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Wenn der Händler die Preise diktiert

Apple hat die App-Entwickler mit neuen Preisen überrumpelt. Überraschend hat der Konzern die Preise für Apps angehoben – ohne die Anbieter vorab zu informieren. Betroffen sind auch Buchverlage.

In der vergangenen Woche hat Apple die Euro-Preise für Apps erhöht. Eine App, die vorher 79 Cent kostete, kostet nun 89 Cent. Wer zuvor 8,99 Euro bezahlt hat, zahlt nun 9,99 Euro. App-Anbieter können die Preise nicht frei wählen, sondern müssen von Apple vorgegebene Stufen wählen. 

Die Preise für die Apps stiegen im Euro-Raum sowie in Mexiko und in Dänemark. Die neuen Preise teilte der Konzern den betroffenen Entwicklern laut Medienberichten im Zuge von Vertragsänderungen per E-Mail mit – allerdings erst nachträglich. Die Verlage müssen nun entweder die Preiserhöhung schlucken (und ihren Kunden gegenüber erklären) oder eine günstigere Preiskategorie wählen, auf Kosten des Umsatzes.
Von der Preisänderung betroffen sind auch Buchverlage, die eigene Apps anbieten. Einige Beispiele: Die „Pixi“-App „Conni macht das Seepferdchen“ von Carlsen kostet statt 79 Cent jetzt 89 Cent, die App „Hundetraining mit Martin Rütter“ (Kosmos) ist für 3,59 Euro erhältlich, die „Olchies“-App (Oetinger) kostet aktuell 4,49 Euro, das „Wimmelbuch“ von Bastei Lübbe wird jetzt für 5,49 Euro angeboten.

Die im iBookStore angebotenen E-Books (iBooks) sind von der Preiserhöhung nicht betroffen und kosten bei Apple nach wie vor dasselbe wie bei anderen E-Book-Händlern. Auch Musik, Filme und Fernsehsendungen tragen nach wie vor das alte Preisetikett. Bei der Umstellung sind Apple jedoch zwischenzeitlich Fehler unterlaufen: Durch die Änderung der Preisstufen wurden zum Beispiel auch die gebundenen E-Book-Preise innerhalb der Textunes-App erhöht. Die Thalia-Tochter hat die Preise aber nach eigener Aussage innerhalb weniger Stunden wieder auf die korrekten Preisschemata zurückstufen können, so dass die E-Books inzwischen wieder überall dasselbe kosten.

„Diese Verletzung der Spielregeln wird Apple Sympathie kosten“
Die Zeitschriftenverlage haben das Vorgehen von Apple scharf kritisiert: „Die nicht angekündigten deutlichen Preisveränderungen von Apple wirken sich als inakzeptabler Eingriff in die Preishoheit der Verlage aus, der ihrem wachsenden Mobile-Geschäft schadet und sich über die Kunden-Interessen hinwegsetzt“, erklärten der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) und der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Die Preiserhöhungen brächten das „gegenüber den entsprechenden Print-Produkten austarierte Preisniveau erheblich durcheinander“.
Gleichzeitig wird deutlich, wie machtlos die Verlage dem Preisdiktat von Apple gegenüberstehen: „Diese Verletzung der Spielregeln wird Apple Sympathie kosten“, heißt es von den Verlegerverbänden. Zum Glück gebe es weitere interessante Geschäftspartner im App-Markt.
SPIEGEL ONLINE“ betont, dass die Preise nur auf der Apple-Plattform geändert wurden und der Kauf der Inhalte unabhängig von Apple erfolgen könne. SPIEGEL-Ausgaben, die über die Web-App oder Google Play gekauft werden, könnten auch mit den Apps für iPad und iPhone gelesen werden. Bei Apple kostet der SPIEGEL statt 3,99 Euro jetzt 4,49 Euro.
Hat Apple auf den schwächelnden Euro reagiert?
Apple selbst begründet die Preisänderungen gegenüber den Kunden mit dem Wechselkurs von Euro zu Dollar. „SPIEGEL ONLINE“ rechnet es vor: „Der kleinste mögliche Preis in den USA beträgt 99 Cent, umgerechnet rund 77 Euro-Cent. Rechnet man den luxemburgischen Mehrwertsteuersatz von 15 Prozent hinzu, landet man bei rund 88 Euro-Cent.“ Der Euro-Preis von 89 Cent entspreche somit fast dem US-Preis.

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