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Bitte mal freimachen, Herr Köbel

Weniger Mainstream, weniger Übersetzungen, mehr Mut zu neuen Wegen – so das Motto des Verlegers Peter Köbel. Warum er sich den Trends der Branche widersetzt, wie Buchhändler dem Strukturwandel trotzen können und wo er sich in fünf Jahren stehen möchte, erläutert der Gründer im buchreport-Startup-Check.

Ihr Konzept in drei Sätzen:

Mit unserem Leitmotiv geht es sogar in drei Worten: „Frischer, bunter, schärfer!“.  Der Verlag Michason & May publiziert Bücher, die nicht bedingungslos dem Mainstream folgen, und Schreibtalente, die auch jenseits der gängigen Muster etwas zu sagen haben. Der Hauptfokus unseres Programms liegt dabei auf Romanen von jungen deutschsprachigen Autoren.
 
Ihr Einstieg in die Branche:

Die Idee der Verlagsgründung wurde recht spontan auf der Frankfurter Buchmesse 2009 geboren. Und dann ging alles ziemlich schnell: In Januar 2010 war der Termin beim Notar, ich zog von Paris nach Frankfurt zurück. Wobei als Standort bewusst Frankfurt und nicht Berlin gewählt wurde, auch hier widersetzen wir uns sozusagen dem derzeitigen Trend.

Ihre erste morgendliche Tat im Büro:

Kaffee trinken, die Schlagzeilen auf GoogleNews überfliegen, Emails lesen. (Wir sind da wohl alle nicht besonders originell.)

Ihr letztes Telefonat:

Gerade eben mit unserer Autorin Susanne Bohne.

Ihr Geheimtipp für Existenzgründer:

Durchhaltevermögen und Leidensfähigkeit. Wer davon ausgeht, dass er in Windeseile gigantische Erfolge feiern wird, geht mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr schnell unter.

Ihre größten Stolpersteine:

So mancher Buchhändler, wobei ich mich vor allem über einige „Kleine“ wundere: Auf der einen Seite beklagt man die Marktmacht der großen Filialisten, auf der anderen Seite besteht das Sortiment dieser „Kleinen“ aus den gleichen bekannten Größen, die auch bei den Ketten in erster Reihe stehen. Wo soll da der Anreiz für den Kunden sein, zum „Kleinen“ zu gehen?

Ich vergleiche dies gerne mit dem Lebensmittelhandel: All die Lädchen, die zum Beispiel bei uns ums Eck auf der Berger Straße vertreten sind, können bis heute gegen die Discounter bestehen, weil sie ihr Angebot spezialisiert haben, auf Feinkost, auf Bio etc. Mit einem Discounter-Sortiment auf weniger Fläche wären die längst weg.

Auch glaube ich, dass Bestellungen in Buchläden immer weniger werden. Zumindest wenn ich von meinem eigenen Konsumentenverhalten ausgehe: Im Laden stöbere ich oder schaue, ob ich einen Titel, von dem ich bereits gehört habe, bei der Gelegenheit gleich mitnehmen kann. Muss bestellt werden, mache ich das selbst im Internet, da ich dann das Buch nur aus dem Briefkasten holen muss, anstatt erneut zum Laden zu fahren, einen Parkplatz zu suchen… Ist ja auch eine Zeitfrage.

Mein Traum wären Buchhandlungen, deren Angebot hauptsächlich aus Titeln von Independent-Verlagen besteht, sozusagen die Feinkosthändler der Buchhandlungen.

Ihre peinlichsten Bookmarks:

Dieses Youtube-Video (Für akute Nostalgieanfälle)

Was Google von Ihnen besser nicht wüsste:

Ich hab mich mal von einem Friseur zu Strähnchen überreden lassen, ganz blöde Idee. Google sollte keine Bilder zur Veranschaulichung finden.

Ihr Unternehmen in fünf Jahren:

Fest verankert in der deutschen Verlagslandschaft. Die Anzeichen sind gut: Dass beispielsweise für den Titel „Nicht zu fassen!“ eine Medienkooperation mit Radio Berlin Brandenburg (rbb) besteht, ist für einen so jungen Verlag wie Michason & May durchaus eine Ehre.

Im buchreport Startup-Check kamen außerdem zu Wort:

  • Andreas Stammnitz, Gründer von Puzzlemap
  • Michael Dreusicke, Gründer von Paux
  • Ulf Behrmann, Verleger des Jesbin Buchverlags
  • Andreas Köglowitz, Verleger des Unsichtbar Verlags
  • Klaus Schwope, Inhaber und Kreativdirektor von Nutcracker
  • Rainer Groothuis, Verleger der Groothuis, Lohfert Verlagsgesellschaft
  • Uta Grosenick, Verlegerin von Distanz
  • Sewastos Sampsounis, Verleger des Verlags Grössenwahn
  • Reginald Grünenberg, Mitgründer von Smart Media Technologies
  • Andre Schober, Gründer von Druckfrisches.de
  • Michael Romer, Mitgründer von Liviato

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