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Konkurrenz aus den eigenen Reihen

Was der Börsenverein als großen Wurf feiert, dürfte besonders bei den Mitgliedern im Zwischenbuchhandel für große Aufregung sorgen: Zum Jahreswechsel will die Verbandstochter MVB White Label Shops für den Buchhandel anbieten – im direkten Wettbewerb zu Libri, Umbreit und KNV. Bislang stellt die MVB Sortimentern nur verschiedene Möglichkeiten zum Vertrieb digitaler Bücher bereit.

Mit dem MVB-Webshop können sich die Sortimenter einen individuellen Internet-Shop einrichten, über den sie Bücher, E-Books und Audiobooks verkaufen. Außerdem bietet die MVB den Händlern mit dem Trekstor Liro Color einen eigenen E-Reader, mit vorinstalliertem Shop des jeweiligen Buchhändlers.

Die Details zum Webshop:

  • Die Basisversion, die auf Wunsch mit zusätzlichen Modulen ausgestattet werden kann, können die Buchhändler für 59,90 Euro im Monat abonnieren.
  • Die Technologie basiert vermutlich auf claudio.de, dem Hörbuch-Portal, das die Frankfurter vom Focus Magazin Verlag übernommen haben.
  • Die Buchhändler haben beim Lieferweg für gedruckte Bücher die freie Wahl und könnten diese aus dem eigenen Lager verschicken, sich für die Lieferung direkt vom Verlag entscheiden (über den MVB-Service IBU) oder die Titel über ein Barsortiment aussenden lassen. Es gelten die mit dem Barsortiment oder dem Verlag vereinbarten Rabatte, abzüglich 10% vom Verkaufspreis, die die MVB als Provision einbehält.
  • Beim E-Book-Verkauf werden die Barsortimente von vornerein umgangen: Alle E-Books werden direkt von der MVB ausgeliefert, zu einer Marge von 20% vom Nettoverkaufspreis.
  • Auch mit dem Katalog will die MVB vor den Barsortimenten punkten: Die Kunden der Buchhandlung können im Bestand des Verzeichnisses Lieferbarer Bücher (VLB) recherchieren: „Was kein anderer anbietet, ist, dass wir den umfangreichsten Katalog haben“, so MVB-Geschäftsführer Roland Schild: 1,4 Mio lieferbare gedruckte Bücher, über 250.000 E-Books und 16.000 Audiobooks sind laut MVB verfügbar.
  • Die Buchhändler können aus zehn verschiedenen Designs  auswählen und den Shop mit ihrem Logo  individualisieren.

Die Details zum E-Reader:

  • Der von Trekstor hergestellte Reader verfügt über ein farbiges 7-Zoll-LCD-Display mit Touch-Bedienoberfläche. 
  • Endkunden bezahlen für das Gerät 99,99 Euro, der Einkaufspreis für den Buchhandel liegt bei 78 Euro netto.
  • Das Betriebssystem basiert auf Android.
  • Unterstützte E-Book-Formate: Epub, Pdf, Txt, Fb2, PBD, RTF
  • Unterstützte Audioformate: MP3, OGG, WAV, WMA, FLAC
  • Buchhändlern, die einen MBV-Shop betreiben, wird eine mobile Website auf dem E-Reader eingerichtet. Anderenfalls ist buchhandel.de als mobiler Shop vorinstalliert, auch dort wird der Buchhändler hinterlegt, der das Gerät verkauft hat.

Das Angebot steht auch Nicht-Mitgliedern offen. Als erste Partner wurden bereits Lehmanns und Osiander gewonnen.

Besonders bei Libri, Umbreit und KNV, die jeweils über 1000 Partner-Buchhändler mit Shop-Systemen versorgen, dürfte diese Ankündigung für schlechte Laune sorgen. „Der Verband bietet Lösungen an, die es schon gibt“, sagte ein Vertreter aus dem Zwischenbuchhandel, der namentlich nicht genannt werden möchte, im April. „Über 2500 Sortimenter werden von Libri & Co. mit einem Shop versorgt – es gibt keinen zusätzlichen Bedarf.“ Dazu Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis:  „Wir haben eine Verantwortung, dass unsere Struktur auch weitgehend erhalten bleibt. Die Partizipation an diesem Geschäft ist das A und O für die Existenz der Branche. Das Angebot war ein expliziter Wunsch der Branche“, so Skipis.

Kommentare

1 Kommentar zu "Konkurrenz aus den eigenen Reihen"

  1. Im Gegensatz zu der Stellungnahme aus dem Zwischenbuchhandel versehe ich meinen Beitrag mit meinem Namen.

    Das Projekt war ja schon angekündigt gewesen, ist also nichts wirklich Neues. Als technologischer Marktführer für Weblösungen für Buchhandel und Verlage (insb. individuelle Shoplösungen) sehen wir dieser Initiative gelassen entgegen.

    Das gesamte Paket (bis auf den Reader) können anspruchsvolle Kunden bei uns schon seit Jahren erhalten. Inkl. claudio und ciando und alle (!) anderen für den Buchhandel relevanten Anbindungen. Ohne 10% Provision. Ohne die Einschränkung auf X Designs von der Stange. Und unabhängig von dem Zwischenbuchhandel und dem MVB. Basispreis UND Provision: tsss, da muss ich schon den Kopf schütteln.

    Für Libri, KNV und Umbreit ist das jedoch keine wirklich gute Nachricht. Letztendlich wird dadurch der Wettbewerb größer und der Markt mit der Zeit neu verteilt.

    Die neuen Initiativen des Zwischenbuchhandels in diesem Bereich halte ich grundsätzlich für fehl am Platz. Aber das ist dann eher ein Thema für den buchreport-blog.

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