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Thriller-Urgestein fühlt sich im Gerichtssaal wohl

Bei Heyne geht das John-Grisham-Fieber um. Nicht nur, dass die Münchner bis zum Jahresende gleich zwei neue Hardcover des Amerikaners im Programm haben und damit reichlich beschäftigt sind. Außerdem hat der Erfolgsautor, der mit seinen Justizromanen in einer eigenen Liga spielt und zu den erfolgreichsten Schriftstellern der Gegenwart gehört, seinen Besuch angekündigt, den ersten in Deutschland überhaupt.

Am 9. September ist John Grisham Zugpferd des Hamburger Literaturfestivals Harbour Front. Einen Tag später organisiert Heyne für seinen Spitzenautor gemeinsam mit dem Krimifestival München, dem Literaturhaus München und Hugendubel ein moderiertes Gespräch samt deutscher Lesung im Eventforum der BMW-Welt in der bayerischen Metropole.

Vom Gerichtssaal nach Ford County

Anlass für den Abstecher ist Grishams erste Kurzgeschichtensammlung „Das Gesetz“, die am 30. August bei Heyne erscheint. Das wohl persönlichste Buch des Autors spielt nicht im Gerichtssaal, sondern in „Ford County“ (Originaltitel) im Bundesstaat Mississippi, in dem der Autor groß geworden ist. In sieben Erzählungen lässt er die Region Revue passieren, in der die Uhren ein bisschen langsamer gehen und die Menschen ein bisschen eigenwilliger sind. Hier ein Interview zum Buch:

In den USA kam Grishams Ausritt in die Provinz im Herbst 2009 bei den Lesern gut an: Etwa 1 Mio Hardcover hat die Random House-Tochter Doubleday verkauft. Für die deutsche Übersetzung setzt Heyne zusätzlich zum persönlichen Auftritt des Autors  auf ein intensives Bestseller-Marketing: Neben einer ausführlichen Publikums-Printkampagne wirbt der Verlag auf großen Flat-screens mit Bewegtbild bundesweit in Einkaufszentren.

Wenn er nicht gerade Ford County besucht beziehungsweise in Kurzromanen wie „Playing for Pizza“ (deutscher Titel „Touchdown“) oder „Skipping Christmas“ („Das Fest“) seiner Liebe für Baseball und seiner humorvollen Ader freien Lauf lässt, ist jedoch Justitia Grishams liebstes Spielfeld: Der ehemalige Anwalt glänzt in seinen Thrillern mit Hintergrundwissen rund um das Thema Gericht und Justiz und gilt als geistiger Vater des Gerichtsromans amerikanischer Prägung.

Steiler Aufstieg nach kleinem Beginn

1988 hat er in den USA seinen ersten Roman „A Time to Kill“ („Die Jury“) bei dem kleinen Verlag Wynwood Press mit einer bescheidenen Startauflage von 5000 Exemplaren veröffentlicht. Mit seinem zweiten Buch „The Firm“ („Die Firma“) wechselte Grisham zu Doubleday, wo er bis heute erscheint. Mit 47 Wochen auf der Bestsellerliste der „New York Times“ war „The Firm“ 1991 der meistverkaufte Roman in den USA und das Sprungbrett für die globale Schriftstellerkarriere des Mannes aus Arkansas, der eigentlich Baseball-Profi werden wollte.

19 Jahre und 275 Mio verkaufte Exemplare seiner insgesamt 24 Bücher später sitzt John Ray Grisham Jr. immer noch in der ersten Bestsellerreihe. Der 55-Jährige ist ein Urgestein des Thriller-Genres, das von seinen Kritikern schon häufiger totgesagt wurde und doch nach wie vor beispiellos erfolgreich ist:

  • Von seinem letzten Justizroman „The Associate“ hat Doubleday im Hardcover um die 2 Mio (genaue Zahlen gibt die Random House-Tochter nicht heraus) und Dell im Taschenbuch 2,15 Mio Exemplare verkauft.
  • Der für den 26. Oktober angekündigte neue Roman „The Confession“ hat eine Startauflage von 2,8 Mio Hardcovern.

„Das Gesetz“ ist eins von zwei Hardcovern, mit denen Grisham in diesem Herbst bei Heyne Flagge zeigt, „Theo Boone und der unsichtbare Zeuge“ das zweite. Mit diesem Buch bleibt der Amerikaner der Justiz zwar treu, betritt aber in mehrfacher Hinsicht Neuland: Mit „Theodore Boone: Kid Lawyer“, wie es im Original heißt, nimmt er erstmals eine Serie in Angriff, hat erstmals ein Buch für junge Leser geschrieben und dafür in den USA sogar den Verlag gewechselt.

Heyne schickt das Buch am 15. November als Spitzentitel einer neuen, jungen Programmoffensive ins Rennen. Einzelheiten dazu halten die Münchner vorerst unter Verschluss. Auch die Marketingkampagne für „Theo“ steht noch nicht im Einzelnen, wird aber neben Leseexemplaren und Kurztrailer Print- und Online-Werbung in zielgruppen­affinen Jugendmedien einschließen.

Der 13-jährige Theo, dessen Eltern beide Anwälte sind, wird durch Zufall in seiner Heimatstadt in einen Mordfall verwickelt und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln – nicht bei Doubleday, der weiterhin die Justizromane veröffentlicht, sondern bei der Penguin-Tochter Dutton. Random House Children’s hatte zwar ebenfalls ein Angebot für zunächst zwei Theodore-Boone-Romane abgegeben, fiel jedoch durchs Raster. Am 25. Mai ist „Kid Lawyer“ mit einer Mio Exemplaren erschienen.

Anja Sieg, sieg@buchreport.de

John Grisham bei Heyne

(Titel D, Originaltitel, Erscheinungsjahr)

  • Die Jury / A Time to Kill    1992 a)
  • Die Firma / The Firm    1993 a)
  • Die Akte / The Pelican Brief    1994 a)
  • Der Klient / The Client    1995 a)
  • Die Kammer / The Chamber    1996 a)
  • Der Regenmacher / The Rainmaker    1997 a)
  • Das Urteil / The Runaway Jury    1998 a)
  • Der Partner / The Parker    1999 a)
  • Der Verrat / The Street Lawyer    2000 a)
  • Das Testament / The Testament    2000
  • Die Bruderschaft / The Brethren    2002
  • Die Farm / A Painted House*    2002
  • Der Richter / The Summons    2002
  • Das Fest / Skipping Christmas*    2003
  • Die Schuld / The King of Torts    2003
  • Der Coach / Bleachers*    2003
  • Die Liste / The Last Juror    2004
  • Die Begnadigung / The Broker    2005
  • Der Gefangene / The Innocent Man    2006 b)
  • *Touchdown / Playing for Pizza*    2007
  • Berufung / The Appeal    2008
  • Der Anwalt / The Associate    2009
  • Das Gesetz: Stories / Ford County*    8/2010
  • Theo Boone und der unsichtbare Zeuge / Theodore Boone: Kid Lawyer    11/2010

* Kein Justizroman  

a) Taschenbuch, Hardcover bei HoCa  b) Sachbuch       

Quelle: buchreport

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