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Kaffee verkauft Bücher

Der Umbau des britischen Marktführers Waterstones macht weiterhin Fortschritte. Aber die mit gewohnter Verspätung veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2014/15 (30. April) zeigen, dass ein buchhändlerisches Dickschiff (mit aktuell 269 Filialen und einer Umsatzgrößenordnung von umgerechnet 500 Mio Euro) nicht von heute auf morgen runderneuert werden kann.

Das muss auch Geschäftsführer James Daunt (Foto) einräumen, der eigentlich bereits für jenes Geschäftsjahr die Rückkehr in die schwarzen Zahlen melden wollte (s. Interview). Die wichtigsten Kerndaten von Waterstones:

  • Der Umsatz legte leicht um 1% auf 378 Mio Pfund zu; das ist das erste Plus vor dem Komma seit sieben Jahren; nicht eingeschlossen sind die drei internationalen Buchhandlungen in Dublin, Brüssel und Amsterdam.
  • Ebenfalls zum ersten Mal seit Jahren wurde wieder ein operativer Gewinn von 4,3 Mio Pfund erzielt.
  • Nach Steuern blieb zwar ein Verlust von 1,9 Mio Pfund übrig, der jedoch gegenüber den 18,5 Mio Pfund vom Vorjahr deutlich reduziert wurde.

Waterstones hängt mit der Veröffentlichung seiner Geschäftszahlen immer knapp ein Jahr hinter dem Kalender hinterher. Wie aussagefähig ist das Geschäftsjahr 2014/15 noch?

Es zeigt, dass wir zwar auf dem richtigen Weg sind, aber noch eine ordentliche Wegstrecke vor uns haben. Mein Ziel ist eine Bilanz mit rundherum ordentlichen schwarzen Zahlen. Das haben wir knapp verfehlt.

In einem Interview mit dem „Guardian“ haben Sie diese kürzlich für das laufende Jahr in Aussicht gestellt. Bleibt es dabei?

Wir hatten ein starkes Weihnachtsgeschäft, aber das 4. Quartal ist erst angelaufen. Grundsätzlich bin ich zuversichtlich, am 30. April auch nach Steuern einen Gewinn ausweisen zu können.

Sie haben Waterstones von Grund auf umgebaut. Wo liegen aktuell die Stärken und wo ist noch Nachholbedarf?

Unser Kerngeschäft mit Büchern hat sich weiter deutlich erholt, aber da ist noch mehr drin. Kinderbücher waren sehr stark, Unterhaltungsliteratur hat sich stabilisiert. Die Nachfrage nach Nonbooks wächst ebenfalls mit viel Luft nach oben. In beiden Bereichen werden wir jetzt ins Detail gehen.

Was ist aus Ihrer Abneigung gegen Nonbooks geworden?

Sie haben ihren Platz, wenn sie das Buchsortiment sinnvoll ergänzen. Waterstones wird ganz sicher kein Spielwarenhändler werden.

2015 haben Sie das Kindle-Sortiment aus den Filialen genommen. Wird es dafür irgendwann Ersatz geben?

Nein. Es gibt keinerlei Pläne, eine eigene E-Book-Plattform aufzubauen oder einzukaufen. Wir sind ganz altmodische Buchhändler.

Welche Rolle spielt das Café „W“ in Ihren Planungen?

Wenn es der Platz erlaubt, wird es in allen neuen Filialen ein Café „W“ geben. Dort, wo wir sie eröffnet haben, laufen sie ausgesprochen gut. Weil es noch nicht viele sind, spielt „W“ in der Bilanz keine große Rolle, aber das wird sich ändern, je mehr neue Läden hinzukommen. Kaffee verkauft Bücher, das ist eine Tatsache.

James Daunt führt seit 2011 die Geschäfte des britischen Buchfilialisten Waterstones. Außerdem gehört ihm der Londoner Indie-Buchhändler Daunt Books, den er 1990 gegründet hat.

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