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Wie kaufen wir 2025 ein?

Werden virtuelle Avatare für uns einkaufen? Oder liefern uns die Online-Händler Waren, bevor wir sie überhaupt bestellt haben? Setzen sich regionale Tausch-und Reparatur-Modelle durch, weil die Weltwirtschaft stagniert? – Die Deutsche Post hat vier Szenarien für die Zukunft des Onlinehandels entworfen – und  Perspektiven entwickelt, wie sich der E-Commerce von morgen auf die Bedürfnisse seiner Kunden einstellen kann.
Die Autoren der Studie „E-Tailing 2025“ (hier zum Download) haben in hoch entwickelten Metropolen wie New York, Berlin, London und Shanghai und in aufstrebenden Konsumzentren recherchiert, mit Unternehmen und Verbrauchern gesprochen und Interviews mit Handelsexperten geführt. Auf Basis dieser Erkenntnisse haben sie vier mögliche Szenarien für die Zukunft des Online-Handels entworfen. buchreport.de fasst die Modelle zusammen. 


Szenario 1: Hybrider Konsum in konvergenten Handelswelten
Das Modell der Leistungsgesellschaft hat sich verfestigt. Soziale Gegensätze in entwickelten Volkswirtschaften haben zugenommen. Die Technologiefortschritte sind nur moderat, Smartphones und Tablets bleiben die ständigen Begleiter der Menschen und verfügen mittlerweile über flexible Bildschirme, die sich ausrollen, falten und klappen lassen. 
Der Multichannel-Handel hat sich durchgesetzt, Ladengeschäfte dienen oft nur als Showrooms. Die zeitnahe Lieferung an jeden gewünschten Ort ist ein Standardservice. 
Bequemlichkeit ist – für alle, die es sich leisten können – ein entscheidender Faktor beim Einkauf. Für die große Mehrheit jedoch der günstige Preis ausschlaggebend. 
Erfolgreiche Händler verstehen sich als Problemlöser für den Kunden. Seine Kunden zu kennen, ist der erfolgsentscheidende Faktor. Denn nur wer den Kunden dauerhaft mit präzisen und nutzwertigen Kaufvorschlägen überzeugt, hat die Chance, ihn mit einem Abo-Modell oder Rahmenvertrag länger zu binden.
Szenario 2: Selbstinszenierung in virtuellen Gemeinschaften
Es hat sich global eine kaufkräftige Mittelschicht entwickelt. Dadurch hat sich auch die Wertevorstellung verschoben: weg von der Arbeits- und hin zur Freizeitorientierung. Selbstverwirklichung und individuelle Lebensformen sind wichtiger als Erfolg im Job. Lifestyle-Communitys haben einen großen Einfluss auf das Kaufverhalten von breiten Bevölkerungsschichten.
Kleine, innovative Onlinehandelsplattformen bedienen die jeweilige Community und große Onlinehändler und -plattformen den Mainstream-Markt. Der stationäre Handel setzt vor allem auf Erlebniseinkauf.
Besonders erfolgreich sind Händler, die sich selbst als Teil einer Community verstehen und die die  Kommunikation der Mitglieder untereinander ermöglichen. Wer margenträchtige Produkte verkaufen will, benötigt beide Kanäle – Online und Offline, denn die Käufer wollen neue Produkte vor Ort begutachten und testen.
Szenario 3: Künstliche Intelligenz im digitalen Handelskosmos
Die Menschen leben in einer digitalen Hochkultur. Datenbrillen, smarte Kontaktlinsen und andere Wearables gehören zum Alltag. Intelligente Avatare fungieren als virtuelle Einkaufsberater. Sie agieren oftmals selbstständig und erwerben für ihren „Wirt“ benötigte Produkte. Web-Shops passen ihre Angebote in Echtzeit an die Kundenprofile an. Auch der stationäre Handel und die Showrooms der Onlineshops arbeiten mit Simulationen, die auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten sind.
Händler und Logistiker können auf Basis von exakten Kundendaten den Bedarf oftmals vorhersagen. Sie verschicken die Waren bereits – zum Teil über automatisierte Lösungen wie etwa Drohnen –, bevor der Kunde sie bestellt hat.
In Metropolregionen und Städten ist Same-Hour-Delivery von Bedeutung. Denn wenn zwei Händler gleichzeitig einen Bedarf bei einem Kunden erahnen – weil beispielsweise gerade der Toaster kaputt gegangen ist –, kommt es am Ende auch darauf an, wessen Produkt als Erstes im Paketkasten ankommt. Die sichere und reibungslose Zustellung ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Deswegen haben viele große Händler damit angefangen, eigene Logistiksysteme – teilweise mit Drohnen – aufzubauen.
Szenario 4: Kolloborativer Konsum in regionalisierter Handelslandschaft
Die Weltwirtschaft stagniert. Handelshemmnisse und hohe Energie- und Rohstoffpreise haben zu einer Regionalisierung der Wirtschaft geführt. Die Menschen kaufen in aller Regel vor Ort. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind die bestimmenden
Faktoren beim Einkaufen: Leasing- und Sharingmodelle sind weit verbreitet. Große Onlineportale sind vor allem im Leasing-Geschäft tätig. Im regionalen und lokalen Umfeld wird auch ein Großteil des Tauschhandels über kleinere Online-Plattformen organisiert.
Das Informationsbedürfnis der Kunden ist stark ausgeprägt. Die lokalen Händler und regionalen Handelsplattformen geben Auskunft über die Verfügbarkeit von Produkten über Funktionalitäten und Kosten – und zwar über den gesamten Lebenszyklus. Umwelt- und soziale Gesichtspunkte spielen eine wichtige Rolle. 
Kauf- und Leasing-Plattformen bieten ihre Waren vorrangig online an. Sie kooperieren allerdings mit lokalen Fachhändlern und haben zum Teil auch eigene Outlets. Dort können Produkte getestet und repariert werden.  

Wichtig für die Branche: In den ersten drei Szenarien wird der Online-Handel mit Büchern nach Ansicht der Autoren deutlich wachsen – und in der Regel höhere Umsatzzuwächse erzielen als Kategorien wie Lebensmittel, Schmuck oder Unterhaltungselektronik. Und sogar bei stagnierender Weltwirtschaft, 4. Szenario, liegt der Online-Handel mit Büchern vorne, wenn auch nicht mit so starkem Wachstum wie bei den anderen drei Szenarien. 
Welches Modell sich am Ende durchsetzen wird oder ob die Zukunft ganz anders aussehen wird, können und wollen die Autoren natürlich nicht vohersagen. Ihnen geht es darum, den Blick zu öffnen für unkonventionelle Konzepte und sich so sich für den Wandel zu rüsten – wie auch immer er am Ende aussehen mag.

Kommentare

1 Kommentar zu "Wie kaufen wir 2025 ein?"

  1. Szenario 5 fehlt: Der online-Hype nimmt ab, die Menschen haben die permanente Verfügbarkeit von allem satt.

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