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Penguin Random House ist geboren

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Nachdem am Wochenende Rupert Murdoch Interesse an Penguin bekundete, meldet Bertelsmann Vollzug: Die Medienunternehmen Bertelsmann und Pearson wollen ihre Buchverlagsgeschäfte Random House (Umsatz 2011: rund 1,7 Mrd Euro) und Penguin (1,24 Mrd Euro) zusammenführen. Die deutsche Random-House-Dependance soll dagegen unabhängig agieren.

Die deutsche Verlagsgruppe Random House mit Sitz in München verbleibt nach den Plänen der Medienkonzerne bei Bertelsmann. Die geplante Verlagsgruppe umfasse die Verlagseinheiten von Random House und Penguin Group in den USA, Kanada, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Indien und Südafrika sowie die Penguin-Aktivitäten in China und die Random-House-Verlage in Spanien und Lateinamerika. 
Die Transaktion soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2013 erfolgen.
Nach Angaben von Bertelsmann sollen die Gütersloher 53% der Anteile  und Pearson 47% halten. Beide Seiten gehen von einem grünen Licht der Kartellbehörden aus.
Künftig soll Markus Dohle (Foto li.), bislang Chairman und CEO von Random House, CEO der neu entstehenden Gruppe werden. Penguin-Chairman und CEO John Makinson (lre.) soll Chairman des Board of Directors werden. Weitere Beschlüsse: 
  • Bertelsmann entsendet fünf Vertreter in das Board of Directors der Gruppe, Pearson vier. 
  • Der neue Unternehmensname ist Penguin Random House. 
  • Bis zum Abschluss des Deals betreiben die Verlagsgruppen ihre Geschäfte unabhängig voneinander.
  • Im neuen Unternehmen, versprechen die Partner-Konzerne, würden die Verlage ihre Identität bewahren und ihre Bücher „auch in Zukunft mit derselben umfassenden inhaltlichen Autonomie publizieren können, die ihnen bereits heute garantiert ist“.

„Eine außergewöhnliche Vielfalt an verlegerischen Möglichkeiten“ 

In einer Pressemitteilung erklärt Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, Random House und Penguin könnten „noch effektiver“ ihre Bücher verlegen, in „traditionellen wie in digitalen Formaten und für die Vertriebswege der Zukunft“. Aufbauend auf der langen Verlagstradition von Bertelsmann werde der Zusammenschluss „Autoren, Agenten, Buchhändlern und Lesern eine außergewöhnliche Vielfalt an verlegerischen Möglichkeiten bieten.“

Sowohl bei der Übernahme des Goldmann-Verlags 1977, der Beteiligung an Bantam Books im selben Jahr, dem Kauf von Doubleday 1986 und Random House 1998 habe Bertelsmann immer das Ziel verfolgt, die Breite und die Qualität seiner Verlagsarbeit zu erhöhen. 

Dohle will die verlegerische Expertise und Erfahrung der beiden „erfolgreichsten Publikumsverlage der Welt“ vereinen und so ein „verlegerisches Zuhause schaffen, das Mitarbeitern, Autoren, Agenten und Buchhändlern den Zugang zu nie zuvor dagewesenen Ressourcen eröffnet.“

Auch Marjorie Scardino, Chief Executive von Pearson, lobt die Verbindung mit Random House. Das Unternehmen passe „geradezu perfekt“ zu Penguins „Kultur, Standards und Bekenntnis zur verlegerischen Exzellenz“. Gemeinsam würden die beiden Verlagsgruppen in der Lage sein, einen großen Teil ihrer Kosten zu teilen, um „mehr für ihre Zielgruppen der Autoren und Leser investieren zu können – und um experimentierfreudiger beim Ausprobieren neuer Modelle in dieser spannenden, sich schnell wandelnden Welt digitaler Bücher und digitaler Leser zu werden.“

Laut Rabe passt die Allianz zu den kürzlich präsentierten Prioritäten von Bertelsmann:

  • Stärkung der Kerngeschäfte
  • digitale Transformation
  • Aufbau von Wachstumsplattformen und 
  • Erschließung von Wachstumsregionen – die Verlagsgruppen wüchsen in den erklärten Wachstumsmärkten Brasilien, Indien und China. 

Murdoch wollte RH-Braut abspenstig machen

Während der Hochzeitsvorbereitungen der Verlagsgruppen Random House und Penguin war am Wochenende ein Nebenbuhler auf den Plan getreten. Nach Informationen der „Sunday Times“ plante News Corp., kurzfristig ein Angebot für Penguin vorzulegen. Anders als der Medienkonzern Bertelsmann, der die Buch-Töchter in eine gemeinsame Gesellschaft überführen möchte, wollte Murdoch Penguin komplett übernehmen und mit dem konzerneigenen Buchverlag Harper Collins verschmelzen. Als Kaufpreis stünde 1 Mrd Pfund in bar im Raum, schreibt die News Corp-Tochter „Sunday Times“.

Vorteile hätte der Verkauf an News Corp. insofern geboten, als Wettbewerbshüter die Transaktion vermutlich eher durchwinken könnten als einen Schulterschluss mit Random House. Der HarperCollins/Penguin-Marktanteil am englischsprachigen Buchmarkt wird auf rund 20% taxiert, der einer RH-Penguin-Allianz auf mehr als 25%.  

Beim US-Medienkonzern News Corp. hätte eine Übernahme in den Plan gepasst, seine Geschäftszweige aufzuspalten: Das Film- und Fernsehgeschäft (u.a. die 20th Century Fox-Filmstudios) soll von den Zeitschriften- und Buchverlagen getrennt werden. HarperCollins würde mit Penguin mehr Gewicht auf die Waage bringen und so an Attraktivität gewinnen.

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