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Verlage müssen sich rechtfertigen

In den USA ist die Ex-Altenpflegerin Amanda Hocking mit ihren Vampirromanzen zur Auflagenmillionärin avanciert, ohne Verlagsanbindung. „Verleg dich selbst – und mach Millionen“, beschrieb SPIEGEL ONLINE ihr erfolgreiches Selfpublishing. Ina Fuchshuber vom Droemer-Portal Neobooks über Autoren, die neue Wege gehen, und Verlage, die sich neu aufstellen müssen. 

Neuer Wettbewerbsdruck für Verlage?
Genau genommen für die gesamte Buchbranche. Im Internet gibt es unbegrenzte Buchregale und viele Möglichkeiten, ohne Barrieren und ohne großen finanziellen Einsatz zu veröffentlichen. Durch das E-Book spielt der Buchhändler als Gatekeeper keine Rolle mehr und auch die Leistung der Verlage kann umgangen werden: Am aktuellen Beispiel der US-Autorin Amanda Hocking, die sehr aktiv ist, Tausende Tweets geschrieben hat und auch auf Facebook viele Fans hat, wird ein Marketing sichtbar, das ein Verlag in der Breite für einzelne Autoren oft gar nicht leisten kann.

Wird Verlegen ohne Verlag zu einer ernsthaften Alternative?
Zumindest für Autoren, die bereit sind, sich entsprechend zu engagieren. Sie gehen finanziell kein Risiko ein. Eine ganz neue Qualität entsteht dadurch, dass besonders in den USA große Handelsplattformen wie Amazon und Barnes & Noble online die Arme ausbreiten und Autoren auffordern, ihre Self-Publishing-Angebote zu nutzen. Während der stationäre Handel auswählt und sortiert, wird hier Masse und eine große Auswahl geschaffen. Es ist nur eine Frage des wachsenden E-Book-Marktes in Deutschland, bis Online-Händler auch hierzulande akquirieren.   

Ist Neobooks ein geeignetes Ventil?
Es ist eine verlegerische Antwort auf die Entwicklung und der Versuch, sich in diesem sich entwickelnden Markt zu positionieren. Wir wollen die verlegerische Kernkompetenz der Autorenakquise und -entwicklung nicht aus der Hand geben.
Wie verändern sich im Zeichen der Selfpublishing-Alternative die Geschäftsmodelle?
Beim Selfpublishing erhält der Autor eine sehr hohe Beteiligung am Erlös, muss aber hierfür auch sehr viel an Lektoratsarbeit und Marketing leisten. Nicht alle wollen und können das. Als verlegerische Plattform bietet Neobooks einerseits eine Vertriebs- und Marketingplattform, schafft aber andererseits auch die Möglichkeit für Autoren, im Verlagsprogramm unterzukommen.

Wird die Verlagsarbeit dadurch neu bewertet?
Der Verlag wird als Dienstleister gesehen und steht unter wachsendem Rechtfertigungsdruck. Autoren hinterfragen viel detaillierter, was der Verlag leistet und was der Autor für den Verlagsanteil am Erlös be­kommt. Für die meisten Autoren gerade im deutschen Markt, in dem E-Books noch keine große Rolle spielen, bleibt allerdings das Primärziel, im  Buchverlag unterzukom­men. Aber diese Entwicklung kann sich drehen, wenn E-Book-Umsätze steigen und der Anteil der Autorenerlöse aus E-Books nicht mehr marginal ist.

Die Fragen stellte Thomas Wilking

Zur Person: Ina Fuchshuber
hat Buchwissenschaft studiert und begleitend Online-Erfahrungen bei Start-ups und Verlagen gesammelt. Seit Mitte 2009 bei Droemer Knaur ist die 27-Jährige Projektleiterin der 2010 gestarteten Online-Plattform Neobooks, auf der Autoren ihre Werke selbst veröffentlichen können und die bestbewerteten in das neobooks-Verlagsprogramm übernommen werden: www.neobooks.com. Auf buchreport.de bloggt Fuchshuber.

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