thema).
  • Der Eichborn Verlag überschreitet im August mit dem „Ideenroman“ des Comic-Künstlers David Mazzucchelli, „Asterios Polyp“, die Grenzen zwischen den Gattungen Comic und Roman. Die nächste Graphic Novel erscheint im Februar 2012 von Eisner-Award-Preisträger Darwyn Cooke, der sich mit „Parker“ von Krimi-Autor Richard Stark (alias Donald E. Westlake) inspirieren ließ.

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