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Preise an der Grenze

Der Albtraum vieler Verlage und Buchhändler hierzulande: Amazon könnte versuchen, die Preisbindung auszuhebeln. Ob dieses Szenario realistisch ist, bleibt umstritten – schließlich ist Amazon ohnehin Marktführer und profitiert vom vergleichsweise margenstarken Buchgeschäft hierzulande. So zeigte sich Kindle-Manager Russ Grandinetti auf der Frankfurter Buchmesse 2013 zufrieden mit dem Print-Wachstum auf dem deutschen und auch japanischen Markt – Märkte, auf denen Amazon, wie Grandinetti hervorhob, wegen der Preisbindung preislich keine Vorteile gegenüber anderen Shops habe, aber eben dennoch kontinuierlich zulege. 

Die Preisbindungstreuhänder nehmen, wie buchreport.express 34/2014 exklusiv meldet, gerade eine britische Amazon-Tochter ins Visier, die auch nach Deutschland liefert. Ohne Rücksicht auf die gebundenen Preise. 

Das Preisbindungsgesetz hat eine Achillesferse – zumindest in der Theorie: Aus Rücksicht auf den europarechtlichen Grundsatz der Warenverkehrsfreiheit bestimmt §4, dass die fixen Preise nicht bei grenzüberschreitenden Verkäufen innerhalb der Europäischen Union gelten. Etwas anderes gilt nur, wenn jemand gezielt versucht, auf diesem Wege das Preisbindungsgesetz zu umgehen. In der Praxis spielte die Vorschrift bisher allerdings so gut wie keine Rolle.

Das könnte sich ändern. So nehmen die Preisbindungstreuhänder gerade einen britischen Online-Buchhändler ins Visier: Die Amazon-Tochter The Book Depository (bookdepository.com) hat nach eigenen Angaben rund 10 Mio Titel im Angebot, die sie versandkostenfrei in alle Welt verkauft. Das Unternehmen liefert auch Bücher nach Deutschland, ohne sich an gebundene Preise zu halten. Auch wenn der Onliner argumentiert, die Bücher würden schließlich aus Großbritannien geschickt, sieht Preisbindungstreuhänder Christian Russ den Umgehungstatbestand erfüllt.

Mehr zum Thema im buchreport.express 34/2014 (hier zu bestellen)

Kommentare

2 Kommentare zu "Preise an der Grenze"

  1. Es liegt an den Verlagen, ob diese Hyänen immer mehr Oberwasser bekommen oder nicht. Solchen Händlern werde ich – als Verlag – schlicht geringere Rabatte einräumen. Das dürfte gesetzlich in Ordnung sein, und die Preistreiberei kostet dann, statt Profit zu bringen. Es müssten halt ein paar mehr mitmachen, und nicht immer nur jammern.

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