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Selbst gewähltes Schicksal

Der Lektoren-Verband VFLL versucht, die freien Manuskriptbearbeiter stärker zu vernetzen, um sich so für höhere Löhne einzusetzen. Im Interview äußert sich Piper-Sachbuchlektor Klaus Stadler zur Honorierung freier Lektoren.

Müssen freie Lektoren Hunger leiden?
Das kann ich nur für die freien Mitarbeiter beantworten, mit denen wir arbeiten: Nein, aber leicht ist es bestimmt nicht. Übrigens rechnen wir redaktionelle Arbeit meist auf Stundenbasis ab – eine faire Regelung, die Vertrauen voraussetzt. Die Stundensätze für Redaktionen liegen bei etwa 20 Euro.

Ist das angemessen?
Für richtig anspruchsvolle „Redaktionen“ wären sicher zwischen 20 und 30 Euro angemessen. Doch setzen uns die Kalkulationen hier besonders bei erwarteten Auflagen von 4000 bis 5000 Exemplaren enge Grenzen.

Wie stehen Sie zu den Verbandsdiskussionen? Können Honorare gesetzlich durchgesetzt werden?
Ist das wirklich sinnvoll? Und machbar? Es gibt eine Fülle von freien Lektorinnen und Lektoren. Das macht „harte“ Verhandlungen um Honorare nicht leichter. Bei uns sind mit den etablierten freien Mitarbeitern bestimmte Honorarrahmen für Redaktion oder Korrekturlesen verabredet, die selten nochmals verhandelt werden. Denkbar ist, dass bei nicht mehr kalkulierbaren Honoraren der Anteil an Büchern, die außer Haus redigiert werden, zurückgeht. Ähnlich wurde ja auch bei den Übersetzerhonoraren argumentiert.

Also keine neuen Perspektiven?
Sicher werden die Honorare nicht ewig so bleiben. Aber: Der Beruf des freien Lektors ist häufig ja selbst gewählt. Wer sich dafür entscheidet, weiß doch auch um die Rahmenbedingungen und die finanziellen Grenzen.

Haben Sie keine Sorgen, dass die Qualität leidet?
Nein, ich bin optimistisch, dass unsere Bücher auch künftig sehr sorgfältig lektoriert werden. Wir überlegen immer, welche freien Mitarbeiter für welche Projekte geeignet sind. Und wir haben einen Stamm von klugen, gebildeten und engagierten „Freien“.

Kommentare

1 Kommentar zu "Selbst gewähltes Schicksal"

  1. Lob ist gut – ein angemessenes Honorar ist besser
    Freie Lektoren können kaum von ihrer Arbeit leben, so das Fazit einer Onlineerhebung, die der Verband Freier Lektorinnen und Lektoren e. V. (VFLL) mit Sitz in Frankfurt am Main dieses Jahr durchführte. Gefragt wurde nach der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Freien. Bei einem Honorar von 20 € pro Stunde bleiben 4,60 € zum Leben übrig. Warum das so ist, zeigt unsere Beispielkalkulation:

    Im Stundenhonorar von 20 € sind selbstverständlich auch die unbezahlten Stunden für Akquise, Administration etc. enthalten. Sie betragen etwa ein Drittel der Arbeitszeit, bleiben 13,50 €/h. Nach Abzug der Betriebsausgaben (Bürokosten, Fortbildung, Fachliteratur etc.), die laut Honorarumfrage 2008 knapp 40 Prozent ausmachen, verringert sich das Einkommen auf 8 €/h, das sich nach Entrichtung der Beiträge zur KSK – etwa 19 Prozent – weiter auf 6,50 €/h reduziert. Mögliche berufsbedingte Versicherungen mindern den Gewinn: Je nach Ausmaß der Absicherung gegen Altersarmut, Berufsunfähigkeit oder Vermögensschäden sind es nur noch 5,50 €/h. Nach Zahlung der Einkommensteuer sind mehr als Dreiviertel vom Honorar ausgegeben. Die 20 € Stundenhonorar schrumpfen auf ein reales Einkommen von 4,60 €/h.

    „Qualitativ hochwertige Arbeit muss angemessen honoriert werden“, fordert deshalb VFLL- Verbandsvorsitzende Dr. Sandra Hohmann. Und erst recht, wenn diese Arbeit, wie Piper-Lektor Klaus Stadler bestätigt hat, „von klugen, gebildeten und engagierten Freien“ geleistet wird.

    Susanne Schmidt
    Pressesprecherin des VFLL
    Germaniastr. 38
    46236 Bottrop
    Fon 02041-773678
    Fax 02041-773636
    E-Mail: presse@vfll.de
    http://www.vfll.de

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