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Wenn alle zick machen, machen wir zack

Rüdiger Wischenbart (Foto li.) im Gespräch mit Markus Dohle (re.), ©Frankfurter Buchmesse / Bernd Hartung

101 Tage sind nach dem Vollzug der Ehe von Penguin und Random House vergangen. Markus Dohle, Chef der neuen Verlagsallianz, zog im „CEO-Gespräch“ auf der Frankfurter Buchmesse eine erste Bilanz.

Auf einer von den Fachmagazinen „Livres Hebdo“ (Frankreich), „PublishNews“ (Brasilien), „Publishers Weekly“ (US) und „Bookseller“ (GB) sowie buchreport in Kooperation mit der Frankfurt Academy organisierten Veranstaltung (moderiert von Rüdiger Wischenbart) erklärte Dohle, die „Allianz aus 250 kleinen und mittleren Verlagen“ habe das erste Quartal erfolgreich abgeschlossen. Man habe eine „sanfte Landung“ angestrebt und auch erzielt – „denn das, was wir tun, hat sich nicht verändert“, versicherte Dohle vor über 100 Zuschauern auf der Buchmesse. Bei vielen anderen Zusammenschlüssen leide das Tagesgeschäft, weil die Mitarbeiter zu stark mit der Fusion beschäftigt seien. Bei Penguin Random House sei dies nicht der Fall, am Tagesgeschäft habe sich nichts verändert. „Wir wollen diese Fusion mit allen Mitteln zum Erfolg führen, sonst wäre das für die gesamte Verlagsbranche schädlich.“
Dohle unterstrich, dass eine der zentralen Herausforderungen für den Verlag die „Discoverability“ (die Auffindbarkeit) von Büchern in einem Umfeld schrumpfender Buchhandelsfläche sei. „Wir glauben daran, dass wir den Code der Discoverability knacken“, zeigte sich Dohle selbstbewusst.

Dohle äußerte sich bei der einstündigen Diskussionsrunde zu einer Vielzahl von Themen. Hier eine Auswahl:
  • Innovation: Sei der Schlüssel bei diesem Zusammengehen der Verlagshäuser.
  • Verlagsgruppe Random House: Auf die Frage, ob die Münchner Verlagsgruppe perspektivisch zu Penguin Random House dazustoßen werde, sagte Dohle, man arbeite weiterhin eng zusammen, ein Anschluss sei möglich.
  • Print/Digital: In den USA und Großbritannien zeige sich, dass die Absatzkurven von E-Books abflachten. Angesichts der Tatsache, das Print ein wichtiger Teil des Geschäfts bleiben werde, investiere PRH auch in diesen Geschäftszweig. „Das ist unsere Zickzack-Strategie: Wenn alle zick machen, machen wir zack“, so Dohle.
  • Europäischer Buchmarkt: „Die Kollegen in Europa sollten optimistisch sein, der Markt ist stabil, und stabil ist das neue Aufwärts.“
  • Wettbewerb: Von Firmen wie Google oder Amazon gehe ein Druck der Disintermediation aus, aber dies sei eine willkommene Herausforderung. „Unser Verhältnis ist von Kooperation, nicht Konfrontation gekennzeichnet.“ Mit Blick auf Amazon erklärte Dohle: „Der Kindle war ein Geschenk für die gesamte Buchindustrie, Amazon hat mit E-Books angefangen, als der Markt noch ganz klein war“, lobte Dohle die E-Aktivitäten von Amazon.
  • Selfpublishing erweitere den Markt und sorge dafür, dass kuratiertes Verlegen wichtiger werde, weil die Flut an neuen Titeln immer größer werde.
  • Ausblick: „Wir werden auch noch in 100 Jahren relevant sein.“

Markus Dohle (li.) mit den Chefs der beteiligten internationalen Branchenmagazine und Moderator Rüdiger Wischenbart (re.).

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