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Abmahnung light

Die Buchhändlergenossenschaft eBuch (nach eigenen Angaben mit einem Außenumsatz der Mitglieder von 100 Mio Euro siebtgrößte deutsche Buchhandelskette) schickt Amazon eine Abmahnung wegen eines angeblichen Preisbindungs-Verstoßes. Statt eine Abmahngebühr zu zahlen, soll der Onliner Geld für Flutopfer spenden.
Stein des Anstoßes sind laut Schreiben der eBuch an Amazon die Titel der Sachbuch-Reihe „Wieso? Weshalb? Warum? junior“ (Ravensburger), die bei Amazon am 1. Juni 2013 für 8,99 Euro statt des gebundenen Preises 9,99 Euro angeboten worden seien. Dies sei entweder ein Preisbindungsverstoß oder – falls nur der Preis falsch deklariert worden, aber der richtige Preis vom Kunden verlangt worden sei – ein Wettbewerbsverstoß.
Als „Einigungsangebot“ solle Amazon eine Unterlassungserklärung unterzeichnen und 1500 Euro für Flutopfer an das Sozialwerk des Deutschen Buchhandels überweisen.

Kommentare

3 Kommentare zu "Abmahnung light"

  1. Lorenz Borsche | 23. Juni 2013 um 12:34 | Antworten

    Hallo Buchbetreuerin, werfen Sie mal einen Blick in die Länder, bei denen es keine Preisbinunding gibt – und auch kaum noch Buchhandlungen. Von 4.000 auf 1.700 in England binnen 13 Jahren. In den USA ist eine der größten Ketten, Borders, 2011 pleite gegangen. Und aus der verbliebenen, Barrnes & Nobles kommen seit langem beunruhigende Signale.

    Warum amazon? Und warum dieser Titel? Weil Kunden im Laden standen, und gefragt haben, warum der (ehrliche) Buchhändler teurer sei als amazon. Weil das die Strategie von amazon ist, möglichst immer den Eindruck zu vermitteln, im Internet sei das Einkaufen billiger, und das sogar bei preisgebundenen Produkten. Weil man damit die Konkurrenz platt macht.

    Das wird dazu führen, daß amazon, wie in den USA, eines Tages so übermächtig sein wird, daß sie anfangen die Preise zu diktieren. Das tun sie in den USA heute schon. Und keineswegs immer zugunsten der Kunden, wie hier zu lesen (es geht um ‚Pretty Litlle Liars“, das Buch zur TV-Serie):

    „I really want to buy this set for my Kindle Fire, however I’m torn because the price for the box set for the Kindle edition is double the price ($32.99) of the actual book set in paperback ($18.99). Why is this? We already bought the Kindle’s and now we have to pay double to get the books we wish to read on the already paid for Kindle? I find this a bit unfair.“

    Und: „I agree with the comment below, why is this Kindle book set’s price marked at nearly twice the price of the paperback version?? Seeing as there are no physical production costs for the item, the price seems unfair. If should at least be equal to the price of the paperback set, if not less.“

    Hier zu finden: http://urly.de/3b301

    (Übersetzung in aller Kürze: der Preis für die Kindle-ebooks ist fast doppelt so hoch wie der für die resp. Taschenbücher).

    Tja, so geht Monopol-Kapitalismus in Reinform, und der alte Marx würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüßte, daß diesem präzise vorausgesagten Gespenst ausgerechnet Bücher anheim gefallen sind.

    Bei der Wasserversorgung hat der Aufschrei, der vor allem aus Deutschland kam, ja gerade noch das schlimmste verhindert. Beten wir dafür, daß es bei den Büchern weiterhin so bleibt und nicht der nächste Angriff aus Brüsel um die Ecke lauert.

    Solange allerdings sellbsternannte Buchbetreuer den Nutzen des Systems für den Endkunden nicht verstehen, solange gilt es noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Denn wenn sich das Prinzip des Stärksten auch hier durchsetzt, dann bleibt die Kultur als erstes auf der Strecke.

    Schönen Sonntag allerseits, mfG LB

  2. Buchbetreuerin | 20. Juni 2013 um 18:22 | Antworten

    Ich finde fast täglich bei Amazon Verstöße gegen die Preisbindung. Da kann man sich dranhalten – warum jetzt ausgerechnet für Ravensburger-Produkte eine „Strafzahlung“? Die einzige Lösung, die ich hier sehe, ist die Abschaffung der nicht mehr zeitgemäßen Preisbindung für Bücher. Sie wird tagtäglich in der Branche auf 1000 Wegen unterlaufen. Das meiste dringt davon nicht an die Öffentlichkeit. Amazon ist einer der maßgeblichen Treiber, die zum Unterlaufen der Preisbindung beitragen, aber längst nicht der einzige.

    Weg mit dem Unfug „Preisbindung“: Konsumenten sehen Bücher längst als „Konsumprodukte“, nicht als „Kulturgüter“. Diese lächerliche „heilige Kuh“ Preisbindung gehört längst geschlachtet! Das immer wieder zitierte Mantra „aber nur die Preisbindung schützt die kleinen Buchhandlungen vor dem Ruin“ ist Schwachsinn – die gehen seit Jahren auch „mit“ Preisbindung baden, aber nicht „wegen“ der Preisbindung. Weil sie nicht klar spezialisiert sind und keinen klaren Kundenfokus, keine klare Zielgruppe, haben und beratungsschwach sind.

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